Höllensuppe

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"Das ist verrückt! Vollkommen wahnsinnig! Das klappt nie!"
"Dein Optimismus ist erquickend, Dolor!"
Dolor tigerte vor mir auf und ab.
"Lucifer, sei mir nicht böse, aber dieser Plan ist bescheuert!"
"Das zeigt sich noch früh genug."
"Dir ist doch klar, wie viel da schief gehen kann. Und wenn dein Vater davon erfährt... oder wenn Gabriel... nein! Das kann ich nicht zulassen, es würde dich ruinieren, und uns gleich mit! Dein Vater würde die Hölle dicht machen!"
"Das kann er nicht, wo will er sonst die ganzen bösen Seelen hinstecken?"
"Dann wird er halt....ach was weiß ich schon. Keine Ahnung was er alles tun würde. Ich weiß nur das wir die unschuldigen Opfer sein werden, die leiden, weil du und Uriel völlig übergeschnappt seid!"
Ich hörte mit verschränkten Armen und hochgezogenen Augenbrauen Dolors Monolog an. Als er endlich fertig war nickte ich bedächtig. Dann legte ich ihm einen Arm um die Schulter.
"Dolor! Alter Freund! Ihr seid alles andere als unschuldig. Außerdem, solltest du dich weigern zu tun was ich dir sagen, naja..."
Ich drehte ihn schwungvoll um und zeigte auf den grünlichen Nebel, aus dem schreckliche Schreie drangen.
"Wirst du den Rest deines unsterblichen Lebens in der Höllensuppe verrotten, klar so weit? Perfekt!"
Ich wand mich von Dolor ab und schlenderte die Höllensuppe entlang, die Hände hinterm Rücken verschränkt. Dolor beeilte sich mir nachzukommen, nachdem er sich aus seiner Starre gelöst hatte.
"Bekomm das jetzt nicht in den falschen Hals aber... ist dieser Plan nicht etwas...risikoreich."
Ein diabolisches Lächeln bildete sich auf meinen Lippen.
"Risiko macht das Leben doch erst spannend!"
"Wir sind tot!"
"Wie auch immer!"
Dolor seufzte resigniert.
"Also gut! Ich stell eine Truppe zusammen, die mir helfen. Ich dachte da an Paenitet, Iuctus, Desperatio und Maxime. Dann hätten wir vielleicht eine Chance, sie sind nach mir die mächtigsten Dämonen, außerdem..."
"Pech und Schwefel!"
"Bitte was?"
"Ich will das du Pech und Schwefel auch mitnimmst!"
Dolor starrte mich mit offenen Mund an.
"Das kann nicht dein Ernst sein? Willst du mich verarschen, oder baust du darauf das der Plan scheitert?"
Ich ignorierte die Frage und trat durch eine der großen, schmiedeeisernen Türen hindurch. Auf der anderen Seite tummelten sich tausende Dämonen. Hörner, Krallen und Zähne blitzten weiß in der Dunkelheit auf, und rote Augen glühten mich von allen Seiten an. Grässliche Fratzen starrten mich von überall her mit glühenden Augen an. Die Ironie dahinter war, desto grässlicher und furchterregender ein Dämon aussah, desto harmloser war er. Schwächere Dämonen kaschierten ihre Schwäche mit furchterregendem Aussehen, mächtigere Dämonen, so wie Dolor, hatten das nicht nötig. Wenn man Dolor ansah, könnte man fast meinen er sah aus wie ein normaler, großgewachsener Mann. Wenn man die rot glühenden Augen, die in einem ungesunden bleichen Gesicht lagen und die scharfen, spitzen Zähne, die in der Dunkelheit blitzeten, ignorierte. Ich hatte nicht einmal diesen schnickschnack nötig. Meine wahre Gestalt hatte zwar große Hörner und flammende Augen, aber die benutzte ich meist nur für Formalitäten. Empfänge oder bei Geschäftsabschlüssen. Im Normalfall waren die Hörner einfach nur nervig. Blieben überall hängen, waren immer im Weg, ähnlich wie die Flügel die ich früher hatte. Jedenfalls bis Dad sie mir weggenommen hatte, nachdem ich letztes Jahr so viel ärger bereitet habe. Aber im Nachhinein vermisste ich meine Flügel, nicht nur weil sie mich dazu befähigt hatten, in meiner physischen Gestalt auf die Erde zu kommen. Meine Gedanken wurden von Zerberus unterbrochen der schwanzwedelnd auf mich zukam. Die ganzen Geschichten von dem riesigen, dreiköpfigen Höllenhund, waren allesamt Gerüchte, die meisten davon von mir in die Welt gesetzt. So ein dreiköpfiges Ungetüm hatte einfach mehr Flair, als der echte Höllenhund. Ich meine, natürlich war er etwas größer als normale Hunde, sein Fell war pechschwarz und seine Augen glühten rot, aber ansonsten sah er aus wie ein normaler Hund, oder vielleich eher wie ein Wolf. Er setzte sich neben mich und ich streichelte ihm über den Kopf, während ich mich auf einen meiner Throne niederließ, die ich überall verteilte hatte. Er hatte zwar eher die Ähnlickeit mit einem Sofasessel als mit einem echten Thron, doch das ist bloß peripher. Mit einer leichten Handbewegung signalisierte ich Dolor, das er Anfangen kann. Meistens überließ ich es ihm, Ansprachen zu halte. Desto weniger ich mit den Dämonen sprach, desto mehr respektierten sie mich. Fragt mich nicht warum, das war halt Dämonenlogik. Dolor räusperte sich. Sofort verstummte das Wispern.
"Wir haben einen Auftrag! Wer ihn vermasselt landet in der Höllensuppe, verstanden?! Also, es geht um folgendes..."

Highway to Hell - the Devil is backWo Geschichten leben. Entdecke jetzt