Bereits vorm Klingeln meines Weckers erwachte ich aus meinem leichten Schlaf, den ich diese Nacht hatte. Ich hatte so viel in meinem Kopf, dass ich einfach keine tiefe Erholung finden konnte. Schlafen könnte ich jetzt eh nicht mehr, so dass ich mit wenig Motivation für den heutigen Tag, die Decke beiseite schob, um aufzustehen und unter die Dusche zu springen.
Wie sollte ich mich heute verhalten? Könnte ich wieder unbeschwert im Hotel umher laufen, da Harry mich nun eh gesehen hatte? Was ist mit Gemma, hat Harry ihr von der Begegnung erzählt? Ach, natürlich hat er das, die beiden sind wie Pech und Schwefel, jedenfalls waren sie es damals und es sah jetzt nicht so aus, als hätte es sich geändert. Aber wahrscheinlich sollten sie mich doch nicht so häufig sehen, am besten gar nicht, denn so hatten sie keine Möglichkeit mich zu mustern und zu überlegen, ob ich es denn nun wirklich war.
Wie so oft in den letzten Tagen seufzte ich und stellte das Wasser der Dusche aus, um mich sogleich abzutrocknen und anzuziehen. Nach dem Zähneputzen lief ich in die Küche, um zu frühstücken und nahm mir auch eine Redbulldose aus dem Kühlschrank. Zischend öffnete ich diese und ließ die kühle Flüssigkeit meinen Rachen hinunter fließen. Ich schnappte mir noch einen Apfel und zwei Müsliriegel, um mich auf den Weg ins Hotel zu machen.
Gerade als ich meine Schuhe anzog, öffnete sich die Haustür und eine müde wirkende Lucy erschien. "Hey Süße, na wie war die Schicht?" - "Gut. Keine weiteren Vorkommnisse, falls du das meinst.", zischte sie. Ich hob eine Augenbraue und starrte sie einfach nur an, doch sie tat es mir genau gleich, so dass es eine Weile still war. "Ich fahre ins Hotel. Wir sehen uns.", sagte ich nach kurzer Zeit, da mir das wirklich zu blöd war und ging aus der Haustür. "Alex, warte...", sprach Lucy nun etwas versöhnlicher. "Was?!" - "Ich wollte dich nicht so anzicken. Aber ich merke genau, dass etwas nicht in Ordnung ist und ich bin etwas enttäuscht, dass du es mir nicht sagst." Ich nickte bloß und drehte mich dann um, um zu meinem Wagen zu gehen und zum Hotel zu fahren. Verstehen konnte ich sie ja, aber ich konnte es ihr einfach nicht sagen.
Dort angekommen, hatte ich mir eigentlich vorgenommen, entspannter und lockerer zu sein, dennoch konnte ich es nicht lassen, kurz die Lobby und die restliche Umgebung abzuscannen. Jedoch schien ich Glück zu haben und es waren keinerlei Personen ersichtlich, auf die ich jetzt absolut keine Lust hatte. Erleichtert darüber ging ich zur Rezeption, um die Post mit in mein Büro zu nehmen. Nur drei Briefe heute? Merkwürdig. Aber nun gut, wollen wir uns mal nicht beschweren.
Tom hatte heute wieder Dienst an der Rezeption, was mich sehr erfreute, sodass wir auch mal wieder eine Runde quatschen konnten. "Lass uns doch morgen mal wieder zum Training, Tom.", schlug ich ihm vor. Begeistert bejahte er mir die Frage und wir verabredeten uns, nach der Arbeit zum Sport zu gehen. Nachdem wir auch noch ausgemacht hatten, dass wir uns heute zum Mittagessen treffen, begab ich mich zu den Fahrstühlen, stieg ein, fuhr nach oben und ging dann in mein Büro.
Kaum saß ich auf dem Stuhl, fuhr ich den Rechner hoch und öffnete sofort das Überwachungsprogramm. Schnell überflog ich alle Kameraansichten, doch konnte Harry und Gemma nirgends entdecken. Also würden sie entweder noch schlafen oder schon außerhalb des Hotels sein. Okay, besser für meine Konzentration, aber schade. Vor mich hin nickend nahm ich den ersten Briefumschlag - eine Bewerbung für die nächste Ausbildungsperiode. Ein Mädchen, 18 Jahre alt, welches gerade ihren Abschluss machte. Sie sah ganz ansehnlich aus und die Noten sprachen auch für sie, vielleicht sollte ich sie einmal zu einem Gespräch einladen.
Und so zogen sich die Stunden des Vormittags hin, dass ich es gar nicht bemerkte, dass es bereits elf Uhr war, als es an meiner Tür klopfte. "Herein.", sagte ich wie immer höflich, wenn ich in meiner Rolle Arbeits-Alex war und lächelte, als ich Tom sah. "Oh, schon Zeit für Mittagessen?" - "Deswegen bin ich hier.", grinste er mich an. Ich schnappte mir noch mein iPhone und Jacket und ging dann mit Tom ins Restaurant des Hotels.
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"Was machen eigentlich eure Hochzeitsvorbereitungen, Tom?" Ich hatte ganz vergessen, dass seine Hochzeit ja schon in 6 Wochen war. Er erzählte mir jedoch, dass alles reibungslos liefe und er und seine Freundin schon wahnsinnig aufgeregt seien, was ich mir nur zu gut vorstellen konnte. Früher wollte ich auch immer heiraten, aber die letzten Jahre mit den verschiedenen Vorkommnissen hatten meine Meinung irgendwie geändert. Tom und seine Freundin würden auf einem Schiff nur mit der Familie im kleinen Kreis heiraten und danach in Australien ihre Flitterwochen feiern.
Bestimmt eine ganze Stunde saßen wir da, während wir aßen und über Toms Hochzeit sprachen, ehe er wieder aufstand, um weiter zu arbeiten. "Alles klar, Tom. Ich werde nochmal eben zu den Kollegen aus der Küche gehen, die haben mich auch schon ein paar Tage nicht mehr gesehen." - "Mach das, Alex. Wir sehen uns." Und so verabschiedeten wir uns, ehe ich durch den Essensraum zur Theke ging, um mich dort mit unserem Küchenchef auszutauschen.
Ich saß auf einem Barhocker, während mein Gegenüber mir von den Abläufen erzählte, die wohl bestens zu laufen schienen. Nur ein Praktikant sei wohl nicht all zu motiviert. Er würde sich das zwar noch etwas anschauen, allerdings müsste der Praktikant wirklich leider gehen, wenn er seine Einstellung nicht ändern würde. Während des Gespräches spürte ich blitzartig die Anwesenheit einer Person, obwohl ich sie nicht mal sah und mit dem Rücken zu den Tischen saß. Wie konnte das sein? Ich irrte mich bestimmt. "Warte mal bitte Alex, da sind gerade zwei neue Gäste gekommen." Ich nickte nur.
Konzentriert versuchte ich dem Gespräch der 'neuen Gäste' und unserem Küchenchef zu folgen. "Guten Tag, haben Sie bereits einen Wunsch?" - "Ja, ich nehme bitte ein Wasser und die Nr. 24." Ja, das war Harry - definitiv. "Und ich nehme eine Apfelschorle und die 17. bitte." Und das war Gemma. Großartig. Warum ist er immer da, wo ich auch bin. "Gerne doch. Kommt sofort." Und damit hörte ich die Schritte unseres Küchenchefs wieder näher kommen. "Sorry Alex, hast Du noch was? Ansonsten müsste ich mich wieder an die Arbeit machen?" - "Nein, alles gut. Danke dir." Nickend verschwand er durch die Tür zur Küche.
Großartig. Und nun? Unmöglich konnte ich hier ja jetzt sitzen bleiben, bis die beiden wieder verschwunden waren. Harry hatte mich doch eigentlich eh schon gesehen und sicherlich auch schon Gemma von der Begegnung unterrichtet. Allerdings wollte ich auch ungern eine Unterhaltung mit ihm führen, um meine Tarnung aufrecht zu halten.
Auch wenn es vielleicht kindisch war, griff ich seufzend zu meinem iPhone, stellte es auf lautlos um nicht versehentlich 'aufzufliegen', um dann ein Gespräch vorzutäuschen. "Miller?... Ja... Okay und wann?..." Ich stand auf und ging geradewegs auf den Ausgang zu. Na klasse, Harry saß mit dem Blick in meine Richtung und aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, dass er mich anstarrte und Gemma einen Tritt gegen das Schienbein gab. Großartig. Jetzt bloß keinen Blick in seine Augen riskieren und einfach zum Ausgang. "... ja natürlich..." Je näher ich den beiden kam, um so schwitziger wurden meine Hände und schneller pochte mein Herz gegen meinen Brustkorb. Was war denn nun los? Nun drehte sich auch Gemma um. "...Bitte schreiben Sie mir unverzüglich eine Mail und ich werde mich umgehend darum kümmern.... Nein, sofort bitte.... Danke. Auf Wiederhören." Und mit diesen Worten verließ ich das Restaurant. Da ich mir nicht sicher war, ob sie mir vielleicht folgten, beeilte ich mich, um wieder ins Büro zu kommen.
Was für eine absurde Situation.
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Lover or Liar - Part II - Larry Stylinson
FanficPart II von Love and liars. (Part I muss nicht unbedingt vorher gelesen werden) Vor elf Jahren hat Louis' Leben ein jähes Ende gefunden. Nicht er selbst, aber seine Identität wurde ermordet. Sein bisheriges Leben musste er von jetzt auf gleich hinte...