Kopfstimmen & schlaflose Nächte

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Schweißgebadet und schwer atmend wachte er mitten in der Nacht auf.
Sein Zimmer war dunkel. Nur der Schein der Laternen erleuchtete es spärlich.
Nasse Strähnen klebten in seiner Stirn und er keuchte bei der Erinnerung, die sich in seinem Kopf fest gebrannt hatte.

Es war nur ein Traum. Beruhige dich.

Er versuchte seinen eigenen Gedanken Glaube zu schenken, aber es schien unmöglich wieder einzuschlafen.

Kurz entschlossen raffte er sich auf.

Zum duschen hatte er keine Lust, weshalb er sich einfach nur eilig aus seinen Klamotten schälte und diese mit den neuen tauschte.

Nachdem er sich vergewissert hatte alles wertvolle dabei zu haben verließ er das Zimmer.
Die Unterkunft, in der er sich befand, war wie erwartet ruhig. Jeder schien zu schlafen oder zumindest leise zu sein.
Draußen blieb diese Stille unerwartet erhalten.
Die Stadt schien fast wie ausgestorben. Nur von ein paar Straßen weiter, in denen zu dieser Tageszeit wohl der größte Trubel herrschen müsste, schallte lautes Gelächter.

Ben oder wie er sich in seinem neuen Leben nannte Kylo beschloss einfach drauf los zu laufen.
Wenn sein Schicksal in dieser Nacht etwas für ihn vorherbestimmt hatte, so würde ihn dies auch so finden.

Das war eine Erkenntnis die er vor einigen Jahren gemacht hatte.

Als er so durch die Straßen schlenderte erinnerte er sich plötzlich an den Tag, an dem er die Stadt zum ersten Mal gesehen hatte.
Die Bilder trafen ihn wie einen Blitz und liefen ähnlich eines Filmes in seinem Kopf ab.
Er schloss überrascht und wahrscheinlich auch instinktiv die Augen.

Sein jüngeres Ich, ein kleiner, aufgeweckter Junge mit wilden, dunklen locken und einem grinsen, welches dem seiner Mutter sowie dem seines Vaters zum verwechseln ähnlich sah, spiegelte sich auf seinem Gesicht, während er fasziniert die vielen Raumschiffe begutachtete und sein Vater versuchte ihn nicht aus den Augen zu verlieren.

Es waren schöne Erinnerungen. Irgendwie.
Und für einen kurzen Moment stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen.

Dieses verschwand jedoch so schnell als wäre es nur ein Schatten gewesen, welcher von der Dunkelheit verdrängt wurde.

Er schüttelte kurz den Kopf und konzentrierte sich wieder auf das hier und jetzt, denn dies war, was nun wirklich zählte.

Vergiss deine Gedanken. Du wirst sie alle nie wieder sehen.

Er war fast ein wenig traurig darüber. Fast. Bis ihm bewusst wurde warum er alles beendet hatte. Warum die letzten Worte dieses Kapitels seines Lebens bereits geschrieben standen und warum es Zeit war einen Neuanfang zu wagen.

Was machst du nur?

Diese Frage kreiste schon Ewigkeiten in seinem Kopf.
Er hasste sie, weil er nie eine Antwort fand.

Zu Beginn hatte er sich erhofft durch den kleinen nächtlichen Spaziergang Klarheit zu verschaffen. Jetzt schien es so, als würde er nur immer mehr in seine Gedanken hinabtauchen.
Und würde er nicht bald stoppen, so würde er in ihnen ertrinken.

Du hast schon immer zu viel nachgedacht, Ben. Das liegt in deiner Natur.

Er wollte seiner Kopfstimme nicht mehr antworten. Sie war es, welche ihn immer wieder in Schwierigkeiten brachte.

Du, Ben Solo, bist der einzige der sich in Schwierigkeiten bringt. Und du hasst mich, weil du weißt, dass ich immer Recht habe.

Er verspürte den Drang etwas kaputt zu machen. Am liebsten hätte er einfach begonnen zu schreien.
Er hätte die Stadt geweckt, aber was kümmerte es ihn schon.

Mittlerweile befand er sich im abgelegenen Teil der Stadt.
Immer mehr dunkle Gestalten kreuzten seinem Weg und auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte, verspürte er so etwas wie unbehagen.

Er lauschte den Stimmen, welche leise, kaum hörbar an sein Ohr traten.
Diese Gegend glich einem einzigen Gemurmel. Er verstand die Worte nicht, schnappte nur einzelne Fetzen auf aber sie verstummten nie.

"Hey Großer, Lust auf ein Spielchen?", fragte auf einmal ein Mann von der Seite und zog an seinem Mantel.
Er schien schon ein paar Flaschen zu viel getrunken zu haben und stützte sich so lässig wie möglich an eine alte Tonne.
"Du möchtest kein Spielchen mit mir spielen", sprach Kylo in einer monotonen Stimme.
Der Mann sah ihn perplex an und kratzte sich am Kinn.
"Ich möchte keine Spielchen mit dir spielen", wiederholte er verwirrt und wandte sich ab.
Kylo atmete erleichtert aus und setzte seinen Weg fort.
Er wollte so schnell es ging von hier verschwinden.

Wie er sich die Umgebung in so kurzer Zeit einprägen konnte wusste er nicht. Und es überraschte ihn, als er wenige Minuten später wieder vor dem kleinen Hotel stand.
Ehrlich gesagt war er mittlerweile jedoch zu müde um sich darüber Gedanken zu machen.
Leise betrat er sas Haus und schlich die Treppen nach oben.
Auf den Fahrstuhl konnte er jetzt verzichten.

In seinem Zimmer warf er alles wichtige auf den kleinen Tisch, streifte sich die Stiefel von den Füßen und ließ sich ins Bett fallen.

Das Licht der Laternen flackerte noch immer in kleinen Streifen an seiner Wand und er schlief mit einem letzten Blick auf das merkwürdige Muster ein.

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Heyy,
ich denke ich werde pro Woche ca. 1 Kapitel hochladen :)
Und omg wie cool ist bitte diese neue Funktiom bzw es ist end motivierend zu sehen, dass so viele Geschichten im Rang echt weit oben stehen (nehme das mal als Motivation mehr zu schreiben ^•^)

I want to be a pilot // ReyloWo Geschichten leben. Entdecke jetzt