Abschied

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Lucifer
Ich starrte ihn irritiert an. Vater nickte kurz bevor er sich abwand.
"Ich denke es ist Zeit das alle wieder dahin zurückkehren, wo sie hingehören."
"Nein!"
Vater drehte sich mit hochgezogenen Augenbrauen zu mir um.
"Was heißt hier Nein?"
Fragte er mit einem gefährlichen Unterton. Ich wusste es könnte ein Fehler sein ihn jetzt zu reizen, aber das war mir egal. Ich würde nicht zurück kehren.
"Freiwillig werde ich bestimmt nicht zurück in dieses Höllenloch kriechen, und solltest du mich zwingen, naja, wird dir nichts anderes übrig bleiben als mich doch zu vernichten, ich werde nämlich immer einen Weg dort raus finden."
Vater kam mit einem wütenden blitzen in den Augen auf mich zu, doch er blieb halbwegs ruhig. Jedenfalls noch.
" Lucifer, die Hölle braucht jemanden, der sie leitet. Der die Dämonen unter Kontrolle hat, der die Seelen im Fegefeuer von ihren Sünden reinigt und sie dann auf ihren Weg ins Jenseits schickt. Die Hölle braucht dich!"
"Schade nur das ich die Hölle satt habe! Ich bleib hier. "
Nun riss Vaters Geduldfaden und er baute sich zu voller Größe auf. Auch ich sammelte die Wut in mir, bereit sie in Form eines Feuerballes auf Vater zu werfen sollte er mich angreifen.
"Ich mache es!"
Überrascht drehten sich Vater und ich um. Gabriel ist auf uns zugekommen. Auch Uriel, Raphael und Michael starrten ihn ungläubig an.
"Wie war das?"
Fragte Vater Gabriel, all seine Wut hatte sich ganz plötzlich in Luft aufgelöst.
"Ich übernehme Lucifers Platz in der Hölle. Jedenfalls vorerst."
Half mir Gabriel da gerade? Was war nur mit meinen Brüdern heute los? Ich versuchte immer noch das gehörte zu verarbeiten als Gabriel schon weiterredete.
"Ich war eine Zeit lang da unten. Ich kann verstehen warum Lucifer nach all den Jahrhunderten eine Auszeit haben will. Lass ihn eine Zeit lang auf der Erde bleiben. Ich gebe ihm ein halbes Jahrhundert bis er die Menschen satt hat und zurück in seine warme Hölle und zu seinen Dämonen will."
Die Wette wirst du verlieren, Brüderchen.
Vater sah zwischen uns hin und her. Dann wandte er sich wieder an Gabriel.
" Bist du dir sicher das du das willst, mein Sohn? "
" Ich habe gesehen was da unten los ist, Vater. Ich denke Lucifer hat seit einiger Zeit schon seine Pflichten vernachlässigt. Manche Seelen waren bereits viel zu lange im Fegefeuer. Wenn du ihn jetzt zurück schickst, bin ich mir sicher wird sich daran nichts ändern."
Da hat er Recht. Ich war vor allem in letzter Zeit so damit beschäftigt gewesen, meine Rache zu planen, das ich meine Aufgabe völlig vergessen habe. Und anscheinend bekommen die Dämonen ohne jemanden, der ihnen genauestens sagt was zu tun ist, nichts auf die Reihe. Gabriel ging zu Vater und legte ihn eine Hand auf die Schulter.
"Das hier ist deine Chance, diesen schon viel zu lange andauernden Streit mit Lucifer zu beenden. Gestatte ihm hier zu bleiben. Jedenfalls eine Zeit lang. Ich regel derweil alles in der Hölle."
"Aber was ist mit deinen Aufgaben, Gabriel."
Oje, das heißt dann wohl das der Allmächtige selbst arbeiten muss. Was für ein Frevel! Vaters wütender Blick in meine Richtung zeigte mir, dass er meine Gedanken genauestens gehört hatte, aber anstatt mich anzuschreien musterte er mich nur kurz bevor er resigniert seufzte.
"Wenn es für dich in Ordnung ist, Gabriel, dann habt ihr meinen Segen!"
Ich blickte ihn überrascht an. Echt jetzt? Er erlaubt es? Damit hätte ich niemals gerechnet. Sein Blick wanderte zu mir.
"Du darfst hier bleiben, doch hör mir gut zu, Lucifer. Solange du dich auf der Erde aufhältst, sind deine Kräfte tabu! Solltest du irgendwas anstellen, das in den Lauf der Menschheitsgeschichte eingreift, bist du schneller im Tartaros als du es dir versiehst. Haben wir uns verstanden?"
Der alte Knacker war also nach wie vor ein Spielverderber.
" Natürlich... Vater. "
Na gut jeder Trottel hätte den Sarkasmus in meiner Stimme gehört, aber Vater ignorierte ihn geschickt und sah wieder zu Gabriel. Dann holte er ein goldenes Amulett mit einem großen Rubin in der Fassung aus seinen Mantel und überreichte ihn Gabriel.
"Hier mein Sohn. Dieses Amulett gestattet es dir solange du dich in der Hölle aufhältst auf Lucifers Kräfte zu zugreifen. Du wirst sie benötigen um dort unten zurecht zu kommen."
Auf meine Kräfte zugreifen? Der soll schön die Finger von meinen Kräften lassen die gehören mir! Vater sah mich mit hochgezogener Augenbraue an.
" Du wirst sie hier oben eh nicht brauchen. Außerdem schuldest du deinem Bruder sowieso etwas, dafür das er das auf sich nimmt. Für dich."
Ich musste mich zusammenreißen um kein unangebrachtes sarkastisches Kommentar anzubringen. Ansonsten ändert Vater seine Entscheidung noch.
"Danke, Bruderherz."
Na gut, den Sarkasmus konnte ich einfach nicht weg lassen, aber es war wenigstens ein Danke! Gabriel nickte mir zu. Vater wandte sich an den Rest unserer Brüder.
"Michael, Raphael... Uriel, wir gehen."
Uriel warf mir einen Blick zu bevor er zögernd vortrat.
"Vater, wenn du es gestatten würdest, würde ich gerne hier bei Lucifer bleiben. Er wird jemanden brauchen der aufpasst das er keinen Scheiß baut."
Vater sah Uriel kurz schweigend an, bevor er nickte.
"Du darfst hier bleiben, unter einer Bedienung! Du vernachlässigst deine Pflichten nicht, wenn Raphael oder Gabriel zu dir kommen, lässt du alles stehen und liegen und kümmerst dich um deine Aufgaben."
Uriel nickte lächelnd.
"Natürlich Vater, wenn du rufst, bin ich zur Stelle!"
Schleimer! Vater jedoch schien zufrieden. Mit einem letzten, warnenden, Blick auf mich trat er einen Schritt zurück. Er nickte uns allen noch kurz zu bevor er erneut in die Hände klatschte. Ein Wirbelsturm erfasste ihn und als er sich aufgelöst hatte blieb nichts als eine warme Brise.

Highway to Hell - the Devil is backWo Geschichten leben. Entdecke jetzt