33. Erwachung

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Am nächsten Morgen wachte ich auf, da meine Blase ungemein drückte. Gerade als ich mich einmal strecken wollte, merkte ich wie sich auf mir auch etwas bewegte. Mit einem erschrocken Blick nach unten, stellte ich fest, dass Harry halb auf mir lag und auch jetzt aufwachte, denn er rieb sich über die müden Augen. Jetzt wurde mir auch klar, was so auf meine Blase drückte. 


Irgendwie schienen wir uns in der Nacht aneinander gekuschelt zu haben, was mein Herz einerseits höher schlugen ließ, anderseits auch traurig machte, denn ich wusste, dass es so nicht bleiben würde. Denn dieser Mann war bereits vergeben.


Als Harry realisierte wie und wo er da lag, huschte sein Blick nach oben und er schaute mich erschrocken an. Schnell rückte er ein Stück von mir ab und entschuldigte sich bei mir. Mit meiner Hand winkte ich nur ab, ehe ich aufstand und kurz ins Bad verschwand. Nachdem ich meine Blase geleert hatte, betrachte ich seufzend mein Gesicht im Spiegel. Ich sah ziemlich fertig aus, was wohl am Whiskey lag. Doch was ist das? Meine Augen weiteten sich als ich den lilafarbenen Fleck an meinem Hals sah. Vorsichtig fuhr ich mit einem Finger einmal rüber. Wann hatte er mir den denn verpasst? Und wie alt waren wir bitte? Ich hasse Knutschflecken.


Harry schlüpfte gerade in seine Jeans, als ich aus dem Bad kam und direkt musste ich mich wieder dazu zwingen, woanders als zu seinem Körper zu gucken. Schnurstracks ging ich auf meinen Kleiderhaufen zu, um mich wieder anzuziehen, denn ich war immer noch nur in Boxer.


"Alex...", fing Harry dann plötzlich an, um das angespannte Schweigen zu unterbrechen. "... wegen gestern. Ich..." - "Schon okay, Harry. Alles gut. Wenn wir noch einmal was unternehmen, sollten wir aber besser nichts mehr trinken, sonst habe ich mich nicht so gut unter Kontrolle. Tut mir leid."


Harry runzelte die Stirn und musterte mein Gesicht. "Das meinte ich eigentlich nicht, sondern... also...es wäre okay für mich gewesen. Ich meine, ich bin ja auch nicht ganz unschuldig."


Ein bitteres Lachen entkam aus meinem Mund. Da hatte er recht, wir wollten es beide... so sehr. Aber das verdammte Leben machte uns einen Strich durch die Rechnung. Harry sollte aber nicht sehen, wie sehr ich darunter litt. Gut, dass ich mein Fake-Lächeln gut beherrschte.


"Kein Problem, Harry. In Zukunft werden wir uns an unsere Abmachung, dass wir nur Freunde sind halten." - "Aber was wäre, wenn ich..." Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment klingelte ein Handy, meines war es jedoch nicht. Harry murmelte ein 'Sorry', ging dann zum Schreibtisch, auf dem sein Handy lag. Seufzend setzte ich mich auf die Bettkante und beobachte den Lockenkopf.


Als Harry aufs Display schaute, wurden seine Augen groß und er fing kurz an zu fluchen, ehe er das Gespräch annahm. "Hey Darling." Nicht sein Ernst? Mir wurde auf der Stelle schlecht, als sich ein Messer in mein Herz bohrte. Leiste stöhnte ich genervt auf und vergrub kopfschüttelnd meinen Kopf in meinen Händen. 


"Nein, hier ist alles bestens. Weswegen rufst du an?" Innerlich musste ich bitter lachen, doch ich versuchte still zu sein. Mir war klar, dass Harry versuchte, Jake abzuwimmeln, doch auch nicht unfreundlich rüberkommen wollte.


"Doch natürlich...wir wollten nur gerade zum Frühstück." Ich hob wieder meinen Kopf in der Hoffnung, dass Harry gleich das Gespräch beendete. "... ja klar. Ich melde mich." Während des gesamten Gespräches ließ Harry mich nicht aus den Augen, wir starrten uns einfach nur an. Doch dann sah ich, wie sich seine Augen minimal weiteten und er schluckte. "... ich dich auch." Und damit beendete er das Telefonat. 


Autsch. Das Messer welches in meiner Brust steckte wurde nun noch einmal umgedreht. Doch ich hatte Harrys Botschaft verstanden. Er war mit Jake zusammen und das würde auch so bleiben. Kaum merklich nickte ich, was jedoch eher für mich selbst war, doch Harrys Blick wurde fragend.


"Ich... muss dann mal los. Ich will noch nach Hause, damit ich mir was neues anziehen kann und dann muss ich arbeiten." - "Oh... okay."


Ich stand auf und ging mit langsamen Schritten zur Tür. Dort drehte ich mich noch einmal um, nur um festzustellen, dass Harry direkt hinter mir stand, obwohl ich gar nicht gehört hatte, dass er mir gefolgt war. "Wann treffen wir uns wieder, Alex?" 


"Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee wäre, Harry." - "Was? Warum nicht?" Die Situation stresste mich irgendwie, so dass ich mir seufzend über das Gesicht fuhr, ehe ich Harry wieder in die Augen sah. "Nur Freunde... das hatten wir ausgemacht. Aber... es ist schwer für mich. Tut mir leid."


Es mag sein, dass ich mich irrte, doch ich glaubte in Harrys Augen Tränen zu erkennen, als er schluckte, doch dann leicht nickte. Schnell drehte ich mich um, drückte die Türklinke runter und verschwand dann aus seinem Zimmer.


Ohne auf mein Umfeld zu achten, eilte ich möglichst zügig zu meinem Auto, damit ich nach Hause konnte. Während der Fahrt liefen mir stumm die Tränen über die Wangen. "Fuck!" Meine Trauer entwickelte sich schnell zur Wut und ich schlug einmal aufs Lenkrad, als ich gerade an einer roten Ampel hielt. Warum ist das alles so kompliziert?


Zu Hause angekommen wollte ich einfach schnell unter die Dusche, doch wurde ich von Lucy aufgehalten. "Na du Casanova." - "Sei bitte still, Lucy." Skeptisch hob sie eine Augenbraue: "Wow, was ist denn jetzt passiert? Gestern Abend sah so vielversprechend aus. Hast... hast du geweint? Deine Augen sind total gerötet." Ich hatte nicht wirklich Lust zu reden, aber ich kannte Lucy, sie würde keine Ruhe geben.


"Ja habe ich..." Mehr sagte ich nicht, doch es reichte Lucy, um mich zu umarmen. "Ich... ich muss gestehen, ich hatte wirklich ein Fünkchen Hoffnung, dass ich vielleicht doch... mit ihm. Also, du weißt schon was ich meine. Doch eben hat sein Freund angerufen... das hat mich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt." - "Ohje...das tut mir leid."


"Du kannst doch nichts dafür, Lucy..." Meine beste Freundin löste sich ein Stück von mir und wischte mir über die Wangen. "... du hattest doch Nachtschicht, warum schläfst du nicht?", fragte ich sie nun. "Ich weiß nicht. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ich lieber wachbleiben sollte, was sich ja nun als richtig herausgestellt hat." Sie grinste und zwinkerte mir zu, so dass ich schnell wieder lachen konnte. 


"Danke Lucy. Ich hab dich lieb." - "Ich dich auch, Alex." Ich löste mich nun ganz aus unserer Umarmung. "Aber du darfst jetzt schlafen. Ich gehe eben duschen und dann muss ich auch wieder los. Nachher sind noch zwei wichtige Termine." - "Okay, pass auf dich auf."



Lover or Liar - Part II - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt