Kapitel 7

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Hermine konnte nicht fassen, was Ron ihr  in seinem Brief geschrieben hatte. Nach ihm habe sich die Beziehung im Sande verlaufen und er wolle erst ein mal Abstand zu ihr halten. Sie konnte nicht ein mal verstehen, was er damit meinte. Sie würden sich erst wieder an Weihnachten sehen, war das nicht genug Abstand für ihn? Außerdem konnte sie nicht fassen, dass gerade Malfoy von allen Menschen auf dieser Welt ihr sein Taschentuch geliehen hatte, weil er mitbekommen hatte, wie schlecht es ihr ging. Das Gryffindor Mädchen saß auf ihrem Bett im Schlafsaal und starrte die feinen, smaragdgrünen Buchstaben auf weiß-silbernem Grund an. Sie müsste es gründlich waschen, bevor sie es ihm zurück gab. Außerdem müsste Hermine sich bei ihm bedanken, es hatte sich schon lange kein anderer Mensch, insbesondere kein Mann, so um sie gekümmert. 

Als Hermine irgendwann keine Tränen mehr übrig hatte, die sie um Ron weinen konnte, betrat Lavender ihr gemeinsames Zimmer. Schnell trocknete sie sich das Gesicht ab und drehte sich mit dem Rücken zu ihrer Zimmergenossin. Lavender lachte gehässig, doch sie sagte nichts und setzte sich ebenfalls auf ihr eigenes Bett. Nach einigen Minuten sagte er Hermine leise:"Woher hast du gewusst, dass Ron sich von mir trennen will? Hat er dir davon erzählt? Wann habt ihr euch gesehen?" Erst wollte Lavender nicht antworten, doch nach einer Weile überkam sie sichtlich das schlechte Gewissen. "Du weißt, dass wir keine Freundinnen sind. Selbst, wenn wir nicht denselben Mann lieben würden, hätten wir wohl nicht viel miteinander zu tun.", sagte sie langsam, sie wählte ihre Worte mit Bedacht, "Aber ich möchte keine andere Frau anlügen müssen, also gestehe ich dir alles: Ron und ich treffen uns bereits seit einigen Wochen, er redet sich damit heraus, dass er zum Sport ginge. Er hat mich kontaktiert, nachdem ihr euch wegen Hogwarts gestritten hattet. Ich wollte ihn davon überzeugen, dir so bald wie möglich die Wahrheit zu sagen. Wahrscheinlich war das aber nicht aus Ehrlichkeit, ich wollte ihn einfach nur endlich für mich haben." Hermine konnte nicht fassen, was sie da hörte. Sie wusste, dass Lavender nicht ihre Freundin war, deshalb fühlte sie sich von ihr auch nicht hintergangen. Aber Ron? Er war nicht nur ihr fester, sondern auch ihr bester Freund, weshalb sie erwartet hatte, dass Ehrlichkeit eine wichtige Rolle in ihrer Beziehung spielte. "Er war mein fester Freund. Mit uns ist es vorbei. Und so wie es geendet hat, kann ich mir auch keine Freundschaft mehr mit ihm vorstellen", dachte Hermine traurig. "Wieso stört es ihn bei dir nicht, dass du wieder zurück zur Schule willst?", fragte Hermine und schaute Lavender direkt in die Augen. "Im Gegensatz zu dir versuche ich nicht, jemanden aus ihm zu machen, der er nicht ist. Wenn er nicht wieder zur Schule will, akzeptiere ich das. Wenn er Freiraum will, dann geh ich eben nochmal nach Hogwarts. Ich würde alles für ihn tun." Obwohl Hermine sauer war, bemitleidete sie ihre Zimmergenossin. Sich so für jemand anderen aufzugeben, war nicht Hermines Stil. 

Auch an diesem Abend nahm Hermine "Die Geschichte Hogwarts" zur Hand und machte sich auf den Weg in den Gemeinschaftssaal, um sich dort vor den warmen Kamin zu setzen und sich in eine weiche Decke einzuwickeln. Niemand war dort, worüber sie froh war. Hermine wollte keine Fragen bezüglich ihrer aufgequollenen Augen beantworten oder warum sie den ganzen Abend nicht gesehen worden war. Nach dem Gespräch mit Lavender konnte sie nicht weiter in ihrem Schlafzimmer bleiben, weshalb sie Malfoys Taschentuch im Waschsaal gründlich gewaschen hatte. Seitdem trug sie es in ihrer Tasche mit sich herum. Bevor sie sich in den Gemeinschaftssaal setzte, holte sie sich von den Hauselfen aus der Küche noch eine Tasse heiße Schokolade. Hermine hasste es, die Elfen wie ihre Diener zu behandeln, aber es schien ihnen wirklich zu gefallen und sie zu erfüllen. Außerdem war sie heute nicht dazu in der Lage, etwas Anderes zu tun, als herumzusitzen und umherzustarren.

Nach einer Stunde gab Hermine auf und legte ihr Buch weg. Weil sie Angst hatte, dass die Tränen bald wieder kämen, holte sie Malfoys Taschentuch heraus. In diesem Moment hörte sie jemanden leise die Treppe herunter steigen. Hermine sah eine große, schmale Gestalt mit weißblondem Haar, die sich langsam auf sie zu bewegte. "Geht es dir inzwischen besser?". fragte Draco, seine Stimme klang freundlich, fast weich. So hatte Hermine ihn noch nie gehört. "Nein, nicht wirklich", antwortete sie, " aber danke, dass du mich danach fragst." "Ich denke, wir sind jetzt quitt. Ich erzähle niemandem, dass du geweint hast, wenn du niemandem erzählst, was du gesehen hast", sagte Malfoy und schaute sie erwartungsvoll an. "Ich denke nicht, dass du jemanden finden wirst, mit dem du über mich reden willst, aber selbst wenn du es weiter erzählst, rede ich mit niemandem über dich", antwortete Hermine. "Ich weiß, ich hätte es auch niemandem erzählt. Darf ich fragen, was passiert ist, das dich so aus der Bahn geworfen hat?", fragte er zögerlich. "Wenn ich dann von dir erfahre, was dich zum Weinen gebracht hat, bin ich ein offenes Buch für dich", trotz ihrer Trauerstimmung lächelte sie fast. "Wirst du nicht, aber behalte das Taschentuch ruhig, du siehst aus, als würdest du es auch noch weiterhin brauchen", Malfoy lachte, "Wir sehen uns morgen in Zaubertränke."

Hermine schlief nach drei Stunden auf ihrem Sessel ein. Sie wusste, dass sie am nächsten Morgen hinüber sein würde, aber das spielte keine Rolle, sie konnte nicht im selben Zimmer schlafen wie Lavender. 


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