Desto höher man steigt desto tiefer kann man fallen

113 8 0
                                    

Uriel
Ich überblickte die leere Wüste vor mir. Ich brauchte Abstand. Abstand von Lucifer, von Azraela und von den ganzen verdammten Menschen. Irgendwie musste ich Gabriel aus der Hölle holen, so sehr es mir auch zuwieder ist, diesen arroganten Egomanen zu helfen, er war der einzige der die Macht hatte Azraela zu stoppen. Außer natürlich... Ich sah in den Himmel.
"Warum schaust du nur tatenlos zu, Vater? Du hast Azraela schon einmal verbannt, du kannst es wieder! Was hält dich davon ab diesem ganzen Unsinn hier unten einen Schlussstrich zu setzten? Letztes Jahr bist du doch auch herunter gekommen um Lucifer wieder in die Hölle zu schicken, was er ganz nebenbei, nicht verdient hatte, aber wenn es wirklich Ernst wird, verkriechst du dich im Himmel und ignorierst das Leid das Azraela verbreitet. Übrigens nur weil du dabei gescheitert bist, sie endgültig einzusperren."
"Pass auf wie du mit Vater sprichst, Uriel!"
Ich wirbelte herum. Vor mir standen Raphael und Michael die mich vorwurfsvoll ansahen. Na großartig.
"Wenn ihr eine Moralpredig vorbereitet habt, lasst stecken, ich habe schon genug Probleme."
"Vater schickt uns."
"So eine Überraschung. Hat er etwa besseres zu tun als seine heiß geliebte Welt vor seiner bösen Tochter, die ihn und die Welt zerstören will, zu retten? Mittagschläfchen oder was?"
Raphael verdrehte nur die Augen.
"Du solltest dein eigenes Versagen nicht auf Vater abschieben."
Ich glaub ich hör nicht richtig!
"Mein eigenes Versagen? Mein Versagen? Vater ist derjenige der hier versagt hat. In jeglicher Hinsicht. Sein Lieblingsohn ist in der Hölle, seine Tochter ist eine wahnsinnige Psychopathin ohne Moral und sein Sohn ist auf besten Wege genauso schlimm zu werden."
Die beiden schwiegen. Jetzt seid ihr sprachlos, nicht wahr?!
" Wir können Azraela aufhalten, Uriel. Aber dafür müssen wir zusammen arbeiten. Wir alle. Auch Gabriel."
Ich wich schweigend ihren Blicken aus.
"Wir wissen das du ihn kürzlich erst besucht hast. Und wir wissen das du ihn befreien willst. Wir wollen dir dabei helfen."
Ich verschränkte die Arme.
"Und dann?"
"Dann halten wir Azraela auf. Zusammen!"
"Und was ist mit Lucifer?"
Die beiden inspizierten plötzlich ganz interessiert ihre Schuhe. Ich kniff die Augen zusammen.
"Wollt ihr ihn etwa wegsperren? In den Tartaros, wie Azraela? War die Verbannung in die Hölle nicht schon schlimm genug?"
"Er hilft ihr!"
"Er wird von ihr manipuliert!"
"Uriel..."
"Nein!"
Ich funkelte die beiden wütend an. Ich schüttelte den Kopf. Ich musste mich zusammenreißen. Alles hing nun von dieser einen Entscheidung ab. Ich sah wieder zu meinen Brüdern die mich erwartungsvoll anstarrten.
"Also gut. Ich werde mit euch, und mit Gabriel, zusammenarbeiten um Azraela zu stoppen."
Die beiden lächelten triumphierend.
"Aber...!"
Überrascht sahen mich die beiden an. Ich ging langsam auf sie zu.
"Aber Lucifer wird nicht wie Azraela abgestempelt. Ja er ist provokant, hinterlistig, betrügerisch, arrogant und diabolisch. Aber er ist auch unser Bruder. Wir haben ihn schon mehr als einmal im Stich gelassen. Als Vater ihn verbannt hat und wir ihm den Rücken gekehrt haben, verlor er vielleicht das Vertrauen in die Familie, aber mir bedeutet Familie noch was. Für Azraela kommt vielleicht alle Hilfe zu spät, aber nicht für Lucifer. Ich arbeite mit euch zusammen. Ich arbeite für Vater. Erledige wieder mal die Drecksarbeit für ihn, wenn wir Lucifer helfen, und nicht bestrafen. Haben wir einen Deal?"
Ich streckte die Hand aus und sah die beiden herausfordernd an. Michael und Raphael zögerte kurz und wechselten unsichere Blicke. Dann trat Raphael einen Schritt vor.
"Was wenn es keinen anderen Weg gibt als Lucifer... ?"
"Dann findet einen! Es gibt immer einen anderen Weg."
Raphael sah nochmals zu Michael der kaum merklich nickte. Dann sah er auf meine ausgestreckte Hand. Ich verdrehte die Augen.
"Was ist jetzt?"
Langsam wurde ich ungeduldig. Endlich nahm Raphael meine Hand.
"Deal Bruder."
Wir standen kurz da und fixierten den jeweils anderen bevor Michael zwischen uns trat.
"Also, nach dieser rührenden Wiedervereinigung, wie ist der Plan?"

Azraela
Ich sah wie sie dastanden. Alle drei. Wie auf dem Silbertablett. Ich könnte es beenden bevor es überhaupt begonnen hätte. Ich hätte die drei einfach hier und jetzt vernichten können. Doch ich tat es nicht. Ich wollte wissen wie es ausging. Was sie sich einfallen lassen würden um mich aufzuhalten. Und ich wollte ihre Gesichtsausdrücke sehen wenn ihnen klar wird, dass sie gescheitert sind. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf meine Lippen und ich sah hinauf in den Himmel.
"Ich hoffe du hast es dir gemütlich gemacht, Daddy. Denn du hast erste Reihe Karten um zusehen zu können, wie ich deine ach so geliebten Söhne einen nach den anderen zerstöre. Und dann, wenn ich jeden einzelnen von ihnen vor deinen Augen getötet habe, erst dann töte ich dich. Und du kannst nichts dagegen unternehmen. Wissen sie denn das du machtlos mir gegenüber bist, oder hast du ihnen das auch verschwiegen, alter Mann? Das Ende ist nah!"

Highway to Hell - the Devil is backWo Geschichten leben. Entdecke jetzt