Kapitel 38

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Draco verließ schon kurz nachdem Hermine angefangen hatte, Ginny ihre Geschichte zu erzählen, die große Halle. Auch wenn Potter ihm gegenüber höflich blieb, wollte er seine Freundlichkeit nicht noch länger strapazieren. Die Situation war etwas unangenehm gewesen, Draco hoffte, dass seine Beziehung zu Hermines Freunden noch etwas auftauen würde. Er schlenderte also durch die Korridore, um in sein Schlafzimmer zu kommen und dort ein wenig zu lesen, als er plötzlich von hinten angegriffen wurde. Die Person zerrte an seinem Pullover und presste ihn anschließend an eine der Wände. „Sie hat verdammt nochmal etwas Besseres verdient als dich! Lass sie in Ruhe du dreckiger Todesser, sonst wirst du dein blaues Wunder erleben!", drohte der Angreifer und Draco versuchte vergebens, seinen Zauberstab aus seiner Hosentasche zu ziehen. „Hast du mich verstanden, Frettchen?", schrie der Fremde und verpasste Draco einen Schlag ins Gesicht. Doch dieser reagierte nicht. Nichts auf der Welt würde ihn davon abhalten mit der Frau seiner Träume zusammen zu sein, auch kein aufgeblasener Möchtegern-Schläger. Der vermummte Fremde ließ erst von Draco ab, als er in der Ferne einige Schritte hören konnte, die sich langsam auf die beiden zubewegten. „Ich behalte dich im Auge Todesser", flüsterte er noch in Dracos Ohr, woraufhin dieser erschauderte. Er wusste genau, um wen es sich bei dem Angreifer gehandelt hatte. Den Wieselgeruch würde er überall wiedererkennen. Trotz allem, was Ron getan hatte, beschloss Draco, seiner Freundin nichts von jenem Vorfall zu erzählen. Sie würde sich nur unnötig sorgen.

Nach der Attacke machte sich Draco auf den Weg in seinen Schlafsaal, um dort ausmachen zu können, wie schwer das Wiesel ihn getroffen hatte. Es war schon feige genug, ihn hinterrücks anzugreifen, doch das auch noch mit den Fäusten? In einem Kampf zwischen Zauberern hätte Draco Ron sicher innerhalb von fünf Minuten zum Aufgeben bewegt. Draco schüttelte den Kopf; dieses arrogante Denken musste er ablegen, wenn er es mit seiner Veränderung wirklich ernst meinte. Er lief ins Badezimmer und besah sich dort sein Äußeres. Dort, wo das Wiesel ihn getroffen hatte, schwoll langsam sein Gesicht an, außerdem nahm es eine leicht violette Farbe an. Draco seufzte, er würde es kühlen müssen, sonst würde es in weniger als zehn Minuten zu einem ausgewachsenen Veilchen werden. Er nahm seinen Zauberstab und führte einige einfache Heilzauber aus; sie halfen, jedoch nicht genug. Jeder würde das Veilchen erkennen können und jeder würde wissen, wer es ihm verpasst hatte. Hermine würde außer sich sein. Draco seufzte erneut, nahm sich ein Verwandlungsbuch vom Stapel neben seinem Nachttisch und legte sich auf sein Bett.

Nach etwa drei Stunden klopfte es verhalten an seine Tür, kurze Zeit später trat Hermine ein. „Hallo Draco, störe ich? Du fehlst mir jetzt schon!", lachte sie und setzte sich zum ihm aufs Bett. Er wandte ihr den Kopf zu und sie machte einen Laut des Entsetzens, als sie sein blaues Auge sah. „Verdammt, ich hatte gehofft, dass du es nicht merken würdest", sagte Draco und seufzte. „Was ist denn mit dir passiert? Wer war das?", fragte Hermine. „Ich weiß nicht genau", log Draco, „der Kerl war vermummt." „Ich erkenne einen Lügner, wenn ich ihn sehe, Draco Malfoy", Hermine schnaubte, „Ich frage nochmal: Wer war das?" „Ich habe nichts gesehen", Draco wollte keinen unnötigen Streit provozieren, doch die Beziehung, die Hermine zu ihren Freunden hatte, wollte er genau so wenig gefährden. „Hast du etwas gehört, gefühlt, gerochen?", fragte seine Freundin entnervt, „irgendetwas muss dir doch aufgefallen sein. Hat derjenige etwas zu dir gesagt?" „Nein", log Draco weiter, doch sein Widerstand war schon fast gebrochen. Wie sollte er dieser Hexe jemals etwas abschlagen können? „Draco Lucius Malfoy. Wenn du nicht gleich mit der Sprache rausrückst, gehe ich in mein Zimmer, hole mein Veritaserum und flöße es dir im Notfall gewaltsam ein. Zum letzten Mal: Wer hat dir das angetan?", Draco hatte Hermine noch selten so erlebt; vielleicht damals im dritten Jahr, als sie ihn geschlagen hatte. „Ich bin mir nicht zu hundert Prozent sicher. Aber ich schätze, es war das Wiesel", murmelte Draco und ließ den Kopf hängen. „Ronald? Das war ja zu erwarten. Was hat er gesagt?", fragte Hermine. „Er hat mir gedroht, er wollte, dass ich dich ab jetzt in Ruhe lasse. Er meinte, ich hätte dich nicht verdient; in etwa dasselbe wie gestern Abend, nur war er diesmal nüchtern", sagte Draco und schaute seiner Freundin in die Augen. „Ich will nicht deine Beziehung zu deinen Freunden ruinieren", fuhr er fort. „Wie du vielleicht schon bemerkt hast, ist Rom hier der Einzige, der etwas ruiniert", antwortete Hermine, „dich trifft dabei keine Schuld. Ich muss mit ihm reden, ihm die Leviten lesen." „Hermine, das ist doch echt nicht der Rede wert. Er ist einfach aufgebracht, das kann man doch verstehen. Der Typ, den er am wenigsten auf der Welt ausstehen kann, ist jetzt mit seiner ehemaligen Freundin zusammen – und die beiden scheinen dazu noch überglücklich zu sein", Draco versuchte, Hermine mit seinen Worten von ihrer Idee abzubringen oder sie zumindest erst einmal abzulenken. Doch sie ließ sich nicht beirren. „Nein Draco. Das kann doch so nicht weiter gehen? Er kann sich doch nicht ständig wie ein Kind verhalten und damit auch noch durch kommen? Ich bin es leid, immer Rücksicht auf ihn nehmen zu müssen, das ist jetzt endgültig vorbei!", sagte Hermine wütend und stapfte aus dem Zimmer. Draco seufzte; das konnte ja heiter werden.

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