"Okay, warte kurz bitte. Ich zieh mir noch etwas anderes an." Ich ging in den Nebenraum, leider hatte dieser keine Tür, sodass es mir etwas unangenehm war, mein Hemd aufzuknöpfen, es mir abzustreifen und dann dort so oberkörperfrei in der Kommode nach einem Shirt suchte. Ich stand mit dem Rücken zu Harry, während ich mir die Hose von den Beinen streifte, um mir eine Jeans anzuziehen. Hoffentlich bildete ich es mir nur ein, dass Harry mich dabei anstarrte. Dennoch zwang ich mich dazu, mich nicht umzudrehen, um es zu überprüfen.
Erst als ich fertig war, ging ich wieder zu ihm. "So, wir können." Harry nickte und musterte mich kurz: "Schon fast merkwürdig dich in so... normalen Sachen zu sehen. Hier läufst du ja nur im Anzug rum. Damals musste man dich wortwörtlich dazu zwingen einen anzuziehen, auch bei entsprechenden Anlässen." - "Nun, ich habe keine andere Wahl. Andernfalls wäre ich meinen Job los."
Gemeinsam gingen wir durch die Flure und die Treppe hinunter zur Lobby. Schon von weitem konnte ich sehen, dass Lucy uns entdeckt hatte und sich ihr Lachen verkneifen musste. Vor ihr angekommen verdrehte ich provozierend die Augen und deutete ihr mit einem Blick, dass sie jetzt bloß nichts sagen sollte. "Ich bin weg, Lucy. Wir sehen uns morgen. Viel Spaß in der Nachtschicht."
Ich hatte mich bereits umgedreht, um zur Tür zu gehen, da hörte ich sie noch sagen: "Schönen Feieraaaabend." Und das in einem Ton, der so viel sagen sollte wie 'Treibt es nicht zu wild, du musst morgen noch gehen können', sodass ich wieder nur die Augen verdrehen konnte. Da Harry und ich nur Freunde sind, wird so etwas eh nicht passieren.
"Du magst wohl immer noch große Autos, was?", kicherte Harry, als wir in meinem Range Rover saßen. Naja, irgendwas musste ich mit meinem Geld ja anstellen, dass ich verdiente. Zur Antwort zuckte ich nur mit den Schultern und blickte einmal zur Harry rüber. Er sah noch besser aus, wenn er lachte, als eh schon. Alles in mir schrie danach, ihn zu berühren, meine Hand auf seinen Oberschenkel zu legen, durch seine Locken zu fahren. Einige Male zuckte meine Hand, doch gerade noch rechtzeitig konnte ich mich zurückhalten.
Am Restaurant angekommen führte man uns zu einem Sitzplatz direkt am Fenster und nahm auch gleich unsere Getränkebestellung entgegen. Da es hier ein reichhaltiges Buffet gab, brauchten wir uns die Karte gar nicht erst anzuschauen.
"Dann erzähl mal Harry. Was ist die letzten Jahre so passiert.", fragte ich ihn, nachdem wir uns etwas zu Essen geholt hatten und dieses nun genüsslich verschlangen. "Nun, ich arbeite immer noch in dem gleichen Jeansladen wie damals, habe aber auch noch nebenbei Modedesign studiert, mehr oder weniger erfolgreich. Ab und zu entwerfe ich eine Kollektion für unseren Laden. Ich habe es beruflich leider nicht so weit geschafft wie du." Ich runzelte die Stirn und musterte mein Gegenüber.
"Bis vor kurzem war ich auch noch einfach nur ein Rezeptionist, ich bin erst vor Kurzem Assistent geworden. Also soooo weit habe ich es nun auch nicht gebracht.", lachte ich. "Hast du nicht was von Hotelleitung erzählt, als du mir gedroht hast, mich aus dem Hotel zu schmeißen?", schmunzelte Harry nun auch etwas. Gut, dass wir über unser Verhalten lachen können. "Ja, meine Chefin ist aktuell im Urlaub, daher bin ich die Stellvertretung. Und vielleicht bin ich auch Vorgesetzter von dem ein oder anderen.", versuchte ich meine Position herunterzuspielen, um Harry nicht in Verlegenheit zu bringen.
"Na dann. Ansonsten... hmm. Noch wohn ich auch in der gleichen Wohnung wie damals." - "Noch?", fragte ich neugierig nach, während Harry mich etwas unsicher anschaute. "Ja. Also Jake und ich... wollten uns nach einer gemeinsamen Wohnung umschauen, wenn ich wieder da bin." Mein Herz zog sich vor Schmerz zusammen. Die Eifersucht brodelte in mir. Warum durfte ich nie mit Harry zusammen wohnen und leben? Wäre ich vielleicht niemals 'gestorben', wenn wir schon zusammen gewohnt hätten. Schließlich wäre ich dann nicht zu meinen Eltern nach Hause gefahren. Das war doch nicht fair. Wie gerne wäre ich an Jakes Stelle, doch ich durfte mir nichts anmerken lassen. "Oh, wie schön.", presste ich daher freundlich hervor.
"Wie geht es Niall und Liam?", versuchte ich schnell ein anderes Thema zu finden. "Also nach deinem... 'Tod', haben Niall und ich viel miteinander unternommen. Du hast uns quasi zusammen geschweißt. Doch vor ein paar Jahren ist er zurück nach Irland und dann ist der Kontakt abgebrochen..." Verstehend nickte ich, doch eigentlich fand ich es ziemlich schade, nicht zu erfahren, was Niall aktuell zu macht. Er war mein bester Freund schon von Kindesbeinen an. "... und Liam geht es super. Er ist wie erwartet Lehrer geworden und nach wie vor mir Sophia zusammen. Sie haben vor ein paar Jahren geheiratet und vor ein paar Tagen ihr drittes Kind bekommen. Hier schau." Harry kramte aus seiner Hosentasche sein Handy hervor und tippte drauf rum, ehe er es mir unter die Nase hielt und ein Foto von einem Säugling zeigte. Lächelnd betrachtete ich es, während ich ein leises "Deswegen Krankenhaus." von mir gab. Doch als ich bemerkte, dass ich es laut gesagt hatte, war es schon zu spät.
"Hmm? Du wusstest davon?" - "Ähh... nein. Also...", seufzend legte ich kurz mein Besteck beiseite und kratzte mich verlegen am Hinterkopf. "Ja, vielleicht habe ich da ein kleines Gespräch von dir und Gemma beim Frühstück mitbekommen? Tut mir leid." Ich erwartete, dass Harry nun sauer sein würde, dass ich etwas gelauscht hatte, doch entgegen meiner Erwartungen lachte dieser nur, wofür er einen verwirrten Blick meinerseits kassierte. "Keine Sorge, das muss dir nicht unangenehm sein. Ich hätte wahrscheinlich auch versucht zu lauschen." Erleichtert stieß ich die angehaltene Luft aus.
"Und was hast du so die letzten elf Jahre gemacht... Alex? Man, ist das merkwürdig." Harry sagte zwar nicht, was er merkwürdig fand, doch mir war direkt bewusst, dass er meinen Namen meinte. Wieder seufzte ich, fuhr mir durch die Haare und blickte nachdenklich aus dem Fenster. "Ich erzähle es dir, aber ungern hier. Möchtest du noch etwas essen?" - "Nein, ich bin satt." - "Dann bezahle ich mal. Soll ich dich dann zum Hotel zurückbringen oder hast du noch etwas Zeit?" Harry schmunzelte: "Ich habe Urlaub."
Entschuldigend grinste ich ihn an und winkte dann einer Kellnerin zu, damit ich zahlen konnte.
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Lover or Liar - Part II - Larry Stylinson
FanfictionPart II von Love and liars. (Part I muss nicht unbedingt vorher gelesen werden) Vor elf Jahren hat Louis' Leben ein jähes Ende gefunden. Nicht er selbst, aber seine Identität wurde ermordet. Sein bisheriges Leben musste er von jetzt auf gleich hinte...