Als ich am nächsten Morgen durch die großen Glastüren das Hotel betrat, begleitete mich eine schwere Unlust, welche auch von der warmen Sonne Floridas nicht gemildert wurde. Sowohl die angenehmen, als auch die unangenehmen Gedanken an Harry hatten mich die ganze Nacht über begleitet.
Ich schritt durch die noch leere Lobby des Hotels auf die Rezeption zu, die heute von Robert besetzt war. Wir begrüßten uns freundlich und tauschten uns über die von mir verpassten Vorkommnisse des gestrigen Abends aus. Robert schien noch etwas gerädert zu sein, doch wen wunderte es. Trotzdem schien er wie immer gut gelaunt zu sein und machte seine Späßchen, so dass seine strahlend weißen Zähne zum Vorschein kamen.
Grinsend nickte ich ihm noch einmal zu und wandte mich dann ab, um in mein Büro zu gehen. Als ich das Zimmer betrat, lachten mich schon einige Post-its an meinem Monitor an. War meine Chefin etwa doch schon früher aus dem Urlaub zurück? Ich setzte mich auf meinen Bürostuhl und las mir die kurzen Nachrichten durch.
Du siehst toll aus.
Du bist etwas ganz besonderes.
Du bist stark.
Du bist einzigartig.
Lachen nicht vergessen.
Okay, die waren definitiv nicht von meiner Chefin, die vorzeitig aus dem Urlaub wieder da war, es war eindeutig Lucys Handschrift. Wahrscheinlich hatte sie sich gestern noch betrunken in mein Büro geschlichen, um die süßen Nachrichten an meinen Monitor zu kleben. Sie war wirklich toll. Ich fischte mein Handy aus meiner Hosentasche, macht ein Foto, schickte es meiner besten Freundin und schrieb noch einen kurzen Text dazu: Du bist die Beste! Love ya x3.
Obwohl meine Laune sich Dank Robert und Lucy etwas gebessert hatte, hatte ich nicht wirklich Lust zu arbeiten, stattdessen drehte ich mich in meinem Bürosessel und starrte gedankenverloren aus dem Fenster. Ich sah wie ein älteres Ehepaar über das Hotelgelände lief, um scheinbar zum Frühstücken zu gehen. Kurz danach hopsten auch zwei kleine Kinder über den Gehweg, die gelassen lachten. Ja, in diesem Alter hatte man noch keine Sorgen und man konnte glücklich im Sand spielen ohne sich Gedanken über dies und jenes zu machen.
Immer noch sah ich aus dem Fenster, denn ich verspürte keinerlei Lust, mich zu meinem Schreibtisch zu drehen, geschweige denn zu arbeiten. Ich löste meinen Blick vom Fenster und angelte wieder mein Handy hervor, doch von Lucy hatte ich noch keine Antwort erhalten. Seufzend fuhr ich mir einmal durch die Haare und drehte mich wieder um, schnappte mir den Poststapel und fing an diesen zu bearbeiten. Es half ja alles nichts.
__
Nach unendlichen Stunden, die sich wie Tage anfühlten, meldete sich doch irgendwann mein Magen. Mit einem Blick auf die Uhr entschied ich runter zu gehen, um Robert zum Mittagessen abzuholen.
Dieser war gerade in ein Telefongespräch verwickelt, wahrscheinlich ging es um eine einfache Urlaubsbuchung. Diesen Moment nutzte ich noch einmal, um in den Nebenraum zu gehen, damit ich die Überwachungskameras checken konnte. Ich hatte gerade wirklich keine Lust, Harry im Restaurant zu begegnen, doch zum Glück konnte ich ihn nirgends entdecken. "Gott sei Dank.", nuschelte ich zu mir selbst.
"Was ist Gott sei Dank?" Vor Schreck zuckte ich zusammen und drehte mich um. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass Robert reingekommen war. "Ach nichts. Los, ich habe Hunger.", grinste ich ihn an.
Gemeinsam gingen wir durch die Lobby zum Restaurant, während ich das Gefühl hatte beobachtet zu werden. Ich kniff die Augenbrauen zusammen und versuchte diese Vermutung beiseite zu schieben, doch leider gelang mir das den ganzen Weg über nicht. Unauffällig versuchte ich mich umzusehen, dabei konnte ich allerdings nichts Auffälliges entdecken.
Am Tisch angekommen schnappte sich Robert direkt die Karte, während ich ein "Ich glaube ich nehme eine Pizza." von mir gab. "Du und Pizza? Das gab's ja noch niiiiiie", sagte Robert sarkastisch, wofür ich ihn schief angrinste. "Sag mal Alex, hast du mal Lust dich mit mir, meiner Freundin und einem Kumpel von mir zu treffen?"
Warum fragte er mich das? Robert und ich waren nicht mehr und nicht weniger als gute Arbeitskollegen. Noch nie haben wir privat etwas gemeinsam unternommen. Ich hob eine Augenbraue und musterte ihn skeptisch. Robert schien meinen Blick zu merken und fügte noch so beiläufig wie möglich hinzu: "Er steht auf Männer."
Ich musste mir ein genervtes Stöhnen unterdrücken. "Robert... Tut mir leid, aber ich habe momentan keinen Kopf für Verkupplungsspielchen." - "Wer sagt, dass ich euch verkuppeln möchte?" - "Ach komm schon, warum sonst hättest du erwähnen sollen, dass er schwul ist." Jetzt musste mein Gegenüber sein Grinsen verkneifen. "Ja ist ja gut.... Also ja?" Nun musste ich doch die Augen verdrehen. "Also nein."
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Nach dem Essen bin ich noch zum Sport gegangen, da ich meine Motivation für Papierkram heute wohl wirklich zu Hause gelassen hatte, doch danach musste ich mich zusammenreißen und meine Arbeit für heute erledigen. Es war schon spät und Lucys Nachtschicht fing auch schon bald an.
Als ich endlich alles erledigt hatte, kramte ich die Unterlagen zusammen, legte sie auf einen ordentlichen Stapel und schnappte mir die erledigten Geschäftsakten, damit ich diese im Nebenraum weghängen konnte. "Ich sollte mal langsam nach Hause.", murmelte ich. Seit wann sprach ich eigentlich mit mir selbst? Mit einem kurzen Blick zur Kommode entschied ich mich dazu, doch noch einen Spaziergang zu machen, doch nicht in diesem Anzug. Schnell streifte ich meine Schuhe ab und zog mir das Jacket aus.
Ich öffnete die Kommode, nahm mir eine Trainingshose und ein Sweatshirt und legte sie aufs Sofa. Nachdem ich meine Krawatte abgelegt hatte, fing ich an mein Hemd aufzuknöpfen, als es plötzlich an der Tür klopfte. Na toll, so wie ich jetzt aussah, konnte ich unmöglich zur Tür gehen, also ignorierte ich es und tat so, als wäre ich nicht da. Doch leider schien der- oder diejenige nicht locker zu lassen und klopfte erneute. Ich verdrehte die Augen und löste den nächsten Knopf. Wer klopfte jetzt überhaupt noch, normalerweise wäre ich doch gar nicht mehr hier? Eigentlich würde nur Lucy jetzt noch auf die Idee kommen, um diese Uhrzeit hoch zu kommen, doch die wäre einfach reingekommen.
Als ich dachte, die Person wäre endlich gegangen, hörte ich, wie sich die Tür öffnete.
"Alex?"
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Lover or Liar - Part II - Larry Stylinson
FanfictionPart II von Love and liars. (Part I muss nicht unbedingt vorher gelesen werden) Vor elf Jahren hat Louis' Leben ein jähes Ende gefunden. Nicht er selbst, aber seine Identität wurde ermordet. Sein bisheriges Leben musste er von jetzt auf gleich hinte...