"Alex?"
Ich erstarrte kurz in meiner Bewegung und gab keinen Mucks von mir. Doch als ich ein frustriertes Seufzen hörte, trat ich zwei Schritte zurück, um vom Nebenraum aus zur Tür blicken zu können.
Ungläubig hob ich eine Augenbraue und konnte nicht fassen, wen ich da sah. Was macht er hier? Und... er hatte mich Alex genannt? Ich hoffte für ihn, dass das kein übler Streich oder ähnliches wird. "Was willst du hier?", fragte ich bissig. Hastig drehte sich der hübsche Mann zu mir und lächelte mich nervös an: "Ähm... hey." Was soll das denn jetzt werden? Ich hob meine zweite Augenbraue und wiederholte meine Frage, als er nicht weiter sprach: "Was willst du hier, Harry?"
"Können... können wir reden?" - "Reden?" Noch immer war ich zu perplex, dass Harry plötzlich hier in meinem Büro stand. Wie kommt er überhaupt hierher, also woher wusste er, wo mein Büro war? "Bitte.", flehte Harry nun schon fast. Ich holte einmal tief Luft, runzelte die Stirn, nickte dann aber und deutete ihm, sich zu setzen. Schnell schloss er die Tür und ließ sich dann auf einem der Stühle nieder.
Ich ging zu meinem Bürostuhl rüber, um einen gewissen Abstand zwischen uns zu haben und setzte mich auch. Doch als Harry nicht den Anschein machte zu reden, fing ich an: "Du hast mich Alex genannt." Er lächelte mich unsicher an, fast schon unterwürfig. Wo war jetzt der Harry, der ausgeflippt ist, weil wir eine andere Cola-Marke im Haus hatten, als er normalerweise trinkt? "Ich wusste ja nicht, ob du alleine bist und außerdem..." Er machte eine kurze Pause und biss sich auf der Unterlippe rum. Ich schluckte und meine Augen fixierten seine Unterlippe. Verdammt er soll aufhören damit! Das hat mich damals schon ganz verrückt gemacht. "... es tut mir leid. Es tut mir so leid wie ich die letzten Tage zu dir war. Mir ist klar, dass du damals keine andere Wahl hattest und gehen musstest."
Plötzlich kam mir mein Sitzplatz so blöd vor. Ich fühlte mich wie in einem Bewerbungsgespräch und nicht wie bei einem privaten Gespräch. Vorsichtig stand ich auf und ging um den Schreibtisch herum, um mich dann auf diesen zu setzen. Ich seufzte, fuhr mir einmal durchs Gesicht und schaute Harry dann direkt in die Augen: "Warum Harry? Warum warst du so?"
"Ich... ich war so verwirrt. Und wütend... auf dich, auf mich, auf deine Eltern, auf diese Gang, einfach auf die ganze Situation. Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Ich war einfach so wütend... vor allem auf mich..." Zum Schluss hin wurde er immer leiser. "... Louis...Alex. Bitte verzeih mir."
Ich nickte und schaute ihn an, denn nachvollziehen konnte ich ja, dass er verwirrt war. Doch das erklärte ja noch nicht, warum sich seine Meinung so plötzlich geändert hat, so dass ich weiterhin skeptisch war. Außerdem rechtfertigte das auch noch lange nicht die Beleidigungen und Vorwürfe oder? Ich entschied für mich, erstmal die kühle Stimmung beizubehalten: "Woher der Sinneswandel?", fragte ich ihn. Er verzog für eine kurze Sekunde gequält das Gesicht, fasste sich jedoch schnell wieder. "Nun...eigentlich wollte ich gestern schon mit dir reden, als ich vom joggen wieder kam und dich in der Lobby gesehen habe. Naja, dann aber hab ich euer Gespräch gehört, wie du die Frau an der Rezeption Süße und sie dich Baby genannt hat. Tja, da sind mir wohl doch wieder die Sicherungen durchgebrannt und ich habe nach einem Grund gesucht, dass ich..." Er brach ab. Was für einen Grund hat er gesucht? "... ich war wieder so wütend auf mich.", hängte er noch flüsternd ran.
"Warum warst du wütend auf dich?" - "Weil..." Wieder stoppte er und schien zu überlegen. Doch dann stand er auf, mit zwei Schritten stand er vor mir und griff nach meiner Hand. Meine Augen weiteten sich überrascht und mein Herz fing an wie wild zu klopfen. Sofort spürte ich wieder dieses vertraute Kribbeln von vor elf Jahren in meiner Hand, die in seiner lag.
Harry führte meine Hand und legte sie direkt auf die Höhe seines Herzens. Dieses schlug unnormal schnell, vielleicht sollte er mal zu einem Herzspezialisten gehen. Ach Quatsch, was dachte ich denn da. Natürlich war mir sofort klar, was er mir sagen wollte. Aber ich wusste nicht wirklich, was ich sagen sollte, so dass ich einfach nur stumm auf meine Hand starrte, die auf seinem Brustkorb lag. "Deswegen", flüsterte er trotzdem noch einmal.
Ich musste hart schlucken und blickte ihm nun doch in seine Augen. Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, suchte meine freie Hand die von Harry. Ich tat es ihm gleich und legte seine Hand auf meinen Brustkorb auf Höhe meines Herzens, welches gerade wie verrückte pochte. Unter meiner Hand spürte ich, wie sich sein Herzschlag nochmal beschleunigte, falls dies überhaupt noch möglich war.
Langsam kam Harry mir näher und wie von selbst legten sich meine Lippen auf seine. Mein Herz hüpfte wie wild auf und ab, als sich unsere Lippen endlich wieder berührten. Ich seufzte leicht, als Harry anfing den Kuss zu erwidern. Dieser Kuss war zärtlich und sanft und hatte absolut nichts wildes an sich. In meinem Inneren entfachte ein Feuerwerk, es fühlte sich alles so vertraut und unbeschreiblich gut an. Einfach nur zwei Lippenpaare, keine Zunge, die sich vermisst hatten. Noch immer lagen unsere Hände auf dem Herzen des jeweils anderen und ich konnte es noch gar nicht fassen. Harry hatte immer noch oder wieder die gleichen Gefühle wie ich und das, obwohl er einen Freund hatte. Oh Gott! Jake! Als mir dieser Gedanke kam, löste ich mich von Harry und drehte meinen Kopf weg.
"Harry...", hauchte ich und schaute wieder zu ihm. "Wir sollten das nicht tun. Denk an Jake. Du hast einen Freund." Harry schaute mich verblüfft an, als hätte ich ihm gerade erzählt, dass ICH einen Freund hätte und nicht ER. Wie viele Sekunden vergingen, weiß ich nicht, bis Harry sich räusperte und von mir löste, nur um sich wieder auf den Stuhl sinken zu lassen. "Woher weißt du von Jake?" Tja, woher wusste ich von ihm? Ich konnte ihm ja schließlich nicht sagen, dass ich ihn und Gemma belauscht hatte. Entschuldigend sah ich ihn an: "Ich weiß mehr über dich, als du denkst Harry." Ich hoffte einfach, dass er nicht weiter nachfragte und das Glück lag diesmal auf meiner Seite. Jedoch sagte er etwas anderes, wovon ich noch nicht wusste, ob ich mich wie ein kleines Kind freuen sollte oder ihn dafür verfluchen sollte:
"Ich war so wütend auf mich, weil ich einen Freund habe, aber mein Herz bei einem anderen Mann wie wild klopft und mein Freund aus meinem Kopf verschwunden ist, sobald ich dich sehe..."
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Lover or Liar - Part II - Larry Stylinson
FanficPart II von Love and liars. (Part I muss nicht unbedingt vorher gelesen werden) Vor elf Jahren hat Louis' Leben ein jähes Ende gefunden. Nicht er selbst, aber seine Identität wurde ermordet. Sein bisheriges Leben musste er von jetzt auf gleich hinte...