Als Hermine aufwachte, merkte sie glücklich, dass Draco im Gegensatz zu ihrer ersten Nacht immer noch bei ihr war. Sie lag mit ihrem Kopf auf seiner Brust und er hatte seine Arme um sie gelegt. Hermine spürte die Wärme, die er ausstrahlte und fühlte sich zum ersten Mal seit Monaten rundum wohl. Langsam schlug sie die Augen auf und schaute sich im Raum der Wünsche um. Die Kerzen waren abgebrannt und die Decke war nun nicht mehr von Sternen übersäht, sondern zeigte den wolkenverhangenen Himmel von draußen. Zu gern wäre Hermine nach unten in die Küche spaziert und hätte die Hauselfen darum gebeten, den beiden ein riesiges Frühstück herzurichten, um sich für die gestrige Nacht bei Draco zu bedanken. Doch sie wollte ihren Freund nicht alleine lassen – er würde sich sicher sorgen, wenn er sah, dass sie nicht mehr da war. „Hast du gerade Freund gedacht?", fragte sie sich lächelnd und schmiegte sich näher an Draco, „ja, ich hoffe wirklich, dass er das inzwischen ist."
Dracos Kopf bewegte sich langsam und Hermine merkte, dass er aufgewacht war. Sie richtete sich auf, um ihm in die Augen sehen zu können. Er lächelte: „Daran muss ich mich erst noch gewöhnen." „Woran?", fragte Hermine verdutzt. „Daran, dass der schönste Moment des Tages direkt nach dem Aufwachen passiert", antwortete Draco. Hermine strich liebevoll über die blasse Haut auf seinem Arm. Langsam dämmerte ihr, dass nur noch ein heller Schimmer des Mals zu sehen war. „Wo ist es? Wo ist dein Mal? Anfang des Schuljahres war es doch noch zu sehen? Verblasst zwar, aber es war noch deutlich erkennbar." Draco zögerte, doch antwortete: „Seit einigen Monaten wende ich jeden Morgen einen Zauber an, der das Mal langsam verblassen lässt." Er machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach: „Ich will damit nichts ungeschehen machen, es ist nur so, dass jeder Mensch mich sofort verurteilen wird, ohne mich überhaupt erst kennenzulernen. Und wahrscheinlich haben sie auch Recht damit." Draco ließ den Kopf hängen, doch Hermine legte ihre Hand unter sein Kinn und richtete ihn wieder auf. „Das Mal ist ein Teil von dir. Es hat dich zu dem Menschen gemacht, der du jetzt bist. Es spornt dich jeden Tag dazu an, dein bestes zu geben und deinen Mitmenschen nur deine beste Seite zu zeigen. Und es erinnert dich daran, wie du nie wieder sein willst", sagte Hermine und schaute ihm dabei tief in die Augen. Sie drehte ihren Arm und zeigte ihm die Innenseite ihres Armes; das „SCHLAMMBLUT", das seine Tante ihr verpasst hatte, war noch klar und deutlich lesbar. „Ich schäme mich auch nicht für das, was mir damals passiert ist. Das mit mir herumzutragen, erinnert mich jeden Tag daran, wie stark ich war; dass ich den Schmerz ausgehalten habe." Hermine sah, dass Draco Tränen in den Augen standen und nahm ihn deshalb fest in ihre Arme. Mit einem Kloß im Hals sagte er: „Ich bereue jeden Tag, dir damals nicht geholfen zu haben Hermine. Ich will nie wieder so ein Feigling sein." Sie nickte und legte ihren Kopf auf seine Brust.
Nach einigen Minuten stellte sich bei Hermine der Hunger ein und sie schlug vor, gemeinsam zum Mittagessen in die große Halle zu gehen; das Frühstück hatten sie bereits verschlafen. „Es werden nicht so viele Leute da sein, die uns dumme Fragen stellen könnten. Ronald ist nach der Szene, die er gestern gemacht hat, hoffentlich schon abgereist." Draco stimmte ihr zu und die beiden verließen den Raum der Wünsche, zogen sich in ihren Schlafsälen neue Kleider an und machten sich auf in die große Halle.
Es waren nur wenige ihrer Mitschüler in der großen Halle, die meisten waren wohl schon zu ihren Eltern gefahren, um dort die Feiertage zu verbringen. Zu ihrem Entsetzen sah Hermine am Tisch der Achtklässler nicht nur einen roten Schopf, sondern zwei. Neben Ginny sah Hermine Harry, der sie fast schon entschuldigend anlächelte. Mit dem Rücken zu Hermine und Draco saßen Ron, der sein Gesicht tief in Pudding vergraben hatte, und Lavender. Hermine nahm Draco an der Hand und ging zum entgegengesetzten Ende des Tisches, um sich dort niederzulassen. Sie merkte, dass der blonde Zauberer neben ihr sehr angespannt war und gerne aus der Situation geflohen wäre, doch die Konfrontation ließ sich nicht vermeiden, irgendwann mussten sie sich wieder begegnen.
Nach etwa fünf Minuten bemerkte Hermine, wie Lavender und Ron aufstanden. Das Mädchen zog ihren rothaarigen Freund hinter sich her und stellte ihn vor Hermine und Draco auf. Als er auch nach einer Minute noch nichts gesagt hatte, stieß sie ihm unsanft in die Rippen. Er hustete: „Hermine, Frettchen..", wieder ein Schlag von Lavender, „ich meine natürlich Draco. Das gestern tut mir leid, es soll nicht wieder vorkommen. Ich war sehr betrunken und da komme ich leicht in Rage." Er drehte sich wieder um und fragte, ob jene Entschuldigung genug sei und sie endlich in ihr Zimmer gehen könnten. Sie nickte und die beiden verließen die große Halle. „Das klang meiner Meinung nach nicht besonders ernst gemeint", sagte Hermine. Draco zuckte mit den Schultern: „Besser so als gar nichts."
Auch Ginny und Harry gesellten sich zu ihnen. Harry wirkte zwar etwas zögerlich, doch blieb Draco gegenüber stets höflich, was Hermine wirklich freute. „So jetzt erzählt mal ihr beiden", Ginny schien aufgeregt zu sein, „Wie ist das mit euch jetzt genau passiert?"
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Warum Er?
FanfictionHermine kehrt nach dem Kampf um Hogwarts wieder an ihre alte Schule zurück, um ihr siebtes Schuljahr zu vollenden. Da Harry und Ron beschließen, nicht mit ihr zusammen zu gehen, fühlt sie sich zunächst einsam. Doch dann lernt sie einen ehemals verha...