Kapitel 48 - Neuer Name

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Maxime 

Zittrig hielt ich die Klinge in meiner Hand und starrte auf meinen Arm. Sollte ich das wirklich machen? 

Mir blieb keine andere Möglichkeit herauszufinden ob ich bereits unverwundbar bin. Also Augen zu und durch. 

Ich schloss meine Augen, atmete einmal tief durch - was anscheinend beruhigend wirken sollte -  und setzte die Rasierklinge an meinen Unterarm an. Sie war höllisch scharf und ich brauchte kaum Druck ausüben, da teilte sie bereits meine Haut. Ein schneidener Schmerz machte sich sofortig breit und es kostete mich Überwindung meine zitternde Hand zu bewegen.  Schnell zog ich mir die Rasierklinge über den Unterarm, darauf bedacht, dass der Schnitt nicht zu groß ist. Ich zitterte heftig und wagte einen Blick auf den brennen Bereich an meinem Arm. Er blutete stark, schloss sich jedoch nicht. 

Scheiß dreck. Ich legte die Klinge auf den Rand des Waschbeckens und wollte gerade das Wasser an machen, da wurde das Badezimmer gestürmt. "Maxime! Wir kommen zu- " die Brünette verstummte mitten im Satz und sah mit Entsetzten auf meinen blutenden Unterarm. Das kommt jetzt falsch rüber. "Maxi!" quietschte sie und eilte zu mir rüber. Sie packte meinen Arm und zog ihn zur Inspektion näher zu sich. "Was? Aber-.. Das ist nicht richtig! Es gibt andere Wege!" plapperte sie aufgelöst los und sah mich an. Ich lächelte beruhigend, entzog ihr meinen Arm und wusch das Blut ab. "Keine Sorge Kayla, mir geht es gut, ich will nur testen ob ich bereits unverwundbar bin." erklärte ich ihr ruhig und griff nach einem frischen Handtuch. "Gibt es keinen anderen weg?" fragte die hübsche Brünette und verzog ihre vollen Lippen leicht. "Ich glaube nicht." schüttelte ich sacht den Kopf. "Warum ist es dir so wichtig?" fragte sie dann und suchte in den Schränken nach etwas, wahrscheinlich dem erste Hilfe Koffer. "Ich hoffe auf etwas." murmelte ich geistesabwesend und blickte auf den Schnitt, aus dem das Blut immer noch floss und das weiße Handtuch an einzelnen Stellen rot färbte. Mit meinem Blut floss auch meine Hoffnung langsam dahin.

"Ach Maxi" seufze Kayla mit einem leichten lächeln und stellte den orangenen Koffer auf den Klodeckel ab. Sie holte einen Verband raus und das Desinfektionsmittel. In solchen Sachen war sie wirklich gut, aber das musste sie auch wenn sie später Veteransärztin werden wollte. "Die Unverwundbarkeit wird kommen, und mit ihr Shou." lächelte sie aufmunternd. "Warte es einfach nur ab." setzte sie sanft hinterher und kümmerte sich nochmal richtig um den Schnitt. "Es ist schon so lange her." flüsterte ich und eine kleine Spur Verzweiflung kroch in mir auf. Was wenn sie doch nicht kam? Wie lange muss ich das noch durch machen? 

Kayla richtete sich wieder auf und sah mich an. Sie nahm mein Gesicht in beide ihrer Hände. "Hör zu Maxime, ich habe mich auch erst kürzlich von jemanden getrennt den ich sehr liebte. Anfangs war es schrecklich, doch jetzt geht es mir wieder gut." lächelte sie aufmunternd auch wenn ihr Schmerz noch deutlich sichtbar war. "Es ist nicht so schlimm wie der Tod deines Geliebten, aber er wird doch wieder kommen oder? Und du solltest bereit sein, ihn jeden Tag wieder zu sehen. Willst du, dass er einem Zombie gegenüber steht?" fragte sie und tätschelte mir sacht meine linke Wange. "Lass dich nicht hängen." wies sie mich noch an und entlockte mir ein leichtes Lächeln. 

Ich sollte daran nicht zweifeln, und ihren Rat befolgen. Shou würde nicht wollen, dass ich mich so hängen lasse. "Okay, ich rasiere mich noch eben und dann komme ich zur zweiten Stunde." nickte ich dann mit neuen Mut. "Ich warte auf dich!" trällerte Kayla wieder mit besserer Laune, ließ mich los und verließ wieder das Bad. 

Zum Glück waren die Lehrer Nachsichtig mit mir und meinen Verspätungen. Einigen Schülern ging es nicht anders. Emilia ging es auch beschissen und sie gab mir sogar teils die Schuld für seinen Tod. Als ich das erste mal damit konfrontiert wurde, brach ich zusammen. Blondchen wurde dann für ein paar Tage suspendiert und geht mir jetzt aus dem Weg. 

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