Neue Bündnisse

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Uriel
Gabriel taumelte zurück und ließ sich auf seinen überkandidelten Thron nieder. Sein Gesichtsausdruck wechselte von erschrocken zu ungläubig bis hin zu verzweifelt, und wieder zurück zu erschrocken.
"Das kann nicht sein. Das ist... unmöglich."
"Schön wärs. Aber doch, es ist möglich. Und jetzt ist sie da oben und benutzt Lucifer um ihre dunklen Machenschaften umzusetzen und ihre schwarze Seele zu entfalten."
Das klang vielleicht etwas dramatisch, aber genau das tat sie doch auch. Gabriel saß schweigend da und starrte ins Nichts.
"Gabriel! Hörst du mir überhaupt zu!"
Dieser nickte geistesabwesend. Ich klatschte zweimal in die Hände. Das Echo wurde verstärkt von den Wänden zurückgeworfen. Gabriel sah auf.
"Du verstehst den Ernst der Lage wohl nicht. Sie bringen Menschen um! Sie wollen irgendeine komische Existenzbarriere brechen um Vater zu vernichten. Ich bin vielleicht kein Fan von ihm, aber ihn gleich vernichten? Das ist etwas... irrational. Es würde zu Chaos führen. Sowohl im Himmel als auch auf der Erde! Nicht zu vergessen das die Hölle dann offen wäre und die Dämonen freigelassen werden. Aber Lucifer will nicht auf mich hören. Und das alles hat damit angefangen das sie behauptet hat, er könne John von den Toten zurückholen. "
Gabriels Kopf schoss in die Höhe.
"Zurückholen? Wie?"
"Na mit dem Dolch, dem du dein kleines Dilemma verdankst. Sie benutzen Menschenopfer um ihm Macht zu zuführen."
"Das Caedis-Fatum Ritual!"
"Cadi-Fati was?"
"Das Caedis-Fatum Ritual. Es ist schon seit langem vergessen. Seit die große Flut die Welt beinahe zerstört hatte, nachdem der Dolch einen Riss ins Gewebe gerissen hat und die Flut losgelassen wurde."
"Flut? Was?"
"Das ist jetzt irrelevant, es war ein unglückliches Missgeschick."
Ich sah ihn fragend an doch er wollte nicht weiter darauf eingehen. Stattdessen begann er, nervös vor mir auf und ab zu gehen. Aber ich war derjenige der alle nervös macht, klar doch.
"Wenn Azraela wieder da ist, und den Dolch hat, müssen wir sie aufhalten."
Ich verdrehte die Augen.
"Offensichtlich bin ich genau deswegen hier."
Gabriel blieb abrupt stehen und sah zu mir an.
"Du wechselst aber ziemlich schnell die Seiten."
Ich funkelte ihn an.
"Ich bin nach wie vor nicht auf deiner Seite. Aber was Lucifer unter Azraelas Einfluss macht ist einfach falsch."
Gabriel atmete tief durch. Was soll denn das Drama.
"Hör zu Gabriel. Du hast zwei Möglichkeiten. Möglichkeit eins: Hier unten verrotten, mit dem Wissen, das auf der Erde unsere bösartige Schwester gerade dabei ist, nicht nur unschuldige Menschen umzubringen, sondern auch Vater und somit die verdammte Welt zu zerstören, und du kannst rein gar nichts tun. Oder du hilfst mir, sie und Lucifer aufzuhalten."
Gabriel seufzte.
"Und wie genau ist dein Plan? Denn solange ich hier unten gefangen bin, kann ich rein gar nichts ausrichten."
Ich lächelte leicht.
"Dann müssen wir dich wohl oder übel hier rausholen."
Gabriel blickte überrascht auf.
"Du kannst mich hier rausholen? Wie?"
Mein Lächeln wurde breiter.
"Lass das meine Sorge sein."
Ich streckte ihm die Hand hin und sah ihn herausfordernd an.
"Sind wir im Geschäft?"
Gabriel zögerte kurz und betrachtete meine ausgestreckte Hand. Er sah mir kurz in die Augen bevor er tief einatmete und einschlug.
"Das sind wir, Bruder."

Lucifer
"Ich weiß echt nicht warum Uriel so ein Drama veranstaltet. Ich meine, was interessieren ihn ein paar Menschen? Er hat selbst gesagt, Menschen sind nichts weiter als ersetzbare, unwichtige Kreaturen die leben um Vater zu belustigen."
Dolor hob eine Augenbraue.
"Wann hat er das gesagt?"
Ich funkelte ihn an.
"Woher soll ich denn wissen, wann er das gesagt hat? Führe ich etwa jedesmal ein verdammtes Gesprächsprotokoll wenn ich mit ihm rede?"
Dolor hob die Hände und trat einen Schritt zurück.
"Schon gut, ich hab ja nur gefragt. Warum bist du heute so launisch?"
"Ich bin nicht launisch!"
Zischte ich warnend. Dolor wollte etwas erwidern, aber verstummte nachdem ich einen Feuerball entstehen ließ und ihm einen warnenden Blick zuwarf. Resigniert hob Dolor die Hände.
"Natürlich nicht. Wie komme ich nur auf so eine absurde Idee. Du bist die Ruhe selbst."
Ist er gerade alles ernstes sarkastisch? Mir gegenüber? Kurz spielte ich mit dem Gedanken den Feuerball auf Dolor abzufeuern, verwarf den Gedanken aber wieder. Er könnte noch nützlich sein. Der Feuerball erlosch und ich ließ mich auf dem Sofa nieder und starrte aus dem Fenster über die Stadt. Uriel war jetzt wer weiß wo. Und er hatte bestimmt vor mich irgendwie zu stoppen. Doch das konnte ich nicht zulassen. Ich musste ihm zuvorkommen. Meine Hand wanderte in meine Manteltasche und umschloss den Dolch. Ich durfte nicht zulassen, dass mir irgendwas oder irgendwer im Wege steht, auch nicht mein eigener Bruder.

Highway to Hell - the Devil is backWo Geschichten leben. Entdecke jetzt