Kapitel 24

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Draco saß bereits seit einer ganzen Stunde auf der Bank im Freien. Er hatte diese kleine, zerbrechliche Hexe im Arm und wollte nicht, dass dieser Moment jemals aufhörte. Je länger sie schlief, desto länger konnte er in ihrer Nähe sein, ohne ihr Leben negativ zu beeinflussen. Er hoffte, dass Hermine am nächsten Tag alles vergessen haben würde, da sie sich sonst wieder Hoffnungen machen würde. So wie er sich selbst jedes Mal, wenn er dieses zierliche Mädchen sah, Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft mit ihr machte.

Er merkte, dass Hermine im Schlaf leicht zitterte und versuchte deshalb, sie sanft hochzuheben, um sie in ihren Schlafsaal tragen zu können. „Hoffentlich wacht sie nicht auf, während ich sie durch das Schloss hieve", dachte Draco, „und hoffentlich ist Lavender heute bei WonWon." Glücklicherweise war es so spät, dass alle  Schüler sowie alle Lehrer schon im Bett waren. Draco begegnete auf seinem Weg zum Achtklässler-Turm nicht einmal Mrs. Norris, obwohl sie sonst immer ihre Runden drehte. Als er im Gemeinschaftssaal der Achtklässler angekommen war, kam ihm zum ersten Mal der Gedanke, dass es eventuell gar nicht möglich sein würde, Hermine in ihr Bett zu legen, da die Schulleitungen sicher magische Sicherungen angebracht hatte, um zu verhindern, dass ein Mann einen Mädchenschlafsaal betrat. Draco hoffte inständig, dass dem nicht so war und schlich vorsichtig die Treppenstufen zu Hermines Schlafzimmer hoch. Als Draco die Türklinke drückte, hatte er Angst, dass ein elektrischer Schlag oder Ähnliches ihn treffen würde, aber nichts geschah; es gab wohl doch keine Sicherung. Seine Glückssträhne hielt an, denn Draco bemerkte glücklich, dass Lavender sich wohl wirklich über die Halloween-Feiertage Urlaub von Hogwarts genommen hatte und nicht in ihrem Bett lag.

Er legte Hermine sanft auf dem linken Bett ab, von dem er glaubte, dass es ihres war. Seine Vermutung beruhte darauf, dass der Zimmerteil auf der einen Seite in einem regelrechten Chaos aus Kleidern, Schmuck und Schuhen versank, während der andere Teil des Zimmers bis auf ein paar Bücher, die neben dem Bett gestapelt waren, sehr ordentlich aussah. Hermine murmelte wieder seinen Namen, aber da er dachte, dass sie nur wie letztes Mal von ihm träumte, achtete er nicht weiter darauf. Er zog ihr die hohen Schuhe aus, schüttelte vorsichtig ihr Kissen auf und deckte sie zu. Hermine nannte ihn nochmals beim Namen, dieses Mal so bestimmt, dass er aufmerksam wurde. Er drehte sich um und schaute in ihr Gesicht. Ihre Augen standen weit offen und sie sah verwirrt aus. „Wie bin ich hier hergekommen? Hast du mich den ganzen Weg getragen? Wie lange hat das bitte gedauert? Wie spät ist es? Gibt es keine Sicherung an der Schlafsaaltür, damit Jungs nicht unsere Zimmer betreten können? Scheinbar nicht, sonst wärst du nicht hier, gut zu wissen. Wirklich gut zu wissen", Hermine plapperte einfach darauf los, als hätte ihre Freundschaft die letzten Wochen keine Auszeit genommen. Draco unterbrach sie nur ungern: „Hermine.. Du brauchst wirklich deinen Schlaf, ich sollte jetzt besser gehen." „Nein, du wirst nicht gehen", sagte sie bestimmt und hielt ihn an seinem Arm fest, „Du bist erst entlassen, wenn du mir sagen kannst, warum du die letzten Wochen nicht mit mir gesprochen hast. Ich dachte wir wären Freunde? Ich weiß, dass ich alles nur verkompliziert habe, indem ich dich geküsst habe. Wir können trotzdem noch befreundet sein. Ich verspreche dir, dass sich das nicht wiederholen wird. Ich kann es wirklich verstehen, wenn du nicht dasselbe für mich empfindest wie ich für dich." Draco musste laut auflachen, als er hörte, was Hermine da sagte. „Das ist nicht wirklich das Problem", sagte er und wandte den Kopf von ihr ab. „Ist es nicht? Was ist dann los? Draco sprich mit mir", verlangte Hermine, doch Draco konnte nichts sagen. Er hatte einen riesigen Kloß im Hals.

Auch nach vielen weiteren Minuten des Schweigens fühlte er sich noch nicht in der Verfassung, Hermine zu antworten. Er durfte sie nicht mit seinen Problemen belasten. Als er die Hände erneut in seinem Gesicht vergrub, hob sie ihre Hand und berührte damit sein Gesicht. Hermine drehte ihn zu sich um und sah ihm tief in die Augen. Draco vergaß alles um sich herum. Nichts war mehr von Bedeutung – nichts, außer diesen Augen und diesem einen Mädchen. Er hatte einfach nicht mehr länger die Kraft, sich von ihr fernzuhalten. Er war einfach nicht stark genug. Er konnte einfach keinen Widerstand mehr leisten. Und deshalb gab er endlich nach. Dieses Mal küsste er Hermine und sie reagierte verwirrt, entsetzt, geschockt darauf – aber nur einen Moment lang. Wieder griff er in ihre Haare, wieder legte sie ihre Arme um seinen Hals und zog ihn näher an sich. Er spürte ihren Atem, roch ihre Haare, schmeckte ihre Lippen. Eher er sich versah, lag er ebenfalls in ihrem Bett und trug nur noch die Hälfte seiner Kleidung. Hermine lockerte seine Krawatte und knöpfte sein Hemd auf. Sie klammerte sich an ihn und ließ in die nächsten Stunden nicht mehr los.

Warum Er?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt