Gut, dass ich gestern etwas länger gearbeitet hatte, so konnte ich den heutigen Vormittag etwas entspannter angehen. Und das sah so aus, dass ich beim Post holen von der Rezeption an den Monitoren der Überwachungskameras im Nebenraum hängengeblieben bin. Harry und Gemma waren gerade beim Frühstücken. Er hatte eine blaue kurze Hose an, Badelatschen und ein weißes Shirt. Seine Haare hatte er zum Dutt gebunden, das fand ich damals schon so sexy und ich musste feststellen, dass sich daran nichts geändert hatte.
Er aß Pancakes mit Nutella, trank einen Orangensaft und einen Kaffee und schien sich prächtig mit Gemma zu amüsieren. Und bei jedem Lächeln, musste auch ich grinsen. Verdammt, ich musste seine Stimme hören, jetzt sofort. Da ihre Teller noch voll waren, würden sie noch ein bisschen brauchen. Ich schnappte mir zum Vorwand ein Klemmbrett und ging zur Küche, um die Mitarbeiter dort zu begrüßen. Jeder brachte mir ein freundliches Lächeln entgegen, was ich heute leider nur halbherzig erwidern konnte, denn in diesem Moment hatte ich etwas anderes vor.
Vorsichtig ging ich durch die Tür in den Essenssaal. Wie gut, dass ich dieses Hotel, besser als meine Westentasche kannte, sodass ich mich dicht, aber unauffällig an den Tisch von Harry und Gemma nähern konnte. Im Rücken hatten sie nämlich eine Deko-Wand, sodass sie mich nicht sehen, ich sie aber hören konnte.
"Das Essen schmeckt wirklich gut hier." - "Ohja, da gebe ich dir recht, Gem. Sag mal, was hältst du davon, wenn wir gleich eine Runde joggen gehen? Ich habe bestimmt schon eine Woche keinen Sport mehr gemacht." Bei seiner Stimme überzog sich mein Körper wieder mit einer Gänsehaut. Verdammt, warum reagiert mein Körper so? Es war wohl einfach nur, weil ich die beiden so lange nicht mehr gesehen und gehört hatte und dachte, dass das auch nie wieder passieren würde.
"Ja klar, lass uns das machen. Hat Liam sich eigentlich schon gemeldet?" Liam. Der gute Liam und ich musste kurz lächeln, als ich an unsere gemeinsamen Tage im Hörsaal dachte. "Nein, bisher gibt es nichts Neues aus dem Krankenhaus." Sofort fiel mein Lächeln wieder. Krankenhaus? Oh Gott, hoffentlich nichts Schlimmes.
"Was ist Harry? Ist dir kalt?" - "Nein nein, alles gut. Hatte gerade... nur so einen Schauer. Hat doch jeder mal." Gemma lachte leicht. "Ja, das stimmt. Ich hol mir noch was zu Essen." Und bis ich verstand, was das bedeutete, ging sie auch schon mit ihrem Teller an mir vorbei. Fuck!
Wenn sie sich jetzt umdrehte oder gleich zurückkam, bin ich geliefert. Ich kann aber auch nicht durch den normalen Ausgang, denn dann würde ich Harry geradewegs in die Arme laufen. Okay, Louis. Denk nach, denk nach, denk nach. Es gab nur zwei Möglichkeiten, Hauptausgang oder durch die Küche. Hauptausgang fiel definitiv aus wegen Harry, also musste ich es riskieren. Gemma stand gerade an einer Servierplatte und schauffelte sich Rührei auf den Teller und das sah ich als meine Chance. Mit klopfendem Herzen ging ich eiligen Schrittes auf die Tür zu. Bitte dreh dich nicht um, bitte.
Noch fünf Schritte bis zur Tür, da legte sie die Kelle wieder beiseite. Fuck! Sie nahm ihren Teller und drehte sich zum Glück in die andere Richtung. Schnell wand ich den Blick ab und überbrückte die letzten drei Schritte. Wieder in der Küche stieß ich erleichtert und geräuschvoll die Luft aus, die ich vor Schreck angehalten hatte. Mensch Louis, wie kannst du nur so unvorsichtig sein und einfach in den Frühstücksraum gehen. Mein Herz raste, wie schon lange nicht mehr, da ich eben ziemlich nervös war.
Wieder bei Sinnen, begab ich mich zurück in mein Büro und beschloss, mir unser Überwachungssystem auf den Computer zu spielen. Meine Chefin wollte dies eh schon länger, also die perfekte Gelegenheiten, vielleicht konnte ich Gemma und Harry ja noch ein paar mal beobachten.
Während die Installation noch lief, besorgte ich mir von einem Techniker einen zweiten Bildschirm, sodass ich meine Arbeit und auch die Kameras immer im Blick hatte. Rob, der Techniker, war zwar sichtlich nicht so begeistert, dass es jetzt und sofort sein musste, aber er wusste ganz genau, dass er eh keine Wahl hatte. Ich spielte nicht gerne die Karte eines Vorgesetzten, aber diesmal kramte ich sie doch einmal raus.
Nachdem der Monitor angeschlossen und die Installation fertiggestellt war, spulte ich direkt noch einmal zum Zeitpunkt des Frühstücks und auf die Szene, in der Gemma aufsprang, um sich noch etwas zu Essen zu holen.
Sie huschte an mir vorbei und bemerkte mich zum Glück nicht. Während sie sich am Buffet dann umsah, sah ich meine eigene Panik in meinem Gesicht. Gemma stellte ihren Teller ab, begann sich Rührei auf ihren Teller zu füllen und ich setzte mich in Bewegung. Etwa fünf Meter vor der Tür legte sie die Kelle wieder beiseite, nahm ihren Teller und drehte sich nach links. Ich drehte meinen Kopf und etwa einen Meter vor der Tür, entschied Gemma sich doch für die rechte Seite. Oh Fuck. Das habe ich vorhin gar nicht mitbekommen. Ich konnte jetzt sehen, wie sie mir hinterher sah, die Augen zusammenkniff, dann aber den Kopf schüttelte und zurück zum Tisch ging. Fuck. Fuck. Fuck.
Auch wenn sie mich nur etwa eine halbe Sekunde gesehen hat, kam ich ihr anscheinend bekannt vor, sonst hätte sie nicht so reagiert. "Scheiße...", fluchte ich leise vor mich hin. Warum hatte ich mich nur nicht besser im Griff? Ich musste mich echt zusammenreißen, denn ich durfte auf keinen Fall auffliegen. Schnell wechselte ich die Kameraansicht, um besser den Tisch von den beiden zu erkennen, doch Gemma schien Harry nichts zu erzählen, denn der erzählte irgendwas und lachte dabei. Das war wirklich knapp.
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Lover or Liar - Part II - Larry Stylinson
FanfictionPart II von Love and liars. (Part I muss nicht unbedingt vorher gelesen werden) Vor elf Jahren hat Louis' Leben ein jähes Ende gefunden. Nicht er selbst, aber seine Identität wurde ermordet. Sein bisheriges Leben musste er von jetzt auf gleich hinte...