17. Vergangenheit

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Es dauerte viele Minuten und eine Menge Taschentücher, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Ich war Lucy dankbar, dass sie für mich da war, obwohl wir uns heute Morgen ja nicht so freundlich verabschiedet hatten. Nachdem keine Schluchzer mehr aus mir kamen, setzten wir uns aufs Sofa und Lucy streichte mir immer wieder tröstend über den Rücken.


Sie fragte nicht nach, sondern war einfach nur für mich da. Doch mir war absolut klar, dass sie eine Erklärung haben wollen würde und ich dachte, dass ich ihr es einfach erzählen würde. Ich konnte es einfach nicht mehr länger geheim halten. Ich musste mit jemandem darüber reden. Und wenn nicht mit Lucy, mit wem denn dann?


"Jetzt kann ich wohl nicht mehr sagen, dass alles okay ist oder?", versuchte ich sie anzulächeln. Sie legte den Kopf schief und schüttelte ihn: "Ich denke nicht." - "Ich werde es dir erzählen. Versprichst du mir, dass du mich nicht hassen wirst?" - "Ich verspreche es dir. Ich meine, du wirst schon niemanden umgebracht haben." Darauf konnte ich nicht antworten, es war zu dicht an der Wahrheit. Doch anscheinend interpretierte sie mein Schweigen falsch und ihr Augen wurden groß: "Oh Gott, du hast doch nicht..." - "Was?! Nein! Oh Gott nein...Es ist nur..." Mein knurrender Magen unterbrach mich und ich musste etwas lachen. "Hast du noch was vor heute Abend, Lucy?"


"Äh, nein? Bisher nicht." Sie war sichtlich verwirrt von meinem Themenwechsel. "Okay. Bestellen wir Pizza? Das kann ein langer Abend werden." - "Lass uns das machen.", lächelte nun auch Lucy und umarmte mich noch einmal. Während sie die Pizza bestellte, ging ich einmal ins Bad um auf Toilette zu gehen und mir etwas Wasser ins Gesicht zu spritzen. "Du schaffst das Louis...", nuschelte ich zu mir selbst, als ich mein Spiegelbild betrachtete. Ich fuhr mir noch einmal durch die Haare und verließ dann wieder das Bad.


Im Wohnzimmer angekommen betrachtete ich kurz Lucy, die schon wieder auf dem Sofa saß und etwas in ihrem Handy rumtippte. Mit einem Räuspern machte ich auf mich aufmerksam. Ihr Kopf schnellte nach oben, während sie ihr Handy weglegte und mich anlächelte. Entschuldigend sah ich sie an und ging dann auf sie zu. Irritiert sah sie mich an, als ich vor ihr stehen blieb und ihr meine Hand entgegenstreckte. Sie ergriff sie jedoch und ich schüttelte sie. "Hallo. Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Louis William Tomlinson, 32 Jahre alt, habe am 24.12. Geburtstag, geboren in Doncaster und meine Leidenschaften sind das Singen sowie Fußballspielen..." 


Ich machte eine kurze Pause und schaute zur Rothaarigen, doch Lucy sagte nichts und schaute mich einfach nur ruhig an, was mich auch selbst etwas beruhigte. "...ich bin im Zeugenschutzprogramm und Alex Miller ist nur eine erfundene Identität." Leicht weiteten sich ihre Augen, doch ich konnte ihr ansehen, dass sie sich versuchte zusammen zu reißen, damit sie mich nicht verunsicherte. Ich kicherte leicht: "Okay, du bist noch nicht weggerannt. Verdau diese Informationen erstmal und nachdem wir was gegessen haben, erzähle ich dir meine ganze Geschichte."


"O-Okay... ich weiß eh gerade nicht, was ich sagen soll. Ich habe mit vielem gerechnet. Aber nicht damit." Beruhigend lächelte ich sie an, denn es war absolut in Ordnung für mich, wenn sie das erst einmal sacken lassen musste. 


Doch nachdem endlich die Pizza geliefert wurde und wir diese verschlungen hatten, war Lucy anscheinend neugierig. "Okay Alex... ich meine... Louis...wie soll ich dich nennen?" Ich lachte leise. "Nenn mich bitte weiterhin Alex. " - "Ok ok... Alex. Jetzt erzähl. Ich bin jetzt wirklich gespannt... auf dich... wer du bist und wo du herkommst." - "Du willst wirklich alles wissen?" - "Alles."


Ich holte noch einmal tief Luft und nahm einen Schluck des Weines, den wir uns eingeschenkt hatten, ehe ich anfing: "Gut... Also im Sommer vor knapp zwölf Jahren fing das ganze Drama etwa an. Ich war 20 Jahre alt und lebte mit meinen Eltern und meinen Schwestern Fizzy und Lottie in Doncaster und unternahm viel mit meinem besten Freund Niall. Außerdem fing gerade mein Studium auf Lehramt an, dort lernte ich Liam kennen, der auch ein guter Freund von mir wurde. Auf jeden Fall kam es so, dass meine Mutter angeblich Krankenschwester war und mein Dad Polizist, jedoch mussten sie seit diesem Sommer immer häufiger auf Dienstreise, länger arbeiten oder waren einfach mal so länger nicht da. Da mir das irgendwie merkwürdig vorkam, fing ich an, dem ganzen auf den Grund zu gehen, was jedoch nicht wirklich gewünscht war. Ich bekam Warnungen und Drohungen zugeschickt...." 


Ich musste eine kurze Pause machen, um mich wieder zu sammeln. Lucy wartete geduldig und schaute mich neugierig an. "... Auf jeden Fall lernte ich zu dieser Zeit auch Harry durch Liam kennen. Harry... " Bei seinem Namen musste ich unwillkürlich lächeln, doch dieses verschwand auch schnell wieder, als ich an unser vorheriges Gespräch dachte. "...ich hatte mich unsterblich in ihn verliebt. Er war meine große Liebe. Bis wir zusammen gekommen sind, war es ein wenig kompliziert, doch im Nachhinein war es eigentlich ganz witzig, da wir es uns selbst so schwierig gemacht hatten. Doch als wir dann endlich zueinander gefunden hatten, war es perfekt. Ich liebte ihn so sehr, Lucy. Das kann ich gar nicht beschreiben. So leid es mir tut, aber nicht mal Ben kam an ihn ran... Unsere Liebe war manchmal schon mal etwas gruselig. Denn wir dachten irgendwie immer das gleiche und spürten, wenn es dem anderen nicht gut ging. Nachdem wir uns kennengelernt hatten, aber noch nicht zusammen waren, trafen sich dennoch fast täglich unsere Wege. Es war wirklich verrückt..."


Ich seufzte einmal, als ich an unsere glücklichen Zeiten zurückdachte. Es war so unbeschreiblich schön und es tat weh zu wissen, dass es nie wieder so sein würde.


"Naja... über sieben Monate lief das ganze dann so. Auf der einen Seite meine unglaublich schöne Beziehung mit Harry, auf der anderen Seite die beängstigende Seite der Drohungen und Geheimnisse meiner Eltern. Bis an diesem einen Tag im April. Ich hatte mein Handy geschrottet, habe im Büro meiner Eltern nach einem Ersatz gesucht und dann die Entdeckung gemacht, dass die ganzen Drohungen von meinen Eltern direkt kamen. Fluchtartig habe ich das Haus verlassen und bin zu Harry. Er war mein Anker und hat mich immer wieder aus meiner Frustration geholt. Jedenfalls hatten wir noch eine letzte gemeinsame Nacht zusammen und sind am nächsten Tag zu einem Oster-Rummel, danach wollte ich wieder nach Hause und habe mich noch in der Bahn von ihm verabschiedet. Das..." Ich musste schlucken.


"... Das... war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe. Ich bin dann nach Hause und habe meine Schwestern gefesselt und geknebelt vorgefunden. Mit in unserem Haus waren einige ekelhafte Typen. Bitte nimm es mir nicht übel, Lucy. Aber hier möchte ich nicht zu sehr ins Detail gehen. Meine Eltern waren wohl in einer Art Gang. Der 'Boss' hat meine Schwestern vergewaltigt und ist dann mit uns Dreien weggefahren. In einer verlassenen Fabrik fanden wir dann auch meine Eltern vor, die ebenfalls gefesselt waren. Vor meinen Augen wurden meine beiden Schwestern erschossen. Meine Eltern und ich wurden mit verbundenen Augen in einen Wald geschleppt. Mum und Dad wurden auch erschossen. Mir wurde die Wahl gelassen, ob ich mit in die Gang einsteigen wollte, doch ich lehnte ab. Dennoch blieb ich irgendwie 'verschont' und bekam nur einen Schuss in den Oberschenkel von einem Handlanger. Dieser drohte mir jedoch, dass ich lieber meinen Tod vortäuschen sollte, denn der Anführer ging davon aus, dass ich definitiv tot war."



Lover or Liar - Part II - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt