Nachdem Hermine ihren Laborpartner freundlich dazu aufgefordert hatte, mit ihr in das Astronomiebuch zu schauen, rückte er näher zu ihr heran. Sie konnte Dracos Atem an ihrer Wange spüren. Es war absolut unmöglich für sie, sich richtig zu konzentrieren; Hermine hatte kein Wort von dem verstanden, was sie gerade gelesen hatte. Draco roch nach frisch gemähtem Gras, nach kühlem Sommerregen und nach Zimt - zumindest stellte Hermine sich das vor. Aus den Augenwinkeln schaute sie ihn an. Seine langen Wimpern und seine gerade Nase fielen ihr auf, seine Augen hatte sie schon vorher genau studiert. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der Hermine ihn nur angestarrt hatte, drehte sich Draco zu ihr um und schaute ihr in die Augen. Für einen Moment stand die Zeit still. Erst, als beiden klar wurde, was sie gerade taten, wandten sie ihre Gesichter schnell voneinander ab und lasen weiter das Buch, das vor ihnen auf dem Tisch lag. Beide lernten noch einige Sternbilder, machten sich aber doch relativ schnell auf den Weg zum Mittagessen. Auch an diesem Tag erwartete Hermine - trotz des verwirrenden Zwischenfalls- dass Draco sich zu ihr an den Achtklässlertisch in der großen Halle setzen würde, was er auch tat.
Das Mittagessen verlief mehr oder weniger ereignislos, Neville plapperte erneut über Zaubertränke und dass er und Cho überfordert mit den von Slughorn gestellten Aufgaben waren. Hermine konnte ihm anmerken, dass er ein wenig neidisch war, nicht wie Draco und sie zu Slughorns Party eingeladen worden zu sein. Nachdem das Mittagessen sich dem Ende zugeneigt hatte, absolvierte Hermine ihren letzten zwei Unterrichtsstunden und machte sich anschließend auf den Weg in den Gryffindor-Gemeinschaftssaal, um Ginny zu sprechen. Sie musste sich jemandem anvertrauen. Auch wenn Ron sich von ihr getrennt hatte, bedeutete das nicht, dass sie sich schon in die nächste Romanze stürzen sollte. Und das auch noch mit Draco Malfoy, von dem sie bis jetzt nicht das Geringste gehalten hatte. Hermine war sich aber sicher, dass er sich geändert hatte oder es zumindest versuchte. Sie konnte es an seinem Blick erkennen. Anders als früher war er nicht mehr von Hass und Abscheu geprägt, Hermine sah lediglich Schmerz und ein schlechtes Gewissen. Als Hermine bei der fetten Dame angelangt war, nannte sie das Passwort: "Amortentia", ihr war die Ironie nicht entgangen und trat ein. "Oh wie ich diesen Geruch vermisst habe", dachte Hermine und schaute sich in ihrem ehemaligen Wohnzimmer um, das noch genau so aussah, wie das letzte Mal, als sie hier gewesen war. Das war mit Ron gewesen. Und schon traten ihr wieder die Tränen in die Augen. Schnell wischte sie sie weg und fragte einen Fünftklässler, ob er Ginny gesehen habe. Er zeigte in Richtung des Kamins und Hermine folgte seiner Anweisung.
"Hermine! Was machst du denn hier?", Ginny lachte und sprang auf, um ihre beste Freundin zu umarmen. "Hallo Gin, hast du vielleicht kurz Zeit? Ich bräuchte jemanden zum reden", antwortete Hermine, "wir könnten ein wenig über das Schlossgelände spazieren, jetzt, wo die Sonne noch da ist." "Ja natürlich! Du weißt, dass ich immer für dich da bin", Ginny holte ihren Umhang aus dem Schlafsaal und führte Hermine aus dem Gryffindor-Turm. Die Mädchen liefen am See vorbei und Ginny fragte: "Worüber genau wolltest du mit mir reden? Geht es um Ron?" "Ich nehme an, dass du weißt, dass dein Bruder und ich Schluss gemacht haben, weil Harry es dir erzählt hat." "Ja", antwortete Ginny kleinlaut. "Aber dass er es dir gesagt hat, bedeutet wohl, dass ihr euch beide wieder vertragen habt oder?", fragte Hermine und ihre Freundin nickte, "das freut mich wirklich Gin. Das mit Ron und mir... Hätte ohnehin nicht funktioniert, dafür sind wir einfach zu verschieden. Nur die Art und Weise wie es zu Ende ging, ist natürlich eher suboptimal." "Ich habe Harry gesagt, dass er meinem Bruder gerne eine reinhauen darf und er schien nicht abgeneigt zu sein. Wenn ich Ron das nächste Mal sehe, bekommt er wirklich etwas zu hören. Es tut mir so leid Hermine, er ist ein absoluter Idiot und weiß beim besten Willen nicht, was er an dir hat", die Worte sprudelten nur so aus Ginny heraus. "Schon gut, schon gut.. Ich werde schon darüber hinwegkommen. Um ehrlich zu sein, bin ich wohl gerade auf dem besten Weg dazu", sagte Hermine und errötete leicht. "Nein! Wer ist es? Kenne ich ihn? Er geht mit uns zur Schule oder? Erzähl mir alles!", Ginny war so aufgeregt, dass Hermine ihr fast die ganze Wahrheit erzählt hätte, aber sie fing sich und antwortete nur: "Ich denke nicht, dass ich es schon öffentlich machen will.. Zumal ich nicht einmal weiß, ob er mich überhaupt leiden kann. Tut mir leid Ginny, sobald sich irgendetwas entwickeln sollte, bist du natürlich die erste, die etwas davon erfährt." Ginny schaute sichtlich enttäuscht drein, akzeptierte jedoch Hermines Wunsch und fragte sie nicht weiter aus. Die beiden unterhielten sich noch eine Weile. Als die Sonne unterging, verabschiedeten die beiden Mädchen sich und gingen getrennte Wege.
Als Hermine im Gemeinschaftssaal der Achtklässler angekommen war, beschloss sie, dass sie nicht mehr weiter auf dem Sessel vor dem Kamin schlafen konnte. Obwohl ihr nicht wohl dabei war, im selben Zimmer wie Lavender zu übernachten, stieg sie die Treppe zur ihrem gemeinsamen Zimmer hinauf. Glücklicherweise schlief Lavender bereits und die Vorhänge ihres Himmelbettes waren vorgezogen. Hermine legte ihre Tasche ab und packte die Bücher ein, die sie am nächsten Tag brauchen würde. Heute würde sie in Ruhe schlafen können. Sie nahm die Geschichte Hogwats' zur Hand und legte sich in ihr Bett. "Morgen sind meine Augenringe sicher weg und ich sehe nicht mehr aus wie ein Zombie", dachte Hermine und schloss ihre Augen. Schnell driftete sie in einen traumlosen, tiefen Schlaf.
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Warum Er?
FanfictionHermine kehrt nach dem Kampf um Hogwarts wieder an ihre alte Schule zurück, um ihr siebtes Schuljahr zu vollenden. Da Harry und Ron beschließen, nicht mit ihr zusammen zu gehen, fühlt sie sich zunächst einsam. Doch dann lernt sie einen ehemals verha...