Draco war der Meinung, dass es eine nette Geste sein würde, wenn er auf Hermine wartete. Die beiden waren schließlich die einzigen aus ihrem Jahrgang, die zu Slughorns Party eingeladen waren. Aus diesem Grund setzte er sich auf einen der großen, grünen Ohrensessel vor dem Kamin und nahm ein Buch von dem kleinen Beistelltisch, der daneben stand. Plötzlich hörte er laute Geräusche hinter sich, als ob jemand die Treppe hinunterfallen würde. Er drehte sich um und sah.. Hermine. Sie hatte ein helles Kleid an, das ihr bis zu den Knien reichte und ihre Haare waren glatt, ganz anders als sonst. Auch die Augenringe der letzten Tage waren gänzlich verschwunden, sie sah frischer aus und lächelte. Vermutlich als Reaktion darauf, dass Dracos Mund weit offen stand. Er machte ihr ein Kompliment über ihre Haare und beide machten sich gemeinsam auf den Weg in die Kerker, wo sich das Büro ihres Zaubertränke-Professors befand.
"Warum gibst du Marietta eigentlich Nachhilfe?", da war sie, die Frage, von der Draco inständig gehofft hatte, dass Hermine sie nicht stellen würde, "Sei mir nicht böse, aber du bist ja nicht gerade dafür bekannt, besonders hilfsbereit zu sein." Draco brauchte eine Weile, bis er wusste, was er Hermine antworten sollte, er wollte sie nicht verärgern. "Ihre Freundin Cho hat mich dazu gedrängt. Ich habe mehrmals gesagt, dass jemand anderes für diesen Job wahrscheinlich besser geeignet wäre. Mein pädagogisches Potential lässt doch etwas zu wünschen übrig..." Hermine lachte und Draco war erleichtert, die richtigen Worte gefunden zu haben. "Ich denke nicht, dass sie dich aufgrund deiner pädagogischer Fähigkeiten als Nachhilfelehrer eingestellt hat, sie hatte wohl andere Gründe", sagte Hermine, doch Draco verstand nur Bahnhof: "Was meinst du damit? Sie hätte genau so gut dich fragen können, du wärst sicher die bessere Wahl gewesen." "Ach komm, stell dich nicht dümmer als du bist Draco", sagte Hermine mit einem tadelnden Blick, "Marietta steht auf dich. Warum sollte sie sonst über jedes deiner Worte lachen? Du bist nicht gerade ein Scherzkeks, meistens bist du eher ruhig und melancholisch." Draco stockte der Atem. Konnte das wirklich wahr sein? Es war nicht der Gedanke an Marietta, der ihn glücklich stimmte. Nein, ganz sicher nicht. Es war eher die Tatsache, dass ein Mensch- eine Frau- über alles, was er in der Vergangenheit getan hatte, hinwegsehen konnte und ihn nicht länger in eine Schublade steckte. Dass er für jemand anderen mehr sein konnte, als ein ehemaliger Todesser. Hermine sah seinen Gesichtsausdruck, woraufhin sich der ihre sofort verdunkelte. "Hermine... Ich", stammelte Draco, doch seine Laborpartnerin unterbrach ihn: "Du brauchst nichts zu sagen. Ich kann das verstehen, Marietta ist hübsch und bis auf ihre verräterische Art bestimmt auch freundlich. Geh mit ihr aus und werde glücklich. Ich stehe total hinter euch." In dem Moment, in dem Draco etwas antworten wollte, kamen sie vor der Tür von Slughorns Büro an und Hermine klopfte an.
Als Slughorn die Tür öffnete, machte sich ein riesiges Grinsen auf seinem Gesicht breit und er bat die beiden Achtklässler hinein. Draco hätte zwar noch gern die Chance gehabt, sich mit Hermine auszusprechen und sich eventuell auch bei ihr zu entschuldigen, aber die hatte sich bereits von ihm abgewandt. "Ich habe wirklich Mist gebaut", dachte Draco traurig und folgte ihr. "Es ist so schön, Sie zu sehen! Miss Granger und Mister Malfoy, kommen Sie herein, Sie sind die Letzten", begrüßte der Professor sie und machte eine einladende Handbewegung in Richtung seines Büros. Draco schaute sich um und erkannte das typische Zimmer eines Zaubertränke-Professors. An den Wänden befanden sich Regale, auf denen unzählige Tinkturen und Salben standen. Glücklicherweise war nichts Übelriechendes dabei. In der Mitte des Raumes waren zwei große Tische aneinandergestellt, um die acht Schüler saßen, die sowohl Draco als auch Hermine neugierig anschauten. Auf den Tischen standen einige Schüsseln mit ausgefallenen Gerichten, vermutlich von den Hauselfen gekocht. Slughorn hielt Draco und Hermine zwei Gläser Rotwein hin, die sie dankend annahmen. Die anderen Schüler tranken keinen Alkohol, sie waren wohl noch nicht volljährig.
Nachdem die beiden Nachzügler sich zu den übrigen Mitgliedern des Slug-Clubs gesellt hatten, gab es eine kurze Vorstellungsrunde. Es stellten sich zwei Mädchen vor, die vermutlich Zwillinge waren, da sie absolut identisch aussahen. Sie waren die Töchter eines reichen Schmuckfabrikanten und wohl deshalb eingeladen worden. Anschließend stellten sich zwei Fünftklässler aus Ravenclaw und Slytherin vor, die beide Eltern hatten, die hohe Tiere im Ministerium waren und Ambitionen zeigten, es ihnen gleichzutun. Ein Junge und ein Mädchen, aus Gryffindor, die soviel Draco wusste, im vierten Jahr und scheinbar ein Paar waren, waren aufgrund guter Leistungen in Zaubertränke eingeladen worden. Es folgten ein Mädchen aus dem zweiten Jahr, deren Mutter eine bekannte Journalistin war und ein Junge aus dem dritten Jahr, dessen Vater früher bei einer schottischen Quidditch-Mannschaft gespielt hatte. Die beiden wirkten eher deplatziert. Draco fiel auf, dass kein einziger Schüler aus Hufflepuff anwesend war, sie waren Slughorn wohl nicht ambitioniert oder verbissen genug. Hermine stellte sich souverän vor, auch wenn es überflüssig gewesen war. Granger- die beste Freundin Harry Potters, die ihm bei seiner Mission geholfen hatte, den Dunklen Lord zu stürzen, kannte jeder. Draco war bei seiner Vorstellung kleinlauter, er ging nicht besonders ins Detail, war aber froh, dass niemand mehr weiter nachfragte. Es folgte das Essen, das wirklich köstlich war, anschließend führten sie noch zwei Stunden Gespräche über Zaubererwirtschaft, -politik und -klatsch und Tratsch. Draco war nicht wirklich bei der Sache, auch wenn er sich einige Male am Gespräch beteiligt hatte. Er dachte die ganze Zeit darüber nach, wie er die Sache mit Hermine wieder ins Reine bringen konnte. Draco verstand nicht ganz, weswegen sie sich so aufregte, aber er wusste, dass es seine Schuld war und dass er sich wohl oder übel bei ihr entschuldigen musste. Er hatte auch einen Plan dafür.
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Warum Er?
FanfictionHermine kehrt nach dem Kampf um Hogwarts wieder an ihre alte Schule zurück, um ihr siebtes Schuljahr zu vollenden. Da Harry und Ron beschließen, nicht mit ihr zusammen zu gehen, fühlt sie sich zunächst einsam. Doch dann lernt sie einen ehemals verha...