Kapitel 44

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„Ich bin dir wirklich dankbar dafür, dass du nochmal hier hergekommen bist, um meine Mutter kennenzulernen, obwohl dieser Ort dich an den schlimmsten Tag deines Lebens erinnert, Hermine", sagte Draco zu seiner Freundin, als die beiden spät abends nach dem Essen sein Zimmer betraten. Er zog die kleine Hexe in seine Arme und drückte ihr sanft einen Kuss auf die Stirn. „Ich versuche mich revanchieren, indem ich auch deine Eltern kennenlerne. Wo wohnen sie eigentlich? Du redest nie über sie", murmelte Draco, während er sein Gesicht in Hermines Haaren vergrub. Seine Freundin löste sich von ihm und ließ den Kopf hängen: „Das ist keine sehr schöne Geschichte. Ich hatte wirklich gehofft, dass du mich nicht nach ihnen fragen wirst, doch das war wohl nicht zu vermeiden", sagte sie leise, doch fuhr fort, „Im Sommer nach unserem sechsten Jahr auf Hogwarts habe ich ihr Gedächtnis verändert, damit sie mich vergessen." Nach einem kurzen Moment des Schocks fragte Draco: „Was? Ist das dein Ernst? Wieso?" „Ich hatte Angst, dass Voldemort sie in irgendeiner Weise gegen mich oder Harry verwenden könnte und sie deshalb in Gefahr geraten könnten. Nach meinem Zauber sind sie nach Australien ausgewandert und waren somit aus der Schusslinie", erklärte Hermine und Draco nickte verständnisvoll. „Keine Sorge, ich kann dich verstehen. Für meine Mutter hätte ich wahrscheinlich dasselbe getan. Aber weshalb machst du den Zauber nicht rückgängig?", fragte Draco interessiert und schaute Hermine direkt in die Augen. „Ehrlich gesagt habe ich Angst, dass ich es vermassle und sie ihr Gedächtnis vollständig verlieren", antwortete Hermine und schaute betreten auf den Boden. „Hermine ich hätte bei keinem Zauberer und bei keiner Hexe weniger Angst, dass sie das Gedächtnis von jemandem löschen als bei dir. Der Tagesprophet nennt dich doch die klügste Hexe unserer Zeit oder? Du musst keine Angst haben. Wir machen das zusammen. Wir werden den Zauber erst noch einmal ganz genau durchgehen und deine Eltern dann gemeinsam besuchen. Ich muss doch schließlich bei deinem Vater um deine Hand anhalten, dann sollte er schon wissen, wer du eigentlich bist", antwortete Draco, um Hermine aufzuheitern, was er auch schaffte. „So antiquierte Dinge machen wir nicht", antwortete sie gespielt verstimmt, „Ich bin doch schließlich nicht das Eigentum meines Vaters, das du freibitten musst, um es heiraten zu dürfen." Draco sah ihr trotz allem an, dass sie ob seiner Worte gerührt war und lächelte.

Während Draco im Badezimmer war, um sich umzuziehen, lief Hermine durch Dracos Zimmer und sah sich um. Es war sehr geräumig und eher dunkel gehalten. Neben einem großen Himmelbett, ähnlich wie die Betten in Hogwarts, stand vor einem großen Kamin eine Sitzecke mit Sofas und Sesseln. Auch ein Schachtisch stand in der Nähe des Kamins. Auf dem Bett sah Hermine die für einen Slytherin obligatorische dunkelgrüne Seidenbettwäsche, was sie zum Lächeln brachte. Was Hermine jedoch am meisten beeindruckte, war eine Wand, die bis zur Decke mit Büchern vollgestellt war. Die meisten Bücher handelten von fortgeschrittener Magie oder Zaubertränken und standen ebenfalls in der Hogwarts Bibliothek. Doch Hermine konnte außerdem sehr edel aussehende Bücher entdecken, die für die Bibliothek der Schule zu kostbar waren und die sie schon immer einmal lesen oder gar in der Hand haben wollte. Sie musste gestehen, dass es durchaus seine Vorteile haben konnte, von einer alten Zaubererfamilie abzustammen. Als Hermine ein sehr altes Buch aus einem tiefen Regal zog, fiel ihr auf, dass hinter der ersten Reihe Bücher auch noch eine zweite stand oder gar versteckt war. Sie erkannte, dass es sich bei den Bücher aus der zweiten Reihe um Muggelbücher handelte und musste lächeln. Neben Charles Dickens sah Hermine auch Jane Austen und George Orwell. Sie konnte kaum fassen, dass Draco tatsächlich Muggelromane besaß und sie höchstwahrscheinlich auch noch vor seinen Eltern hinter Zauberbüchern versteckte. „Ich wusste gar nicht, dass du so allseitig gebildet bist, Draco", lachte sie verschmitzt und hielt das Buch „Farm der Tiere" hoch, als er wieder in sein Zimmer kam. „Ich hätte wissen sollen, dass du dich sofort auf meine private Bibliothek stürzen würdest. Ja, ich habe tatsächlich auch einige Muggelbücher gelesen. Wie du vielleicht bemerkt hast, habe ich meine alte Einstellung gegenüber Muggeln vor einiger Zeit abgelegt. Wahrscheinlich noch bevor der Krieg wirklich ausgebrochen ist", antwortete er.

Nach einiger Zeit lagen die beiden in Dracos Bett und waren sehr froh darüber, endlich ungestört zu sein. Als Paar auf Hogwarts war es wirklich nicht leicht, einige Stunden der Zweisamkeit zu verbringen. Im Gemeinschaftssaal der Achtklässler waren bis nachts immer noch alle ihrer Mitschüler und auch den Schlafsaal musste man mit mindestens einem anderen Mitschüler teilen – in ihrem Fall entweder Neville oder Lavender. Draco wollte sich gar nicht ausmalen, wie es für Paare sein musste, die nicht das Glück hatten, den Raum der Wünsche zu kennen. Zufrieden, endlich allein mit ihr zu sein, zog er sie in seine Arme und küsste sie.

Warum Er?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt