20. Verständnis

2.1K 225 12
                                    


Einige Stunden später saß ich mit Lucy bei unserem Lieblingsitaliener, da sie doch keine Lust mehr hatte etwas zu kochen, und machten uns über unsere Pasta her. "Alex, ich frag mich wirklich, wie Du diesen Kotzbrocken lieben konntest oder... immer noch... liebst.", fing Lucy plötzlich aus dem Nichts heraus an. Etwas perplex starrte ich sie an. 


"Lucy, ich habe dir doch schon erklärt, dass das nicht der Harry ist, mit dem ich damals zusammen war. Er war die liebenswürdigste Person, die ich jemals kennen lernen durfte. Und was meine aktuellen Gefühle angeht... ich kann es dir nicht erklären, aber mein Herzklopfen, die Nervosität und das Kribbeln sprechen leider eine klare Sprache. Mir ist doch selbst klar, dass das keine Zukunft hat." Daraufhin lächelte meine beste Freundin mich traurig an und nickte, ehe sie vor sich hin murmelte: "Du kannst dir eben nicht aussuchen, in wen du dich verliebst. Diese Entscheidung trifft ganz alleine dein Herz."


"Ja... aber können wir bitte das Thema wechseln? Denn das zieht mich ziemlich runter?" - "Natürlich, tut mir leid." - "Schon okay, Süße... Wie läuft es eigentlich mit Simon?" Auf diese Frage hin, fingen ihre Augen wieder an zu leuchten. Durch mein ganzes Drama mit Harry, kamen wir noch gar nicht dazu, über ihr Date zu reden und das tat mir gerade wirklich leid. Sie erzählte mir, dass sie zusammen am Strand waren, viel geredet und sich kennen gelernt haben. "... weiter ist nichts passiert. Aber nächste Woche sehen wir uns wieder und dann will ich auf jeden Fall einen Kuss.", grinste sie.


"Den wirst du bestimmt bekommen".

___


Als ich am nächsten Morgen aufwachte, brummte mein Schädel ein wenig. Lucy und ich hatten es uns noch auf dem Sofa gemütlich gemacht und zwei Flaschen Wein gekillt, was wohl doch nicht so eine gute Idee war. Mit einem genervten Grummeln schälte ich mich trotzdem aus dem Bett, um unter die Dusche zu springen. 


Nachdem dies erledigt und ich angezogen war, schlich ich langsam die Treppe hinunter um Lucy nicht zu wecken.  Doch zu meinem Erstaunen saß diese bereits am Frühstückstisch. "Was machst du denn schon hier. Hast Du nicht Spätschicht?" - "Dir auch einen guten Morgen... Hatte ich, ja. Aber Robert hat mich aus dem Bett geklingelt, da er krank ist und sein Chef nicht ans Telefon gegangen ist.", warf sie mir an den Kopf.


Stirnrunzelnd sah ich mich um und fand mein Handy schließlich auf der Mirkowelle - vier Anrufe in Abwesenheit von Robert. "Oh..." Mist, das sollte mir nicht passieren. "Ja... Oh... Aber keine Sorge: ich spring für ihn ein." - "Danke Lucy, du bist ein Schatz." - "Ich weiß, ich weiß.", gab sie gespielt hochnäsig zurück und warf selbstverliebt ihre Haare nach hinten.


"Wir sollten aber langsam los, wenn wir nicht zu spät kommen wollen." Ihr zustimmend ging ich in den Flur, um mir meine Schuhe anzuziehen. Lucy folgte mir kurz später und gemeinsam verließen wir unsere Wohnung und machten uns auf den Weg ins Hotel.


An der Rezeption im Hotel angekommen, verschwand die Rothaarige direkt im Nebenraum, um ihre Sachen beiseite zu legen, damit sie direkt ihre Aufgaben erledigen konnte. Ich hingegen schnappte mir den Stapel mit Briefumschlägen und ging diese eben durch, bis plötzlich mein Handy klingelte.


"Miller?" Es war meine Chefin. Sie fragte mich, wie ich zurechtkam und ob es Schwierigkeiten gab. Doch ich konnte alles zu ihrer Zufriedenheit beantworten. "Das hört sich doch gut an. Wäre es denn für dich in Ordnung, wenn ich meinen Urlaub noch um ein paar Tage verlängere?" Kurz musste ich lachen. "Wer ist hier die Chefin? Ich denke nicht, dass ich den Urlaub ablehnen kann." - "Da hast du auch wieder Recht, Alex. Na gut. Dann will ich dich nicht länger aufhalten. Wir sehen uns. Bis dann." - "Ja, bis dann."


Während ich weiter die Briefe durchging, setzte ich mich in Bewegung, um in mein Büro zu kommen. Leider klebte ich so an den Buchstaben auf dem Papier, dass ich meine Umgebung kaum wahrnahm und rannte promt in jemanden rein. "Entschuldigen Sie bitte.", nuschelte ich, ohne aufzusehen, vor mich hin, da es in dem Brief um eine Hotelbegehung ging, die schon in den nächsten paar Tagen stattfinden sollte. Rasch wollte ich weitergehen, doch weit kam ich nicht.


"Lou?" Die Frauenstimme ließ mich in meiner Bewegung erstarren und auch die Buchstaben verschwammen plötzlich. Als ich mich nach ein paar Sekunden wieder gefangen hatte, drehte ich mich um und atmete erleichtert aus, als ich sah, dass es bloß Harrys Schwester war. Dennoch konnte ich mir ein genervtes Augenverdrehen nicht verkneifen, da sie wahrscheinlich genau so über mich dachte, wie Harry. "Gemma, was willst du?"


Sie zuckte regelrecht zusammen und schlug sich die Hand vor dem Mund. In ihren Augen bildeten sich Tränen, während sie ein "Oh Gott..." hauchte. Fragend hob ich eine Augenbraue. Was war denn nun los? "Du bist es wirklich...", flüsterte sie noch genauso leise wie eben gerade. 


Und erst jetzt kapierte ich es. Gemma und ich standen uns noch nicht gegenüber, lediglich Harry wusste zu 100%, dass ich es wirklich war. Verdammt. Ich wusste nicht wirklich, was ich sagen sollte, so dass ich still blieb und sie einfach nur anstarrte.


Nach etlichen Sekunden sprach Gemma dann weiter. "Ich hatte dich letztens schon im Frühstücksraum gesehen, doch mir dann gedacht, dass ich mir das nur eingebildet habe. Aber dann hat Harry erzählt, dass er mit dir... Alex Miller?... in der Lobby gesprochen hat und sich aber eigentlich doch sicher war, dass du es bist. Er meinte, er fühlte es einfach. Und jetzt...Du bist es wirklich... Ich kann es gar nicht fassen."


Ich musste schlucken. "Mehr... mehr hat Harry nicht erzählt?", fragte ich vorsichtig nach, was Gemma die Stirn runzeln ließ. "Nein, was sollte er denn noch erzählt haben?" Na toll, also habe ich mich gerade selbst vor Gemma verraten. Ich bin wirklich davon ausgegangen, dass Harry ihr alles erzählt hat. Ich seufzte und fuhr mir einmal gestresst durch die Haare. "Hör zu. Harry und ich haben noch ein paar Mal miteinander gesprochen..." Kurz schaute ich mich um, um mich zu vergewissern, dass niemand zuhörte und sprach dann leise weiter. "...ich bin im Zeugenschutzprogramm. Damals... damals ist viel passiert. Ich hatte keine Wahl, ich durfte niemandem Bescheid geben geschweige denn verabschieden. Doch dein Bruder scheint mir nicht wirklich zu glauben. Er denkt, ich lüge und wäre einfach abgehauen. Und jetzt ist da irgendwie... ein gewisser Hass zwischen uns... Gemma. Es ist extrem wichtig, dass ihr nie wieder meinen Namen erwähnt. Ich heiße Alex Miller, das muss euch klar werden. Es geht um meine und auch um eure Sicherheit." Gemma nickte. "L... Alex. Mir ist bewusst was Zeugenschutzprogramm heißt... Meine Lippen sind verschlossen."


Sie lächelte mich an und ich war ihr gerade einfach nur dankbar. "Aber jetzt komm her." Noch während sie das sagte, hatte sie mich bereits in eine innige Umarmung gezogen. 





Lover or Liar - Part II - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt