Kurze Zeit später hatte ich Harry wieder zurück zum Hotel gebracht, da ich dringend schlafen musste. Ansonsten würde der morgige Tag wohl sehr anstrengend werden. Zu gerne hätte ich ihn gefragt, ob wir uns am nächsten Abend wieder treffen würden, doch ich wusste nicht, ob ihm das vielleicht zu viel wäre. Schließlich ist er hier mit Gemma im Urlaub und von ihm kam auch nicht die Frage.
Endlich zu Hause angekommen streifte ich direkt meine Klamotten ab, um unter die Dusche zu springen. Was für ein Tag. Ich war unmotiviert wie noch nie zur Arbeit gefahren, hatte dann ein paar aufbauende Post-its an meinem Monitor vorgefunden, Roberts klägliche Verkupplungsversuche beim Mittagessen und dann kam Harry, der sich entschuldigt hatte. Der gemeinsame Abend mit ihm war eine reine Gefühlsachterbahn. Wir hatten uns geküsst, dann darauf geeinigt Freunde zu sein, waren essen und dann mein Gefühlsausbruch am Strand.
Seufzend lehnte ich mich an die Fliesen in der Dusche. Erst jetzt merkte ich, wie der Tag mich geschlaucht hatte. Ich beschloss morgen definitiv auszuschlafen und erst dann zur Arbeit zu fahren.
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Am nächsten Morgen saß ich gerade am Frühstückstisch mit einer Dose Redbull und einer Schüssel Müsli vor mir, als die Haustür aufging. Wie nicht anders zu erwarten, war es Lucy. Vielsagend grinste sie mich an, sodass ich wieder mal nur die Augen verdrehen konnte. "Erzähl! Wie war es.", fing sie ohne eine Begrüßung an. "Wie soll es schon gewesen sein. Er hat sich entschuldigt, wir haben ein bisschen gequatscht und uns dazu entschieden Freunde zu sein, solange er hier ist. Danach lebt jeder sein Leben wie bisher weiter." Lucys vorheriges Grinsen verflog und wandelte sich in einen entsetzten Gesichtsausdruck.
"Das... tut mir leid. Ich hatte gehofft, da würde mehr gehen." Nicht nur du, Lucy, nicht nur du. "Nun, wie ich bereits gesagt hatte... er hat einen Freund." Verstehend nickte sie und setzte wieder eine mitleidige Miene auf. Mein Gott, ich will kein Mitleid. "Also mir war klar, dass er dich nicht hasst. Aber du musst auch verstehen, dass du nach elf Jahren nicht erwarten kannst, dass er noch immer Gefühle für dich hat. Tut mir leid, Alex."
Seufzend holte ich einmal tief Luft und starrte aus dem Fenster, als ich ihr, ohne sie anzublicken, antwortete: "Er ist in mich verliebt... oder so ähnlich." - "Was?!" - "Lucy, es ist das beste so. Es würde nicht funktionieren und außerdem liebt er auch seinen Freund und..." - "Man kann nicht zwei Menschen gleichzeitig lieben!", unterbrach sie mich bissig. "Lucy, bitte. Das ist eine Sache zwischen Harry und mir. Und wir haben uns so entschieden."
Lucy schnaubte verächtlich und ließ sich auf dem Stuhl gegenüber von mir plumpsen. Ein unangenehmes Schweigen trat zwischen uns. Kann man wirklich nur einen Menschen lieben? Oder hat Harry tatsächlich Gefühle für Jake UND für mich? Ach, selbst wenn... wir haben das so besprochen und dabei muss es eben bleiben. "Scheiße Alex!" Erschrocken fuhr ich herum. Lucy ist aufgesprungen und tigerte wie wild in der Küche auf und ab. "Ihr müsst für einander geschaffen sein! Schicksal! Seelenverwandte! Eure Liebe hat 11 Jahre überstanden! 11 verfluchte Jahre! 11! Das müsst ihr doch begreifen!", rief meine beste Freundin völlig aus dem Häuschen. "Lucy! Lass es bitte. Es ist wie es ist..."
"Ich geh los zur Arbeit, bis später." Ich griff nach meiner Tasche und machte mich auf den Weg zum Hotel.
Wie jeden Arbeitstag öffnete ich die großen Glastüren, ging über den Flur und schnappte mir den Stapel neuer Briefe von der Rezeption. Währenddessen begrüßte ich noch Tom und erkundigte mich nach seinem Wohlbefinden. Nach unserem kurzen Plausch, wollte ich mich gerade auf den Weg in mein Büro machen, als ich im Augenwinkel einen Lockenkopf in der Lobby sitzen sah.
Ich hob meinen Kopf und tatsächlich war es Harry. Er hatte mich nicht bemerkt und schien in einem Buch vertieft zu sein. Grinsend ging ich zu ihm und ließ mich direkt neben ihm aufs Sofa fallen, während er zusammenzuckte: "Mein Gott, L - Alex. Erschreck mich doch nicht so." - "Sorry. Was liest du da?" - "Ach nichts besonders. Nur so einen Psycho-Thriller, aber bis jetzt ist der nicht so spannend." Wir lächelten uns gegenseitig an und wieder einmal konnte ich diese wunderschönen Augen nur bewundern. Zu gerne würde ich ihm jetzt durch seine lockigen Haare fahren, über seine Wange streichen und ihn küssen. Verdammt! Ich musste diese Gedanken loswerden, am besten wäre es, wenn wir nichts mehr miteinander machen würde.
Doch ehe mein Verstand eine Aussage machen konnte, tat dies bereits mein Herz: "Hast du heute Abend Zeit? Wir könnten was trinken gehen." Harrys Lächeln wurde noch breiter und ließ mein Herz freudig hüpfen. "Das können wir gerne machen." Mein Herz vollführte mal wieder einen Freudentanz, während mein Kopf innerlich seufzte. "Cool. Dann lass uns doch hier gegen 19 Uhr treffen, in Ordnung?" - "In Ordnung.", grinste mich der Lockenkopf an. "Na gut, dann sehen wir uns später. Ich muss jetzt noch ein bisschen arbeiten.", sagte ich dann und klopfte ihm mit meiner Handfläche zweimal auf den Oberschenkel, ehe ich aufstand und zügig zu den Fahrstühlen ging.
Warum habe ich ihm denn jetzt auf den Oberschenkel geklopft? Innerlich jammerte ich und bemitleidete mich selbst. Das ist doch alles so unfair. Als das 'Pling' des Fahrstuhles ertönte, schüttelte ich mich kurz und stieg kurzerhand ein. Nur Freunde, nur Freunde, nur Freunde.... immer wieder dachte ich an diese Wörter, damit mein Herz es auch endlich begriff, denn dieses schien das gestrige Gespräch zwischen Harry und mir irgendwie verpennt zu haben.
Nachdem der Fahrstuhl auf meiner Etage angekommen war, eilte ich in mein Büro. Ich hing mich direkt in die Arbeit, damit ich auch ja pünktlich Feierabend machen konnte, um mit Harry ein paar Bierchen zu trinken. Aber jetzt musste ich mich erstmal ein paar Stunden konzentrieren, nur ein paar Stunden, Louis.
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Lover or Liar - Part II - Larry Stylinson
FanfictionPart II von Love and liars. (Part I muss nicht unbedingt vorher gelesen werden) Vor elf Jahren hat Louis' Leben ein jähes Ende gefunden. Nicht er selbst, aber seine Identität wurde ermordet. Sein bisheriges Leben musste er von jetzt auf gleich hinte...