Harrys Kopf schnellte zu mir und seine Augen weiteten sich.
Oh Gott, jetzt war es so weit. Ich stand nur einen Meter von Harry entfernt und sah ihm direkt in die Augen. Jetzt nur nicht die Fassung verlieren, Louis.
Keiner antwortete.
"Sir?", fragte ich direkt an Harry. "Ist alles in Ordnung? Kann ich Ihnen weiterhelfen?"
Mein Herz raste wie wild und drohte mir aus der Brust zu springen, da ich so nervös war, doch ich ließ mir absolut nichts anmerken.
Weiterhin hielt ich Harrys Blick stand und setzte einen fragenden Gesichtsausdruck auf. Harrys Augen huschten über mein Gesicht, meine Haare, Hals und zurück zum Gesicht. Er scannte alles ganz genau ab und suchte wahrscheinlich einen Beweis, das war mir durchaus bewusst. Doch eine Antwort von ihm blieb weiterhin aus, so dass ich seufzen musste.
"Mr...?", fragend sah ich nun zu Robert und dieser schaltete sofort. "Styles. Er heißt Styles." Dankbar nickte ich ihm zu. "Mr. Styles..." ich musste eine kurze Pause machen, so lange hatte ich diesen Namen nicht mehr ausgesprochen. "... mein Name ist Mr. Miller. Ich bin Vorgesetzter von dem Kollegen und habe eben die Auseinandersetzung mitbekommen, daher würde es mich wirklich interessieren, was los ist.", fragte ich nun etwas anders.
Er schien langsam seine Stimme wiedergefunden zu haben, doch runzelte nach wie vor mit weit geöffneten Augen die Stirn. "Nein... nein... alles... gut...", stammelte er leise und es kam eher so rüber, als würde er mit sich selbst sprechen. "Sind Sie sicher, Mr. Styles?" Harry nickte nur, sodass ich nun ein Lächeln aufsetzte. "Gut, dann haben Sie eine gute Nacht, Sir." - "Ja... danke...", stotterte Harry völlig verwirrt vor sich hin. "... Sie auch."
Doch er machte keine Anstalten zu gehen, stattdessen hob er eine Hand und streckte sie in die Richtung meines Gesichtes. Oh nein. Wenn er mich jetzt berühren würde, würde meine Fassade bröckeln. "Louis...?", kam es hauchend von Harry. Oh Fuck. Ich fühlte einen Messerstich in meinem Herzen, doch ließ mir äußerlich weiterhin absolut nichts anmerken. "Louis? Was meinen Sie? Mein Name ist Miller, Alex Miller.", antwortete ich und ging schnell einen Schritt zurück, damit seine Hand nicht meine Wange oder eine andere Stelle streifen konnte.
Man konnte es quasi in Harrys Kopf arbeiteten sehen und hören, ehe er anfing seinen Kopf zu schüttelten "Ent... Entschuldigen Sie.", presste er noch schnell hervor, bevor er sich umdrehte und mit schnellen Schritten verschwand.
Mit einen lauten Seufzer stieß ich die Luft aus.
"Wow, Alex. Was war das denn bitte?", fragte Robert mit erstauntem Gesichtsausdruck. "Frag mich nicht. Ich habe keine Ahnung." - "Kanntest du den Typen?" - "Was? Nein, wie kommst du darauf?", antworte ich vielleicht etwas zu schnell. "Naja, nimm es nicht persönlich, aber der Kerl war außer sich, ist ein Kopf größer als du und dann sieht er dich und ist stumm wie ein Fisch."
Was sollte ich denn darauf antworten? Meine Autorität oder Dominanz habe ich ja nun wirklich nicht spielen lassen. "Vielleicht war er einfach verwirrt.", zuckte ich mit den Schultern und setzte wieder mein Fake-Lächeln auf. "Das kann natürlich auch sein. Nun gut, Lucy übernimmst du dann? Dann kann ich ja Feierabend machen." Achja, Lucy war ja auch noch da, sie war die ganze Zeit über leise und gab kein Wort von sich. Ich drehte mich kurz um und sah, wie sie mich skeptisch musterte. Großartig.
"Natürlich Robert, schlaf gut.", antwortete sie dann doch und Robert ging in den Nebenraum um seinen Kram zu holen. Nur ein paar Sekunden später tauchte er wieder auf und winkte uns noch zu, ehe er durch die Glastüren verschwand.
"Okay, dann will ich auch mal Lucy, wir sehen uns!", sprach ich schnell und machte schon ein paar Schritte nach hinten. "Miller! Hier geblieben!" Gequält kniff ich kurz die Augen zusammen und verzog das Gesicht, ehe ich wieder meine Maske aufsetzt und mich fragend zu Lucy umdrehte. "Was ist los?", gab ich unwissend von mir.
"Robert kannst du vielleicht verarschen, aber mich nicht, Alex. Du bist mein bester Freund und dieser Kerl passte perfekt auf die Beschreibung deiner 'verdächtigen Person'. Also... was ist hier los?" Ach Lucy, wenn du wüsstest, dass ich dich leider Gottes schon seit über zehn Jahren 'verarsche'... "Das bildest du dir nur ein, Lucy. Es ist alles gut." - "Verdammt, Alex! Was soll das? Lüg mich nicht an!", sprach sie immer lauter, weswegen ich mich schon schnell umschaute, ob noch jemand hier war, aber die Lobby war zum Glück absolut leer.
Verdammt, ich wollte sie nicht anlügen, aber was sollte ich denn machen? Und wenn sie jetzt auch noch merkte, dass ich sie anlog, wird sie sauer und enttäuscht sein. Es ging nicht, aber ich durfte ihr die Wahrheit nicht sagen. Ich war in der Zwickmühle, obwohl ich die eigentlich richtige Lösung kannte, doch nun musste ich es wohl oder übel in Kauf nehmen, dass sie erstmal wütend auf mich ist, falls sie mir nicht glauben sollte.
"Lucy, bitte. Lass gut sein. Es tut mir leid. Ich werde jetzt nach Hause fahren. Bis Morgenfrüh.", verabschiedete ich mich schließlich von hier und schlürfte dann über den Teppichbodens des Hotels Richtung Ausgang. An der frischen Luft fischte ich die Zigarettenschachtel aus meiner Hosentasche und genoss den einziehenden Qualm in meinen Lungen. Die musste jetzt einfach mal sein, denn mir war absolut bewusst, dass Harry glaubte mich zu erkennen und dass er meinen einstigen Namen ausgesprochen hat, bestätigte dies nur noch mehr, aber hoffte dennoch, dass ich überzeugend genug war, ihn von Alex Miller zu überzeugen. Das würde alles vereinfachen.
Und wenn nicht? Ja, dann hätte ich wohl ein Problem. Kurz überlegte ich, ob ich vielleicht den damaligen Ermittler anrufen und ihn nach Rat fragen sollte. Mein Handy hatte ich schon in der Hand, aber entschied mich schließlich doch um, denn was sollte es schon bringen?
An meinem Auto angekommen lehnte ich mich mit dem Rücken gegen und starrte in den Sternenhimmel. Warum mussten Gemma und Harry auch ausgerechnet hierher kommen? Ach, warum musste ich in den Zeugenschutz kommen? Warum hatte Steve mich nicht umgebracht? Warum haben Mum und Dad dieses kuriose Leben gewählt? Alles Fragen, die ich mir schon seit Ewigkeiten stelle und nie beantwortet bekommen würde.
Mir war schon immer klar, dass ich Harry niemals vergessen würde und mein Herzklopfen, welches ich eben hatte, als ich ihm so nahe stand, machte es nicht einfacher. Ich war einfach so nervös und hoffte, dass er mich nicht erkennen würde.
Ach verdammt! Meine Gedanken machten mich nachdenklich, wütend und frustriert gleichzeitig, sodass ich meine Hände zu Fäusten ballte und gegen die Autotür schlug. Seufzend blickte ich einmal über die Fenster des Hotelgebäudes. Die meisten Lichter waren schon aus, es war ja schließlich auch schon spät. Doch an einer Glasscheibe in der das Licht noch an war, blieb ich hängen. Harry stand mit verschränkten Armen an der Balkontür und blickte raus. Na super. Sah er mich etwa? Unmöglich konnte er mich auf dieser Entfernung in der Dunkelheit erkennen, dennoch huschte ich schnell in mein Auto und startete den Motor, ehe ich davonbrauste.
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Lover or Liar - Part II - Larry Stylinson
FanfictionPart II von Love and liars. (Part I muss nicht unbedingt vorher gelesen werden) Vor elf Jahren hat Louis' Leben ein jähes Ende gefunden. Nicht er selbst, aber seine Identität wurde ermordet. Sein bisheriges Leben musste er von jetzt auf gleich hinte...