Kapitel 42 - Erneut Gefangen

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Shou 

Ich kann es nicht fassen, das ich das wirklich tat. Wie behindert musste ich eigentlich sein. Max hatte jedoch recht. Wenn ich wirklich Taylor vor seinen möglichen Tod bewahren will, musste eine schnelle Lösung her. Und meine Gabe beschützt mich vor möglichen Schäden. 

Ich war kein Kind mehr. Ich werde das schon schaffen. 

Wie geplant meldete ich mich am Morgen krank. Die Lehrer sollten nichts von unserem Vorhaben wissen, damit sie es nicht vereiteln konnten. Ich schlich mich aus der Schule und gammelte den ganzen Mittag in der Nähe des Bunkers auf. Hier und da spürte ich einige Blicke auf mir, die mich zu verfolgen schienen, aber bisher habe ich keinen Angriff auf mich zu verzeichnen. 

Es fing erst an zu rollen, als ich gerade auf der Jagd war und mir ein Reh gerissen haben. Rohes Fleisch habe ich lange nicht mehr gegessen, weswegen ich schon etwas angesäuert war, als man mir mein Mahl versauerte. Gerade als ich mich niederließ und meine Zähne ins weiche Fleisch bohrte, kamen sie. Zwei Wyvern von den Seiten und Menschen mit Gewehren. 

Ich knurrte leise und mein Fell sträubte sich gefährlich. Imposant richtete ich mich auf und fauchte warnend. Wenigstens das hätten sie mir noch gönnen können. 

Die Wyvern stürzten sich auf mich, krallten sich in meine Flüge und mein Fell. Ich versuchte sie abzuschütteln und schlug mit meinen Pranken nur halbherzig um mich. Ich muss wenigstens so tuen als würde ich entkommen wollen. 

Zwei Schüsse ertönten und ich spürte das Pieksen in meinen Hinterläufen. Fauchend fuhr ich herum und schaffte es die beiden Drachen von mir zu holen. Meine Glieder wurden schwerer und meine Sicht verschwamm immer mehr. Betäubungspfeile. Natürlich. 

Knurrend ging ich zu Boden und versuchte meine Augen offen zu halten. Ich konnte nicht verneinen, dass ich doch schon etwas Panik hatte. Aber jetzt ist es eh zu spät. 

~.~.~

Ich atmete den erdigen Geruch ein, der sich mit einer menge Urin, Blut, Tod und Verwesung vermischt hat. Es stank erbärmlich. Stellt euch eine Biotonne mit vergammelten Fischabfällen, ne menge Rohe Eier und den schimmligsten Käse der fucking Erde vor, und dann paart es mit einer gewaltigen Priese Sonnenschein und Temperaturen von 40° im Schatten vor. Genauso stank es hier unten. 

Ich schnaubte die widerwärtige Luft gleich wieder aus und blinzelte noch etwas benommen. Meine Glieder waren immer noch zu schwer um sie zu bewegen, als würden sie aus Blei bestehen. Dennoch konnte ich mich etwas umsehen, wenn ich auch nicht viel erkannte. Der Untergrund bestand aus Beton und fühlte sich kalt an. Gitterstäbe versperrten den möglichen Ausweg. Jedoch war das meiste was mich beunruhigte nicht, die blutigen Flecken direkt unter mir, sondern dass mir blonde Strähnen ins Gesicht fielen. 

Wie haben diese Hundesöhne es geschafft mich in diesen Körper einzusperren?! 

Meine Kehle war trocken, ich brachte kaum einen Ton raus. Ich würde gerne schreien. Das kann doch nicht wahr sein. So war das nicht geplant. 

Panik kroch langsam in mir hoch, auch wenn ich versuchte mich zu beruhigen. Es war schwer. Bilder aus meiner Kindheit blitzten wieder vor meinem inneren Auge auf und erinnerten mich daran, wie schrecklich Menschen sind. Kaum zu glauben, dass ich einen Liebe und er derjenige ist der mich hier rein gebracht hat. Liebt er mich überhaupt? Was wenn er auch ein Spion ist? 

Ach quatsch. Seine Gefühle sind aufrichtig. Ich fange an zu spinnen. 

Schwere Schritte halten durch die dunklen Gänge und eine Lichtquelle kam immer näher. Ich richtete schwach meine Blicke darauf und erkannte die Silhouetten zweier Männer. Sie blieben etwas weiter vor meiner Zelle stehen und ich spürte ihre Blicke auf mir. "Ihn?" fragte einer den anderen und das Licht der Taschenlampe traf meinen menschlichen Körper. Er fuhr hoch, direkt in mein Gesicht. Ich kniff meine Augen zusammen, versuchte das Augenpaar des Trägers zu erkennen, doch es gelang mir nicht. 

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