Der Abend mit Harry verging einfach viel zu schnell. Nach dem Essen hatten wir uns auf die Couch geschmissen und ein paar Filme geschaut. Erst wollte ich ihm ein Bier anbieten, doch bei der Erinnerung was ein paar Tage vorher geschehen war, nachdem wir Alkohol getrunken hatten, beließ ich es doch bei Pepsi und Wasser. Natürlich hätte mich das nicht gestört, doch ich hatte irgendwie ein schlechtes Gewissen Jake gegenüber, obwohl ich ihn nicht mal kannte. Wie hat Harry das nur gemacht? Zum Glück hatten wir uns gestern Abend zusammengerissen.
Nun war es Donnerstagmittag und ich saß in meinem Range Rover auf der Straße Richtung Melbourne. Was mich dort wohl erwartete. Ich hätte mir nie erträumen lassen, dass meine Chefin mir so schnell vertraute und solche Aufgaben überließ, als ich die Stelle als Assistent annahm. Am liebsten hätte ich gestern das Gespräch einfach beendet und so getan, als hätte ich den Anruf nicht bekommen, doch nun war ich froh, denn man wächst ja bekanntlich an seinen Aufgaben.
Im Radio lief eines meiner Lieblingslieder, welches ich leise mitsang, als ich gerade an einer roten Ampel stand. "Bye bye bye love of my life, we'll never see each other again, maybe you meet twice in your life, but then the second time it's just too late...." Kaum hatte ich mal 5 Minuten nicht an den Kerl mit den Locken gedacht, erinnert mich so ein blödes Lied an ihn. Wie wahr diese Lyrics doch waren und wie verrückt, dass sie gerade so passend waren.
"Verdammt Harry... kannst du jetzt bitte für ein paar Stunden mal aus meinem Kopf verschwinden..." Manchmal wünschte man sich wirklichen einen Aus-Schalter für seine Gedanken. So kann das Meeting heute ja nichts werden, wenn ich immerzu an diese grünen Augen denken muss.
Nur ein paar Straßen weiter erschien auch schon das imposante Hotel vor meinen Augen und ich lenkte meinen Wagen auf den dazugehörigen Parkplatz. So langsam wurde mir doch mulmig, ich werde dort einer der jüngsten sein, hoffentlich werde ich trotzdem mit Respekt behandelt. Ich sollte einfach souverän und selbstbewusst auftreten, eigentlich einer meiner leichtesten Übungen. "Wird schon, Louis.", sprach ich noch einmal leise zu mir, bevor ich ausstieg und den Ranger Rover abschloss.
Na dann, wollen wir mal.
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Das Meeting in Melbourne war unglaublich spannend und ich bin froh und auch stolz auf mich selber, dass ich es so gut gemeistert hatte. Hoffentlich wird es meine Chefin genauso sehen. Das Geschäftsessen danach war eher öde, denn es wurde überwiegend privat geredet. Und für Golf, Kaviar und Reichtum war ich einfach nicht versnobt genug - und ich will auch niemals so werden.
"Guten Morgen Lucy.", begrüßte ich am nächsten Morgen meine beste Freundin an der Rezeption. Sie drehte sich um und zeigte lächelnd mit einem Finger auf das Telefon an ihrem Ohr, welches ich eben gar nicht gesehen hatte. "Natürlich gerne Mrs. Ward, einen Moment bitte... Am 23. Juni, richtig?... Ja, da wäre noch ein Doppelzimmer mit Meerblick frei... Haben Sie dann bitte noch eine Rückrufnummer und eine Mailadresse für mich? Dann schicke ich Ihnen alle Informationen zu... Perfekt. Vielen Dank, Mrs. Ward. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag... Dankeschön."
Lucy legte das Telefon zurück auf die Station und schaute mich dann an. "Hey, Alex. Wie geht es dir heute?" Sie hörte sich etwas verunsichert an, doch leider musste ich zugeben, dass ich ihr das nicht verübeln konnte, schließlich fuhren meine Gefühle und Launen die letzten Wochen Achterbahn. "Gut... Heute geht es mir wirklich gut.", grinste ich die Rothaarige an. Obwohl ich wusste, dass Harry am nächsten Morgen abreisen würde, war ich noch ganz gut drauf, was mich wunderte. Ich hatte erwartet, dass ich eine miese Stimmung hätte, doch anscheinend war mein Unterbewusstsein noch ganz beflügelt vom gestrigen Meeting.
"Er reist heute ab oder?" Lucy hatte anscheinend meine Gedanken gelesen, doch ihr Blick verriet mir auch, dass sie nicht ganz sicher war, ob sie diese Frage hätte stellen sollen oder nicht. "Nein, heute noch nicht. Aber morgen.", gab ich ihr zur Antwort. "Okay, und... wirst du ihn fragen?" - "Hm? Was meinst du? Was soll ich ihn fragen?" Lucy seufzte einmal und schaute sich kurz um, ehe sie um die Theke auf mich zu kam. Dicht vor mir blieb sie stehen und legte ihr Hände auf meine Schultern. "Alex, du liebst ihn. Er liebt dich. Frag ihn, ob er hier bleibt... mit dir das Leben verbringt." - "Was?! Bist du verrückt?" - "Nein, ich nicht. Aber du, wenn du dich heute nicht um dein eigenes Glück kümmerst!" - "Lucy, das werde ich ganz sicher nicht. Er hat einen Freund. Ich zerstöre doch keine Beziehung."
Lucy hob die Augenbrauen und legte den Kopf schief. Mir war klar, dass sie mir damit sagen wollte, dass Harry und ich in den letzten drei Wochen schon längst Dinge getan hatten, die eine Beziehung zerstören würden. "Alex. Ich weiß ja, wie du bist, dass du immer erst an andere denkst. Aber sei einmal in deinem Leben egoistisch. Denk an dich und nicht an diesen... Jake? den du nicht mal kennst."
Ich starrte Lucy kurz einfach nur an und überlegte tatsächlich, ob ich es wagen sollte. Harry und ich... für immer gemeinsam in Florida - nichts wünschte ich mir sehnlicher. Aber eigentlich waren wir doch sowas wie Fremde, die sich erst vor ein paar Tagen kennengelernt hatten. Wir sind älter geworden und wussten doch gar nicht, ob es im Alltag überhaupt mit uns funktionieren würde. Harry hatte zudem in Großbritannien sein Leben, seinen Job, seine Freunde und seine Familie. Nie im Leben würde ich ihm das nehmen wollen - nie im Leben würde ich von ihm verlangen, dass er hier bleibt. Wenn er mich fragen würde, ob er bleiben dürfe, würde ich sofort ja sagen, aber mir war klar, dass dies niemals passieren würde. Warum sollte er sein Leben für einen fast Fremden aufgeben?
"Nein, Lucy. Das geht nicht... Tut mir leid, ich muss jetzt arbeiten." Ich löste mich von meiner besten Freundin und ging mit schnellen auf die Treppe zu, um nach oben im mein Büro zu kommen.
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Lover or Liar - Part II - Larry Stylinson
FanfictionPart II von Love and liars. (Part I muss nicht unbedingt vorher gelesen werden) Vor elf Jahren hat Louis' Leben ein jähes Ende gefunden. Nicht er selbst, aber seine Identität wurde ermordet. Sein bisheriges Leben musste er von jetzt auf gleich hinte...