Tartaros

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Lucifer
"Warte mal... Also deine tote Schwester, die noch vor deiner Erschaffung von deinem Vater verbannt und menschlich gemacht wurde, ist weder tot, noch menschlich, sondern hier? Ich war doch nur eine Stunde weg!"
Dolor starrte mich entgeistert an. Ich nickte nur geistesabwesend während ich die Frau... meine Schwester... im Nebenraum nicht aus den Augen ließ. Sie schaute sich, unter dem prüfenden Blick von Uriel, in der Suit um und bestaunte die Bar, die Möbel, eigentlich alles. Ich erhob mich und ging an Dolor vorbei der noch immer ungläubig Löcher in die Luft starrte. Als ich den Raum betrat drehte sich Azraela mit leuchtenden Augen zu mir um.
"Es ist erstaunlich. Die Welt hat sich so sehr geändert. Autos, Handys und sogar Flugzeuge. Die Menschen haben einen unglaublichen Fortschritt gemacht. Haben sie das selbst geschafft oder habt ihr mitgeholfen?"
Uriel lachte.
"Als ob diese primitiven Wesen etwas alleine auf die Reihe bekommen würden."
Ich warf ihm nur einen flüchtigen Blick zu bevor ich mich wieder an Azraela wandt.
"Wie ist es möglich das du hier bist? In Vaters Chronik stand, du wärst menschlich und vor vielen Jahrhunderten gestorben."
Ihr Blick verdüsterte sich und es wurde schlagartig eiskalt im Raum. Uriel trat einen Schritt zurück und auch ich erschauderte. So schnell es gekommen war, so schnell normalisierte sich die Temperatur wieder. Azraela räusperte sich und lächelte uns wieder an.
"Ja, Vater hat mich verbannt. Aber nicht auf die Erde. Ich hatte kein menschliches Leben. Ich hatte gar kein Leben mehr. Er hat mich in den Tartaros verbannt."
Uriel riss die Augen auf und auch Dolor starrte entsetzt zu ihr. Der Tartaros. Ich wusste das es in der Hölle so einen Ort gab, aber dort war so viel Dunkelheit versammelt das ich es nie gewagt habe, auch nur in seine Nähe zu kommen. Nicht das ich Angst gehabt hätte, ich wollte bloß ein unnötiges Risiko vermeiden. Ich hätte ja nie ahnen können das es da unten etwas interessantes gibt, erst recht nicht meine tot geglaubte Schwester. Ich wurde von Uriel aus meinen Gedanken gerissen der auf Azraela zukam und ihr eine Hand auf die Schulter legte.
"Vater hat dich in den Tartaros gesperrt? Aber warum. Warum sollte er so etwas grauenvolles seiner eigenen Tochter antun?"
Hallo! Mich hat er auch in die Hölle gesperrt. Ich meine, natürlich kann man den Tartaros nicht mit der Hölle vergleichen, aber ich hatte noch nie so viel Mitleid im Gesicht meines Bruders für mich gesehen. Azraelas Augen funkelten wütend.
" Das musst du noch fragen? Dieser Mistkerl kümmert sich doch um nichts und niemanden außer sich selbst. Sei nicht so naiv zu glauben er hätte uns erschaffen weil er Kinder wollte. Er wollte Marionetten. Jemanden der für ihn die Drecksarbeit erledigt. Jemanden den er herumkommandieren konnte. Deswegen hat er ja auch die Menschen erschaffen. Er wollte angebetet werden. Doch wie sie sind wir ersetzbar. Wir alle. Wen einer von uns was macht das ihm nicht passt, werden wir weggeschmissen."
Ihr Blick wanderte zu mir.
"Du hast es am eigenen Leib erfahren müssen, Bruder. Du hast es gewagt dich ihm zu wiedersetzen und er hat dich verbannt. Die und unseren anderen Brüdern hat er gesagt, es wäre zu seinem eigenen Schutz, doch das einzige was er schützen wollte, war seine eigene Macht, nichts weiter."
Uriel starrte sie erschrocken an, ich jedoch nickte zustimmend, was sie mit einem leichten Lächeln in meine Richtung quittierte.
"Du hast Recht, Schwester. Alles was er tut, tut er nur für sich. Oder seinen Augenstern Gabriel."
Als ich dessen Name erwähnte zuckte Azraela zusammen und drehte sich ruckartig zu mir.
"Gabriel? Wo ist er? Bei Vater?"
Ich musste mein Grinsen mit aller Macht zurückhalten. Meine Augen funkelten diabolisch.
"Nein. Ich habe ihn eingesperrt."
Azraela sah mich kurz regungslos an, bevor ein Lächeln sich auf ihre Lippen schlich.
"Das ist großartig. Wie hast du das geschafft?"
"Mit deiner Klinge, Schwester."
Sie riss die Augen auf.
"Mein Dolch? Er existiert noch? Ich dachte Vater hätte ihn zerstört. Ist er hier?"
Ich zögerte kurz bevor ich langsam nickte. Azraela kam strahlend auf mich zu.
"Mit dem Dolch kann ich mich an Vater rächen. Kann ich uns rächen. Wo ist er?"
Ich sah ihr in die Augen. Sie schimmerten in einem irritierenden gold. Ähnlich wie meine. Doch da war noch etwas anderes. Eine Dunkelheit in ihnen, die selbst mir Gänsehaut bereitete. Ich räusperte mich.
"Er ist bei mir, und ich würde es begrüßen wenn das auch so bleiben würde. Jedenfalls noch."
Sie neigte den Kopf etwas schief.
"Vertraust du mir nicht, Bruder?"
Fragte sie mich. Ich verschränkte die Arme.
"Wie sollte ich. Du bist nach Jahrhunderten ganz plötzlich hier aufgetaucht und verlangst sofort die einzige Waffe die mir gefährlich werden kann. Verzeih mir meine... Zurückhaltung."
Sie starrte mich kurz emotionslos an, ihre goldenen Augen blitzen auf. Dann plötzlich lächelte sie.
"Keine Sorge, ich verstehe dich. Du kennst mich noch gar nicht. Aber glaube mir. Ich werde mir dein Vertrauen schon noch erarbeiten... kleiner Bruder."

Highway to Hell - the Devil is backWo Geschichten leben. Entdecke jetzt