Kapitel 49 - Meer der Gefühle

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Maxime

"MAXI!!" schrie Kayla und kam auf mich zugestürmt. Ungebremst warf sie sich um meinen Hals. Die Wucht konnte ich gerade noch so stemmen, da ich wieder an Muskelmasse hinzugewonnen habe in den drei Wochen die ich nun schon wieder an der Schule bin. Ich wurde mit Kayla richtig gut warm, und sie auch mit mir. 

Wir erzählten uns fast alles, weswegen ich auch wusste, warum sie so aus dem Häuschen war. "Sag bloß du hast noch welche bekommen?" fragte ich erstaunt und drückte sie sanft von mir um ein Blick in ihr strahlendes Gesicht zu werfen. "Jap! Sogar zwei stück!" grinste sie breit und zeigte mir ihre weißen Zähne. "Zwei?" ich hob etwas erstaunt meine Augenbrauen. "Tja.." schmatzte sie und hackte sich bei mir unter. "Ich geh doch nicht auf ein Konzert ohne meinen besten Freund der im Bad hockt und sich ritzt." grinste sie und führte mich zu ihrem Zimmer. 

Bei dem Ausdruck die sie für meine 'Kontrolle' verwendete, verzog ich den Mund. "Ich ritzte mich nicht." schnaufte ich leicht und blickte stur gerade aus. "Nein nein, ich weiß schon. Du "kontrollierst" nur ob du bereits unverwundbar bist." grinste sie sarkastisch und fuchtelte mit ihrer freien Hand abwinkend in der Luft herum. 

Diskutieren war bei ihr sowieso zwecklos, also ließ ich es gleich bleiben. Mehr als ein stummes Augenverdrehen bekam sie nicht. 

Tatsächlich war ich es aber immer noch nicht, und das war hin und wieder frustrierend. Mein linker Unterarm sah schrecklich aus und schmerzte bei jeder Berührung, doch es war mir wert. Ich werde ganz bestimmt nicht den Moment verpassen, denn sobald es soweit ist, werde ich mich auf den Weg machen. Shous Leichnam lag konserviert im nächsten Krankenhaus und wartete nur darauf wieder lebendig zu werden. 

Ich wurde aus meiner eigenen kleinen Traumwelt geholt, als man mir zwei Karten unter die Nase hielt. Kaylas breites Grinsen war herzerwärmend und strahlte so viel Freude aus. "Nächste Woche ist es so weit! Also pass auf dass du bis dahin nicht tiefer in deiner Depriphase sinkst." schmunzelte Kayla neckend und legte die Karten zurück in die Schublade. Wir waren anscheinend in ihrem Zimmer angekommen, jedenfalls sah es ganz danach aus. 

"Was wollen wir heute noch machen?" fragte ich sie dann und ließ mich auf ihr Bett nieder. Ahnungslos zuckte sie mit den Schultern und ließ sich schlaff neben mir fallen. "Bock auf nen Film?" fragte sie eher die Zimmerdecke als mich. Ob sie ihr antwortet? 

Wohl eher nicht.

"Hm, joa warum nicht. Wollen wir Niklas auch fragen ob er Bock hat?" antwortete ich dann einfach mal. "Ne, der ist doch mit dieser Freundin von Barbie beschäftigt." entgegnete sie murrend und zog ihren Laptop unter dem Bett hervor. "Ich vermisse seine dummen Kommentare schon irgendwie" gab ich schmunzelnd zu. "Ich auch, besonders wenn wir Disney filme schauen" lachte Kayla leicht und fuhr das Gerät hoch. 

"Und wo wir schon gerade dabei sind.. Disney, oder öde Filme?" fragte sie grinsend und bekam von mir eins zurück. "Was denkst du denn?" ich wackelte mit den Augenbrauen und erntete ein zufriedenes Nicken. 

Der Tag verging wie im Flug, und wurde von Elsa, Vaiana, und Arielle begleitet. Jedes Lied wurde mitgesungen und sogar von Kayla performt. Ich kann nicht oft genug sagen, wie toll es ist mit ihr zusammen zu sein. Ich bin gespannt was Shou zu ihr sagt. 

Bei diesen Gedanken brach meine fröhliche Stimmung wie ein instabiles Kartenhaus in sich zusammen. Kayla bemerkte diese Veränderung sofort, doch sagte nichts. Sie schenkte mir nur ein aufmunterndes Lächeln und ein sanftes Streicheln über die Schulter, als es hieß, dass jeder auf sein Zimmer musste. 

Leere und Einsamkeit erwarteten mich, doch bevor ich zu sehr in meine Gedanken versank, stellte ich mich unter eine kalte Dusche und schlüpfte dann auch schon ins Bett. Ich ermahnte mich nicht drüber nachzudenken und lenkte deswegen meine Aufmerksamkeit auf meine Zimmerwand, an der viele Zeichnungen hingen. Sie waren alle von mir und sie alle zeigten auf unterschiedlichste Art das selbe: Das Wiedersehen mit Shou. Ich habe mir dutzende Wege ausgemalt, wie wir uns wieder sehen werden. Im Himmel, in der Hölle, an seinem Krankenbett, bei einer Zombieapokalypse wenn er an meinem Hirn lutschen will... 

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