10. Abstand

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Noch am gleichen Abend hatte ich mir vorgenommen, Harry und Gemma ein für alle mal in Ruhe zu lassen. Ich zwang mich dazu, nicht auf die Bilder der Überwachungskameras zu schauen und wenn ich im Hotel umher lief, achtete ich penibelst darauf ihnen nicht über den Weg zu laufen. Jeder lebte nun einmal sein Leben und so musste es auch bleiben. Fest entschlossen mit meinem Vorhaben schlief ich schließlich ein.

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Als ich am nächsten Morgen erwachte, passierte dies ausnahmsweise mal weil ich ausgeschlafen war und nicht weil mein Wecker klingelte. Für meine Chefin war es absolut in Ordnung, dass ich in Gleitzeit arbeitete, solange ich keine Termine verpasste und für den heutigen Tag hatte ich mir mal vorgenommen auszuschlafen. Kurz ließ ich noch einmal den gestrigen Abend Revue passieren und erinnerte mich an mein Vorhaben, denn dieses wollte ich definitiv durchziehen.


Nachdem ich mich endlich aufraffen konnte aufzustehen, stellte ich mich unter die Dusche und putzte mir die Zähne, als ich die Wohnungstür knallen hörten. "Alex? Bist du noch da?", rief die Rothaarige laut durch die Wohnung. Ich verdrehte die Augen und schrie zurück, dass ich ihm Bad war, doch darauf erhielt ich merkwürdigerweise keine Antwort mehr.


"Guten Morgen, Lucy. Na wie war deine Nachtschicht?" - "Ach, eigentlich ganz ruhig. Nur da war wieder so kein Kerl, der sich über irgendeine Kleinigkeit beschwerte, als wäre es ein Weltuntergang. Der Mann hat wirklich keine Hobbies. Aber egal nun, ich habe uns Frühstück mitgebracht. ", sagte Lucy und tippte auf die Brötchentüte, die vor ihr auf dem Esstisch lag. Sie sprang schnell auf und fing an den Tisch zu decken, während ich den Kühlschrank öffnete und nach einem Redbull griff. 


"Wann fängst du heute an Alex? Oder machst du einen Tag frei?" Da sagte sie was, warum eigentlich nicht? Es war keine schlechte Idee, schließlich ist mein letzter Urlaub schon einige Tage her. Doch irgendetwas in mir hielt mich davon ab. "Ich fahre gleich nach dem Frühstück los. Meine Urlaubstage hebe ich mir noch etwas auf.", grinste ich sie an. "Alles klar, na dann, lass es dir schmecken." - "Danke, du dir auch."

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Im Hotel angekommen schaute ich mich immer wieder um und fühlte mich, wie ein Krimineller der gesucht wurde, als ich zur Rezeption huschte, den Angestellten dort grüßte und direkt in den angrenzenden Raum ging, um die Post zu checken. Dort fühlte ich mich in Sicherheit und musste erst einmal durchatmen, ehe ich den Stapel an Umschlägen in die Hand nahm und rasch überflog. Das waren eine Menge heute.


Bevor ich mich auf den Weg in mein Büro machen wollte, schielte ich doch noch einmal kurz zu den Monitoren der Überwachungskameras. Natürlich nur, um sicherzugehen, dass ich niemandem begegnete, der mich nicht sehen sollte, doch die Luft schien rein zu sein. Ich nutzte also die Chance und begab mich zu den Fahrstühlen, ehe ich ungeduldig immer wieder den Knopf drückte. Warum dauerte es denn heute so lange? Ich merkte, dass jemand hinter mir getreten war und ich wagte es einfach nicht mich umzudrehen. In solchen Moment war ich wirklich froh, dass ich meine äußerliche Fassade und schauspielerischen Fähigkeiten geradezu perfektioniert hatte. Niemand würde mir anmerken, was in meinem Inneren vorging.


PLING. Na endlich, war der Fahrstuhl da. Die Türen öffneten sich und da im Inneren ein Spiegel angebracht war, konnte ich auch die Person hinter mir erkennen. Es war nur ein normaler Hotelgast, der mir jedoch nicht bekannt vorkam.


Als ich endlich in meinem Büro angekommen war, ließ ich mich seufzend auf meinem Schreibtischstuhl nieder. Ich machte mich viel zu sehr verrückt, dass die Harry und Gemma begegnete. Unser Hotel war so groß, da wäre es doch viel zu unwahrscheinlich, dass ich Ihnen begegnete. Allerdings hatte ich sie nun auch schon einige Male beim Essen gesehen, also war meine Vorsicht doch begründet.


Ich zwang mich die Gedanken an Familie Styles beiseite zu schieben und mich der Arbeit zu widmen. Meine Chefin war im Urlaub und ich musste mich also alleine durch die Schreiben fuchsen, denn mein Vorgänger hat auch schon seine neue Arbeitsstelle in einem anderen Hotel angetreten. Na dann wollen wir mal. 


Solange ich mich wirklich auf die Arbeit konzentrierte, vergingen die Stunden wie im Flug und so war es dann auch heute, bis mich plötzlich das Klopfen an meiner Tür zusammenzucken ließ. Nachdem ich ein höfliches Herein von mir kam, lugte auch schon ein Rotschopf durch die Tür. "Hey du bist ja immer noch hier." Irritiert nahm ich mein iPhone aus meiner Hosentasche und schaute auf das Display. 21:47 Uhr. Ohje, ich hatte gar nicht mitbekommen, wie spät es schon geworden war. "Oh, ich war so in der Arbeit drin." - "Das habe ich mir gedacht, ich kenne dich zu gut, Alex.", erwiderte sie und fing an laut zu lachen. Ja, ich war schon immer ehrgeizig und wollte viel schaffen, das hatte sich die ganzen letzten Jahre nicht geändert. 


"Ich habe heute einen Gemüseauflauf gekocht, davon kannst du dir gleich gerne etwas nehmen, wenn du zu Hause bist." - "Danke, das ist lieb von dir...", sagte ich und streckte mich gähnend. "...okay, dann will ich mal los. Ich begleite dich noch bis unten, dann kannst du ja Robert ablösen." - "Na dann los."


Ich schnappte mir noch mein Jacket, welches ich überzog und öffnete dann meine Bürotür, damit Lucy zuerst hindurch gehen konnte. "Wie immer ein Gentleman." - "Ich weiß eben, was sich gehört, Süße.", grinste ich und streckte ihr dann aber die Zunge raus. 


"Wird auch Zeit, dass ich ins Bett komme, mir fallen gleich die Augen zu.", sprach ich zu Lucy, als wir nebeneinander die Treppe runtergingen und schon fast an Lobby und Rezeption angekommen waren. "Ja, dann fahr gleich bitte vorsichtig und dann..." Sie stockte, hob die Augenbrauen und verdrehte die Augen. "... och nöööö." Verwirrt runzelte ich die Stirn: "Was ist?" - "Robert hat gerade wieder mit dem Typen zu tun, der sich oft beschwert und wenn es das Grün der Gurken war, welches nicht Grün genug war.", flüsterte sie mir inzwischen zu und blieb stehen. Auch ich stoppte und sah sie fragend an, bis ich die Stimme der aufgebrachten Person vernahm.


"Was ist das eigentlich für ein Laden hier? Wenn ich sage, ich will Pepsi in der Minibar, dann will ich Pepsi in der Minibar und keine verdammte Coca-Cola. Was ist daran so schwer?", schrie der Mann. Der Typ stand mit dem Rücken zu mir und meine Augen weiteten sich. Fuck. Fuck. Fuck. Ich schielte zu Robert, welcher mich flehend ansah. Natürlich war mir sofort klar, was er wollte, schließlich bin ich hier nun Vorgesetzter und hatte was zu sagen, aber das könnte böse ausgehen.


"Na, dann zeig mal was du drauf hast, Miller.", scherzte nun auch Lucy, welche ich nur schief angrinste. Wenn sie nur wüsste, was in mir gerade vorging. Vor mir stand Harry, welcher sich über eine Cola-Marke beschwerte. War das zu fassen? Der Harry von früher, hätte diesen Harry hier dafür ausgelacht. Und jetzt müsste ich eingreifen, gleich würde er mich sehen, verdammt! Ich werde einfach so tun, als würde ich ihn nicht erkennen und drauf beharren, wer ich bin. Eine andere Wahl hatte ich auch nicht, hier vor Robert und Lucy.


Ich holte noch einmal Luft, setzte meine perfekt gelernte Maske auf und ging auf die Rezeption zu, als Harry gerade wieder anfing zu pöbeln: "Was ist Schwachkopf?! Wenn du zu blöd bist, um zu handeln, sorg dafür, dass..." - "Gibt es hier ein Problem?", fragte ich mit ernster Stimme. 

Lover or Liar - Part II - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt