Kapitel 14

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Als Draco aufwachte, fiel ihm auf, dass heute Freitag war. Er hatte bereits eine Woche in Hogwarts überstanden, ohne Ärger zu machen. Stattdessen hatte er schon in den ersten Tagen einige Menschen davon überzeugt, dass er sich wirklich ändern wollte und außerdem hatte er schon in den meisten Fächern sehr gute Leistungen erbracht - allen voran in Zaubertränke. "Apropos Zaubertränke - heute ist Freitag, Slughorn erwartet uns heute Abend in seinem Büro, um die neuen Mitglieder des Slug-Clubs miteinander bekannt zu machen", dachte Draco und fühlte sich dabei ein wenig unbehaglich, "Hoffentlich sind nicht alle überrascht, dort einen ehemaligen Todesser zu sehen." Wieder führte Draco den Zauberspruch aus, der sein Mal verschwinden lassen sollte, der Schmerz durchzuckte ihn.  Wieder wurde es ein wenig heller. 

Beim Frühstück war er wie schon die ganze Woche einer der ersten, wobei am Achtklässlertisch wieder kein anderer Schüler saß. Glücklicherweise war sein Stundenplan freitags nicht ganz so voll wie den Rest der Woche, weshalb er heute ein wenig Zeit haben würde, um die restlichen Hausaufgaben, die liegen geblieben waren, fertigzustellen. Anschließend würde er sich für die Party fertigmachen müssen, ein elegantes schwarzes Hemd würde reichen, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Nach einigen Minuten, in denen er ruhig vor sich hin gegessen hatte und seine Nase in einem großen Astronomiebuch versteckt hatte, setzten sich zwei Ravenclaw-Mädchen gegenüber von ihm an den Tisch. Neben Cho Chang - Potters Ex-Freundin - hatte sich auch Marietta Edgecombe zu ihm gesellt. Bis auf die wenigen Pickel, die von Hermines Strafzauber im fünften Schuljahr noch geblieben waren, war Marietta eher unscheinbar. Sie war weder besonders hübsch, noch besonders entstellt, weswegen ihr Draco zuvor nie groß Beachtung geschenkt hatte. Er schaute nach oben und beide Mädchen lächelten ihn an. "Wir haben gehört, dass Slughorn dich zu seiner Party eingeladen hat", sagte Cho, "kein Wunder bei deinem Können in Zaubertränke. Marietta wollte dich fragen, ob du ihr nicht vielleicht Nachhilfe geben könntest." Draco war zwar verwundert über die Tatsache, dass das rotblonde Mädchen ihn nicht einfach selbst gefragt hatte, aber er wollte nicht unhöflich sein und es zur Sprache bringen. Trotzdem wollte er sich eigentlich nicht darauf einlassen, jemandem Nachhilfestunden zu geben. Im Grunde hatte er Besseres zu tun. "Marietta, sei mir nicht böse, aber ich denke, du solltest dir besser jemand anderen suchen, der dich unterrichtet. Ich habe im Moment wirklich viel zu tun..", versuchte er sich aus der Sache rauszureden. "Aber Draco, außer dir gibt es niemanden, der ihr den ganzen Stoff, den sie verpasst hat, beibringen kann. Du bist aus unserem Jahrgang mit Abstand der beste!", Cho drängte ihn weiter. Draco dachte daran, den Mädchen einfach Hermine als Lehrerin vorzuschlagen, aber verwarf den Gedanken wieder. Weder die Mädchen würden Nachhilfe bei Granger haben wollen, da sie doch eine kleine Besserwisserin war, noch würde Hermine zwei durchschnittlichen Schülerinnen, die sie in der Vergangenheit verraten hatten, helfen wollen. Aus diesem Grund stimmte er Cho zu und verabredete eine erste Nachhilfestunde mit seiner Schülerin Marietta, beide Mädchen kicherten aufgeregt. Sie würden sich nach dem Mittagessen in der Bibliothek treffen. 

Vor dem Unterricht stieg Draco wieder den Eulenturm hoch, um seiner Mutter einen Brief zu schreiben. In irgendeiner Weise war es ihm peinlich, ständig in Kontakt mit seiner Mutter zu stehen, aber er fühlte sich dazu verpflichtet und wollte außerdem wissen, ob es ihr gut ging. "Hoffentlich findet niemand meiner Mitschüler heraus, dass ich meiner Mutter ständig schreibe, das könnte wirklich peinlich werden", dachte Draco. Er schrieb, dass er zu Slughorns Party eingeladen war und dass sogar einige seiner Mitschüler nach Nachhilfestunden gefragt hatten. Wieder übertrieb er ein wenig, seiner Mutter zuliebe. Als er fertig war, suchte er sich eine große, dunkle Eule aus, band ihr den Brief ans Bein und gab ihr noch einen kleinen Keks. "Malfoy-Manor bitte", sagte er und die Eule flog rasch aus dem Fenster. 

Geschichte der Zauberei war nicht gerade das spannendste Fach auf diesem Planeten, aber man musste Professor Binns  nicht besonders viel Aufmerksamkeit schenken, um gute Noten zu schreiben. Die zwei Stunden waren schnell vorbei und Draco machte sich auf den Weg zu Wahrsagen. Auch wenn er den Sinn dieses Faches nie wirklich verstanden hatte und die Professorin wahrscheinlich nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte, fand er diesen Teil des Tages immer besonders witzig. Professor Trewlaney zog ihre Show ab und prophezeite mehreren Schülern einen früh einsetzenden und vor allem qualvollen Tod. Draco hingegen las in seinem Teesatz davon, dass er nach vielen Irrungen in seinem Leben endlich Glück finden würde. Fast musste er laut loslachen, so etwas wie Glück hatte er nicht verdient. Nicht nach allem, was er die letzten Jahre für grausame Dinge getan hatte.

Nachdem er die vier Stunden Unterricht abgesessen hatte, ging er in die große Halle zum Mittagessen. Hermine begrüßte ihn und verlangte wieder, dass er sich zu ihr und Neville setzen sollte, was er auch tat. Sie sprachen zuerst über die Hausaufgabe in Verwandlung, anschließend ging es um Zaubertränke. Hermine sprach auch über das Treffen des Slug-Clubs am Abend. Sie hatte sich wohl schon ein Outfit zurecht gelegt und freute sich darauf, den alten Professor in voller Aktion zu sehen. Hermine sah verändert aus, ihre Augenringe waren verschwunden und sie war fröhlicher als die Tage zuvor. Ihr Lächeln verschwand erst, als Marietta sich ihren Weg zu dem Teil des Achtklässlertisches bahnte, an dem Draco saß. "Können wir gehen?", fragte sie schüchtern, woraufhin Draco aufstand und seine Tasche nahm. "Was habt ihr den vor?", fragte Granger neugierig, aber Draco konnte ihrer Stimme auch etwas Verärgerung entnehmen. "Draco gibt mir ein wenig Nachhilfe in Zaubertränke", sagte Marietta und lächelte, "vielleicht werde ich dann auch so gut wie ihr beiden und darf dem Slug-Club beitreten." Draco konnte sehen, wie Hermine die Stirn in Falten legte, sie kommentierte das Geschehen jedoch nicht weiter und wünschte den beiden nur viel Spaß bei ihrer Nachhilfestunde. "Wieso ist sie denn so sauer?", fragte sich Draco, aber er konnte sich keinen Reim auf Hermines Stimmung machen, es sei denn sie...

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