Ausgerechnet Granger hatte ihn weinen sehen. Ausgerechnet die Streberin mit den wilden Haaren hatte so gewirkt, als würde sie sich tatsächlich dafür interessieren, wieso es ihm in diesem Moment so schlecht ging. Draco war sich sicher, dass Hermine sich bei jedem anderen ihrer Mitschüler genau so verhalten hätte. Sie hatte einfach so eine soziale Ader. Er dachte darüber nach, noch einmal mit ihr zu sprechen, um sie wieder darum zu bitten, nichts von dem weiterzuerzählen, was sie gesehen hatte, doch er verwarf den Gedanken schnell wieder. "Es war besser, so zu tun, als wäre nichts davon jemals passiert. Vielleicht dachte sie dann, sie hätte das alles nur geträumt? Unrealistisch genug wäre es ja, ein Malfoy weint schließlich nicht, vor allem nicht vor anderen", dachte Draco und glitt langsam in einen traumlosen Schlaf.
Am nächsten Morgen machte er sich sehr früh auf den Weg zur Eulerei, damit er seiner Mutter einen kurzen Statusbericht geben konnte.
Guten Morgen Mutter,
mir geht es gut, ich hoffe, dir geht es auch gut. Mein Stundenplan ist dieses Jahr ziemlich voll, ich werde nicht besonders viel Zeit für irgendetwas Anderes als Schule haben. Aber das ist in Ordnung, es wird mich von allem ablenken. Die erste Nacht verlief ohne größere Zwischenfälle. Ich werde mich bald wieder bei dir melden. Mach dir keine Sorgen, es geht mir wirklich gut.
In Liebe, Draco
Es war nicht viel, aber seine Mutter würde sich trotzdem über eine Nachricht freuen. Er war einfach noch nicht wach genug, um noch mehr zu schreiben. Auf keinen Fall würde er ihr von dem Vorfall mit Granger erzählen. Sie sollte sich keine Sorgen machen, seine Mutter hatte schon genug, mit dem sie zu kämpfen hatte. Draco machte sich auf den Weg zum Frühstück in der Großen Halle. Er erwartete, dass nicht viele seiner Mitschüler schon essen würden, da es noch sehr früh war und die erste Schulstunde erst in 2 Stunden stattfinden würde. Draco war ein Frühaufsteher, er mochte es, wach zu sein, während die meisten Anderen im Schloss noch schliefen. Es war ruhig und er war allein mit seinen Gedanken.
Als Draco in die Große Halle trat, traf er zu seinem Entsetzen nur Hermine Granger am Achtklässlertisch vor, wie sie in ein Buch vertieft langsam eine Tasse Tee trank. Sie blickte auf und schaute ihm in die Augen, genau wie am letzten Abend. Da sie ihn schon bemerkt hatte, hielt er es für das beste, sich einfach an den Tisch zu setzen und sie nicht weiter zu beachten. Als Draco sich Speck und Rührei auf seinen Teller lud, bemerkte er ihren Blick auf sich. "Ich bin also so interessant, dass sie für mich ihr Buch außer Acht lässt", dachte er lächelnd. Sie schien verwirrt zu sein, aber sagte nichts weiter. In diesem Moment kam Longbottom und setzte sich neben sie, womit ihr Blickkontakt gebrochen wurde. Nachdem Draco gegessen hatte, ging er zurück in seinen Schlafsaal und packte die Bücher, die er für diesen Tag brauchen würde. Besonders freute er sich auf Zaubertränke, was schon immer sein Lieblingsfach gewesen war. Früher hatte er immer gedacht, das läge daran, dass Snape alle Slytherins bevorzugte, aber auch bei Slughorn hatte er es genossen, Tränke und Tinkturen zu mischen.
Nach einigen Stunden betrat er endlich die altbekannten Kerker. Draco konnte die Zutaten riechen und fühlte sich Zuhause. Er setzte sich abseits der übrigen Achtklässler in die hinterste Reihe und hoffte, dass niemand sich zu ihm gesellen würde. Der alte Slughorn kam in den Kerker gehumpelt und strahlte über das ganze Gesicht als er Hermine Granger sah. "Wahrscheinlich will er den alten Slug-Club wieder ins Leben rufen", dachte Draco bitter, als er sich an die Tage erinnerte, in denen er nach der Anerkennung dieses Mannes gesucht hatte. Der Professor schaute sich um und begann zu sprechen:"Es freut mich Sie alle hier begrüßen zu dürfen. Vor allem freue ich mich darüber, auch die neuen Achtklässler wieder hier begrüßen zu dürfen, auch wenn einige von Ihnen nicht den Weg zurück nach Hogwarts gefunden haben". Er sah in Grangers Richtung, die leicht den Kopf hängen ließ. "Nichtsdestotrotz habe ich vor, den alten Slug-Club wieder ins Leben zu rufen, die Einladungen werden Sie, sofern Sie erscheinen sollen, beim Frühstück von einigen Eulen zugeschickt bekommen." Genau, wie Draco es sich gedacht hatte, er würde auch dieses Jahr nicht eingeladen werden, dem war er sich sicher. Niemand, nicht ein mal der Hauslehrer des Hauses Slytherin würde einen ehemaligen Todesser in seinem exklusiven Club begrüßen.
"So dann können wir ja beginnen", Slughorn kramte in seiner Tasche herum und zog ein verschmutztes Blatt Pergament heraus,"Wie es im Fach Zaubertränke üblich ist, werden Sie in Paaren zusammenarbeiten. Diese Paare habe ich gemeinsam mit Professor McGonagall zusammengestellt. Manche werden über ihren Partner nicht unbedingt erfreut sein, aber ich wurde von der Schulleiterin selbst instruiert, Ihnen mitzuteilen, dass ein Tausch auf gar keinen Fall in Frage kommt." Draco seufzte innerlich auf. Er war sich sicher, dass niemand gerne mit ihm zusammenarbeiten würde. Außerdem war er selbst auch nicht gerade erpicht darauf, mit jemandem kooperieren zu müssen, der über weniger Fachkenntnis verfügte als er. Das Einzige, was ihn noch unbeliebter machen könnte, wäre Besserwisserei. Außer Granger war ihm keiner in diesem Kurs im Fach Zaubertränke gewachsen. "Ginny Weasley und Hannah Abbott", unterbrach der alte Professor seinen Gedankengang,"Neville Longbottom und Cho Chang." So ging es noch eine ganze Weile, bis Draco plötzlich seinen Namen hörte. Er hatte nicht mitbekommen, wer sein Partner sein sollte. Verwirrt schaute er sich um und bemerkte, dass Hermine Granger ihn entsetzt anstarrte.
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Warum Er?
FanfictionHermine kehrt nach dem Kampf um Hogwarts wieder an ihre alte Schule zurück, um ihr siebtes Schuljahr zu vollenden. Da Harry und Ron beschließen, nicht mit ihr zusammen zu gehen, fühlt sie sich zunächst einsam. Doch dann lernt sie einen ehemals verha...