Kapitel 15

3.6K 191 8
                                    

Hermine war rasend vor Wut - und sie wusste nicht ein mal genau weshalb. Dass sie Marietta nicht leiden konnte, war kein großes Geheimnis. Seit das Mädchen aus Ravenclaw Dumbledores Armee im fünften Jahr verraten hatte und sie wegen ihr aufgeflogen waren, wusste jeder, was Hermine und ihre Freunde von Marietta hielten. Die restlichen Pickel in ihrem Gesicht, die die Strafe für das Hinausposaunen ihres Geheimverstecks waren, belegten das. Dass nun genau sie nun dabei war, sich bei Draco einzuschleimen, war für Hermine ein rotes Tuch. Das hatte nichts damit zu tun, dass sie etwas für ihren Laborpartner übrig hatte oder in irgendeiner Weise Gefühle für ihn entwickelte- nein, sie wollte ihn nur vor Mariettas hinterhältiger Art schützen. Obwohl Hermine eigentlich nicht mehr weiter über die ganze Sache nachdenken wollte, konnte sie es sich nicht verkneifen, ebenfalls in die Bibliothek zu gehen, um die beiden zu beobachten. "Ich muss doch ohnehin meinen Aufsatz fertig schreiben. Wenn ich mich nebenbei amüsieren kann, weil Marietta nur Bahnhof versteht, ist das noch ein Zusatz", redete sie sich ein und machte sich auf den Weg, nachdem sie sich von Neville verabschiedet hatte.

Als sie in der Bibliothek angekommen war, bemerkte sie, dass Draco und Marietta an dem Tisch Platz genommen hatten, an dem tags zuvor Hermine mit Draco gesessen hatte. Hermine wusste natürlich, wie lächerlich sie sich benahm, aber sie wurde doch wütend darüber. Trotz allem versuchte sie sich, auf ihren Verwandlungsaufsatz zu konzentrieren. Dies war jedoch nicht allzu leicht, da Marietta bei jedem einzelnen Wort, das aus Dracos Mund kam, unkontrolliert anfing, zu kichern. Glücklicherweise schien Mariettas Verhalten auch ihren Nachhilfelehrer zu irritieren, da Draco sehr verwirrt drein schaute. Er versuchte wirklich angestrengt, ihr die Grundlagen des Zaubertränkebrauens zu vermitteln und hatte dafür sogar mehrere Bücher für Erst- und Zweitklässler herausgesucht. Scheinbar nahm er seinen neuen Job sehr ernst. "Peinlich genug, dass Marietta wirklich noch Bücher für Erstklässler braucht, um in Zaubertränke mitzukommen", dachte Hermine bitter und war selbst überrascht darüber, wie viel Abscheu sie für das Mädchen empfand. Die letzten zwei Jahre war sie ihr doch vollkommen egal gewesen - was hatte sich nur geändert?

Nach etwa einer Stunde gab Draco auf und entließ Marietta aus der Nachhilfestunde, er sagte, dass er noch dringend seinen Aufsatz zu Ende schreiben musste. Marietta verabschiedete sich zuckersüß und versuchte, ihren Lehrer zu umarmen, was er nicht richtig verstand. Die ganze Szenerie sah sehr ulkig aus, Hermine musste sich ein lautes Lachen verkneifen. Nachdem Marietta die Bibliothek verlassen hatte, stand Draco auf und setzte sich zu Hermine. "Ich habe ganz genau gesehen, dass du uns ständig ausgelacht hast", Dracos Worte waren wütend doch seine Stimme klang belustigt, "Marietta versteht wirklich kein Wort von dem, was ich sage. Ich musste ihr sogar das Einsteigerbuch besorgen, damit sie irgendeine Ahnung hatte, um was es geht. So jemand kann doch nicht nach Ravenclaw kommen, oder?" "Tut mir leid, ihr zwei ward einfach zu lustig. Ständig hat sie gelacht und du hast nie verstanden weshalb. Vielleicht ist sie in den anderen Fächern besser als in Zaubertränke, es ist schon recht anspruchsvoll", antwortete Hermine und lächelte verschmitzt. "Hier, das Buch für Verwandlung. Ich bin für heute fertig mit Hausaufgaben. Wir sehen uns heute Abend bei Slughorn", Hermine zwinkerte Draco zu und verließ die Bibliothek. 

Als sie in ihrem Schlafzimmer angekommen war, sah sie Lavender am Fenster stehen. Genervt verdrehte Hermine die Augen - sie hatte keine Wahl, sie musste in ihr Zimmer, um dort ihre Waschutensilien zu holen, damit sie sich für Slughorns Party zurecht machen konnte. Am Morgen hatte sie sich schon ihre Kleid bereit gelegt, sie würde ein schlichtes, cremefarbenes Cocktailkleid tragen, das ihr bis zu den Knien reichte. Lavender durchkreuzte ihre Pläne. "Granger, ich habe dein Kleid gesehen. Gehst du zu einem Geschäfts-Meeting? Ron hatte mir ja gesagt, dass du dich nicht besonders modisch anziehst, aber ein Mindestmaß an Geschmack hätte ich dir doch zugetraut", Lavender nickte hämisch und dachte wohl wirklich, dass Hermine ihre Meinung interessierte. "Spar es dir für jemand anderen auf Lavender. Ich habe für deinen Mist wirklich keine Zeit. Wie du vielleicht weißt, muss ich auf die Party für alle einflussreichen Schüler auf Hogwarts", antwortete Hermine und war sogar selbst davon überrascht, wie zickig sie sein konnte. Sie nahm das Kleid und ihre Waschsachen und machte sich auf den Weg ins Bad, wo sie sofort abschloss. Sie konnte nicht noch mehr ertragen. Wie konnte Ron nur diese Ziege ihr vorziehen? Glücklicherweise gab es Männer mit einem besseren Geschmack - hoffte Hermine zumindest.

Hermine benutzte ihr teures Lavendel-Shampoo, das sie nur für besondere Anlässe aus dem Schrank zog. Sie rasierte sich die Beine und cremte sich ein. Außerdem legte Hermine ein wenig Make-Up auf. Als sie mit ihrem Gesicht zufrieden war, kümmerte sie sich um ihre Haare. Vor einigen Jahren hatte Hermine einen Zauber erfunden, mit dem sie ihre Haare glätten konnte. Aus Zeitmangel konnte sie diesen jedoch nur selten anwenden. Da heute ein besonderer Anlass war, setzte sie ihn ein. Als sie fertig war, schaute sie auf die Uhr, die an der Wand im Badezimmer hing und erstarrte. Hermine hatte nur noch zehn Minuten Zeit, um ihr Kleid anzuziehen. Sie beeilte sich und hüpfte fast die Treppenstufen zum Gemeinschaftssaal der Achtklässler hinunter. Auf einem der grünen Ohrensessel saß ein großer, blonder Mann. "Er hat auf mich gewartet", dachte Hermine und lächelte. "Ich bin fertig", sagte sie und Draco stand auf. Als er Hermine ansah, blieb ihm der Mund offen stehen. Auf diese Reaktion hatte sie gewartet. "Du siehst.. großartig aus, Hermine. Deine Haare gefallen mir", sagte er langsam. "Dankeschön Draco", sagte Hermine und die beiden liefen zum Büro ihres Zaubertränkeprofessors.

Warum Er?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt