Kapitel 19

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"Hat er das wirklich gesagt? Er kann das nicht gesagt haben. Es ist nicht möglich. Er hat mir versprochen, dass er kein Interesse an Marietta hat und trotzdem sitzt er wieder mit ihr da und unterhält sich mit ihr - und dann auch noch über unsere Beziehung zueinander! Ist er womöglich absichtlich nicht mit nach Hogsmeade gegangen, um mit ihr allein sein zu können? Warum stört mich das so? Weil Marietta so hinterhältig ist. Ja, genau das ist der Grund. Ich muss meinen Freund vor ihr schützen, sonst wird er vielleicht noch verletzt. Aber er hat doch recht, wir sind nur Freunde. Oder..?", Hermines Gedanken überschlugen sich, als sie vom Gemeinschaftssaal der Achtklässler zur Bibliothek rannte. Die Bibliothek war wie früher schon der einzige Ort, an dem sich Hermine immer verstecken konnte, hier vergaß sie alles. Nachdem sie dort angekommen war, griff sie wahllos in ein Regal, holte ein Buch hinaus und zog sich in die letzte hintere Ecke des Raumes zurück. Außer ihr war glücklicherweise kein anderer Schüler hier. Niemand sollte ihre Tränen sehen.

Nach etwa fünf Minuten höre sie, wie die Tür sich öffnete und wieder schloss. Hermine seufzte, ihr war wohl kein einziger Moment der Ruhe vergönnt. Mit schnellen Schritten lief die Person die Regalreihen ab. "Wer läuft so schnell durch die Bibliothek? So jemand kann doch kein Buch suchen", dachte Hermine und runzelte die Stirn. Einen Moment später sah sie, wie ein großer Mann auf sie zuschritt. Er setzte sich zur ihr auf den Boden. "Hermine, ich würde mich wirklich gerne entschuldigen, ich weiß aber leider nicht genau, was ich falsch gemacht habe", sagte Draco langsam und schaute in Hermines Richtung; sie hatte ihren Kopf in die andere Richtung gedreht. Als Hermine nicht antwortete, sprach Draco weiter: "Bist du sauer, weil ich mit Marietta geredet habe? Sie hat sich einfach zu mir gesetzt und es wäre unhöflich gewesen, nicht zu antworten." Hermine schüttelte kaum merklich den Kopf, woraufhin Draco fragte: "Hat es dich enttäuscht, dass ich nicht mit nach Hogsmeade gekommen bin? Darüber wollte ich ohnehin noch mit dir sprechen." Aber Hermine schüttelte wieder den Kopf. Sie wandte Draco ihr Gesicht zu, einige Sekunden lang schauten sich die beiden nur an, bis Draco ganz langsam die rechte Hand hob und Hermine sanft eine Träne wegwischte. Hermines Wangen liefen rot an und sie drehte ihren Kopf wieder weg. Sie wollte jedoch nicht, dass er Abstand zwischen den beiden sich wieder verringerte, also lehnte sie sich an seine Schulter, woraufhin er seinen Arm um sie legte. Sie wollte nicht, dass er sie jemals wieder los ließ. Wieder kamen Hermine die Tränen. "Was ist los Hermine? Du weißt, dass du mit mir reden kannst. Wir haben uns in den letzten Tagen kennen gelernt. Du kannst mir vertrauen, ich werde nichts von dem weiter erzählen, das du mir sagst, bitte rede mit mir", sagte Draco nach einigen Minuten, in denen sie nur stumm nebeneinander saßen. "Ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht genau", sagte sie leise und holte aus ihrem Umhang das Taschentuch mit Dracos Initialen, wmit sie sich die Tränen trocknete. "Du sagtest, wir seien Freunde.." "Das sind wir doch auch, oder nicht? Ich denke nicht, dass ich mit jemandem jemals so gut befreundet war wie mit dir Hermine", antwortete Draco aufrichtig. Wieder überschlugen sich Hermines Gedanken, eigentlich hätte sie froh über dieses Geständnis sein müssen, aber sie war es nicht. 

Tief in ihrem Innern wusste sie, was das Problem war, nur traute sie sich nicht, es auszusprechen oder es sich selbst einzugestehen. Draco Malfoy war der Feind - oder er war es früher ein mal gewesen.  Eine Woche, nachdem Ron mit ihr Schluss gemacht hatte, dachte sie an einen anderen Mann. Was war nur mit ihr passiert? Draco war zwar die letzten Tage ein guter Freund für sie gewesen, aber das konnte doch nicht immer so weiter gehen. Schon als sie nur gemeinsam in die große Halle gekommen waren, hatten alle Schüler sich nach ihnen umgedreht, sogar die Professoren hatten ihren Augen kaum getraut. Eine Gryffindor und ein Slytherin - so etwas konnte einfach nicht gut gehen. Hermine würde das ganze Gerede nicht ertragen können. Warum machte sie sich überhaupt Gedanken darüber? Selbst wenn sie in irgendeiner Weise Gefühle für ihn hegte, er würde sie niemals erwidern können, da war Hermine sich einfach sicher. Er hatte sich zwar geändert, aber so sehr? In seinen Augen musste sie immer noch ein Schlammblut sein. Vielleicht war er dazu in der Lage so weit darüber hinwegzusehen, dass er mit ihr befreundet sein konnte, aber mit so jemandem wie ihr wollte er sicher keine Beziehung führen. Was hatte sie da gerade gedacht? Hermine stockte der Atem. Sie dachte wirklich an eine Beziehung mit ihm? Bevor sie überhaupt darüber nachdenken konnte, was sie als nächstes sagen sollte, kamen die Worte aus ihrem Mund.

"Du sagtest, wir seien nur Freunde", sagte sie leise.

Warum Er?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt