Wovor fürchtete er sich so sehr?
War es wirklich nur sein Vater, Chewie? Hatte er Angst ihnen gegenüber zu treten oder waren andere Gefühle die Ursache dafür, dass ihm nun schon für Stunden jeglicher Schlaf verwehrt wurde?
Leise stand er auf.
Rey zu wecken war das letzte, was er wollte. Aber er konnte jetzt nicht schlafen.
"Ben-", murmelte sie. Er stoppte.
"Schlaf weiter..", war alles, was er erwiderte.
"Ist es wegen morgen?"
Das Rascheln der Bettdecke verriet, dass sie sich aufgesetzt hatte.
Gegenüber von ihm, an der Wand, starrte er geradewegs auf die dunkle Silhouette ihres Körpers.
Sie schien ihn ebenfalls zu betrachten.
"Du solltest schlafen."
Sie schwieg, stand auf, dann spürte er ihre Hand auf seiner Schulter.
"Hey."
Ihr Schatten war mittlerweile fast vollständig in seinem eigenen verschwunden. Fast.
Als er endlich nach unten blickte, fielen ihm zuerst die tiefen Schatten unter ihren Augen auf.
"Du bist nicht der einzige, der die letzte Nacht nicht viel geschlafen hat", flüsterte sie.
Die Erschöpfung ließ sich nicht hinter ihrem Lächeln verbergen, aber er fühlte sich weniger schuldig, als er merkte, dass sie ihm keineswegs böse deswegen war.
Seufzend schloss er die Augen.
"Was ist los, Ben?"
Während er sachte mit dem Kopf schüttelte, fielen dunkle Locken in seine Stirn.
Es wäre gelogen, würde sie behaupten, nicht den Drang danach zu spüren, sie ihm aus dem Gesicht zu streichen. Sie hielt sich zurück.
"Rede mit mir, bitte."
Ihre Stimme klang sanft, als hätte sie Angst er könne daran zerbrechen. Und da er wusste, dass es unmöglich war diesem Gespräch länger aus dem Weg zu gehen, sagte er leise:
"Ich weiß es nicht."
Leider belog er dabei nicht nur sie, sondern hauptsächlich sich selbst.Ihre Hände zitterten ein wenig - zumindest meinte er, jenes zu erkennen, als sie vorsichtig sein Gesicht umschlossen.
Zwar versuchte er krampfhaft sie nicht anzusehen, aber selbst aus dem Augenwinkel erkannte er ihren müden, wissenden Blick.
Seine Mutter. Sie hatte ihn damals genauso angesehen.
"Du hast Angst."
Nein.
"Du hast Angst, weil du vor ein paar Stunden versprochen hast etwas zu tun, das du eigentlich nicht möchtest."
Angespannt biss er sich auf die Lippe, er schmeckte Blut.
"Schau mich an."
Sein Körper gehorchte ihren Worten schneller, als sein Kopf. Und so fand er sich plötzlich völlig verwundert, als er die Zärtlichkeit in ihrem Blick bemerkte.
"Ich möchte dich nicht dazu zwingen", flüsterte sie, ohne den Blickkontakt zu brechen.
"Ich kenne deinen Vater-, deine Eltern nicht."
Wieder war es ihm unmöglich, irgendetwas zu sagen.
"Aber ich glaube", fuhr sie vorsichtig fort, "du wirst nie Ruhe finden, wenn du die Sache nicht klärst."
Er nickte. Einmal, zweimal und noch ein drittes Mal.
"Ich kann dir nicht versprechen, dass morgen alles gut wird. Aber ich hoffe, dass du glücklich wirst.
Ob mit oder ohne deiner Familie."
Wahrscheinlich dauerte es ein paar Sekunden zu lang, bis die Fassungslosigkeit aus seinen Zügen verschwand, aber als er sie erleichtert und umso dankbarer an sich zog, schien sie beruhigt.
"Danke", flüsterte er und vergrub sein Gesicht in ihrem Nacken.
Ihre schmalen Hände legten sich auf seinen Rücken und für einen winzigen Augenblick hörte er, wie sie leise seufzte.
Der Moment war schneller vorüber, als er sich es gewünscht hätte und schon eine Sekunde später murmelte sie: "Lass uns jetzt schlafen ... ."
Er könnte schwören, dass ihre Wangen gerötet waren, sprach sie jedoch nicht darauf an, sondern folgte ihrem Beispiel und sank zurück in die Matratze.
Sie besahen einander noch eine kurze Zeit, bis Rey schließlich der Müdigkeit erlag.
"Schlaf gut", flüsterte Ben und schloss ebenfalls die Augen.Am nächsten Morgen waren die Ängste der letzten Nacht noch immer nicht verschwunden. Aber dank Rey, die ihn immer wieder aufmunternde Blicke zuwarf, schaffte er es irgendwie, sie zu verdrängen.
Ihre Worte hallten noch immer in seinem Kopf.
"...du wirst nie Ruhe finden, wenn du die Sache nicht klärst"
Sie hatte Recht. Natürlich hatte sie das.
Und heute würde er sich seinem Schicksal ein für alle Mal ergeben.
"Wohin gehen wir eigentlich?", fragte er, womit die wortlos vereinbarte Stille durchbrochen war.
"Ich kenne die Straße nicht."
Schulterzuckend ging sie weiter.
Sein Vater würde sich wahrscheinlich für irgendeine kleine Bar entschieden haben. Vielleicht hatte er auch einen anderen Platz für den Falken gefunden und beschlossen, sich dort zu treffen. Immerhin könnte er auf diesen Weg sofort verschwinden.
Doch wollte er das?
"Wir müssten gleich da sein."
Verwirrt sah er auf.
"Kennst du diese Gegend?"
"Ein wenig", erwiderte Rey, "es wundert mich, dass du noch nicht hier warst."
Da ihm keine gute Antwort einfiel und er nicht sicher war, worauf sie hinaus wollte, schwieg er.
"An guten Tagen treffen sich hier die Piloten. Sie versuchen sich mit ihren Abenteuern zu übertrumpfen, diskutieren über Erlebnisse, spielen Karten."
Tatsächlich erblickte er gerade eine kleine Gruppe, die Sabacc spielte. "Manchmal bekommt man hier aber auch die einmalige Chance, den Planeten zu verlassen."
Das traurige Lächeln, das Spiegelbild einer alten Erinnerung, reichte aus, um seine Stimmung zu senken.
"Du hast sie nicht ergriffen?"
Sie zuckte mit den Schultern.
"Ich bereue es nur manchmal.
Meistens macht es mich viel glücklicher, wenn ich andere dabei beobachte."
Er würde wohl nie vollständig mit dem Gedanken klarkommen, dass sie nun schon viele, viele Jahre auf diesen Planeten zugebracht hatte, ohne jemals die Gelegenheit ergriffen zu haben, ihn zu verlassen. Ihren Horizont zu erweitern. Wenn auch nicht für immer.
Dabei fiel ihm ein, dass er selbst schon einige Wochen hier zugebracht hatte, ohne einmal daran zu denken, sich ein Schiff zu besorgen und zu verschwinden.
"Weißt du?", meinte Rey, ihre Augen leuchteten. "Ich denke es kommt immer darauf an, mit wem man seine Zeit verbringt."
Dann sah sie wieder nach vorn, lächelte, während sein Herz aufgeregt pochte.
"Wir sind da."-----------------------------------------------------------
Ich weiß nicht, wie oft ich dieses Kapitel jetzt schon überarbeitet habe, aber ich hoffe, es hat euch nicht zu lange gedauert .-.
Mein Plan, diese Geschichte schnell zu beenden, klappt jedenfalls nicht wirklich. Allerdings will ich es auch nicht erzwingen :)
Ich plane jedenfalls parallel schon ein wenig das, was danach irgendwann kommen wird - keine gute Angewohnheit, wenn man bei der Sache bleiben möchte :D
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen, tut mir extrem leid, dass das immer so lange dauert ._.
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I want to be a pilot // Reylo
FanfictionUnter neuer Identität und angezogen vom Wunsch nach Freiheit flüchtet Ben Solo nach Corellia. Der Planet, der früher Heimat seines Vaters war, soll ihm helfen endlich seinen Platz in dieser Welt zu finden. Doch zu wachsen ist nicht immer einfach. - ...