Chancen

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Nachdem Ben schon eine gute halbe Stunde in dem heruntergekommenen Gebäude verschwunden war, löste sich bei ihr jeglicher Zweifel, dass irgendetwas nicht nach Plan lief. Obwohl-, so einen richtigen Plan hatte es nie gegeben. Sie war lediglich dem Fünkchen Hoffnung gefolgt, dass bei dem Gedanken an eine glückliche Familie, in ihr aufgekeimt war. Eine Familie, die sie so nie selbst hatte.

Noch größer wurde ihr Lächeln, als sich die Tür schließlich öffnete.
Ben war, bis auf seine Augen, das Spiegelbild seines Vaters. Zumindest in jüngeren Jahren.
"Ich wusste doch ihr würdet euch zusammenraufen...", murmelte sie, während er sie freudig in den Arm nahm. "Danke."
Han betrachtete Ben mit skeptischem Blick, lächelte und begrüßte sie schließlich auch. Worüber hatten sie wohl so lang gesprochen?
"Du scheinst einen guten Einfluss auf ihn zu haben", flüsterte er in ihr Ohr und lachte, als er bemerkte, dass sie ein wenig rot wurde.
"Vermutlich habe ich das", erwiderte sie verlegen.
Einen Augenblick standen sie alle beisammen, schweigend, aber zufrieden.
"Wirst du hier bleiben?", fragte sie schließlich Han. Denn so richtig darüber nachgedacht, wie es nach einer Versöhnung weitergehen würde, hatte sie nicht.
Würde Ben sie verlassen? Nach Hause zurückkehren?
Als er ihre Frage hörte, begann er laut zu lachen. "Hier?", rief er aus und Ben sah ihn strafend an.
Es wirkte beinahe, als hätten sie für einen kurzen Moment die Rollen getauscht.
"Nein, mein Platz ist woanders."
Sie nickte.
Als Ben ihren Blick bemerkte lächelte er.
"Ich werde nicht mit ihm kommen. Jedenfalls noch nicht." Sie versuchte sich zu freuen und die Andeutung auf einen unwiderruflich anstehenden Abschied zu verdrängen. Was meinte er mit noch nicht?

"Wollt ihr beide noch mit zum Falken kommen?", fragte Han schließlich, der die Situation erkannt hatte. "Chewie freut sich bestimmt euch beide zu sehen."
Fragend blickte sie zu Ben, der nickte. "Natürlich kommen wir mit."

Sie erreichten das Schiff binnen weniger Minuten und Rey freute sich, als Chewie sie wie selbstverständlich in die Arme schloss. Sowas passierte selten.
Bei Ben viel die Umarmung noch einiges familiärer aus und sie musste sich trotz der Umstände ein Lachen verkneifen, als er unter Lauten, die sie nicht verstand, von dem riesigen Wookie zerquetscht wurde.
"Ich freue mich auch, Chewie", murmelte Ben.
Sein Vater schmunzelte nur.

"Nun, wir müssen los. Wenn wir uns beeilen könnten wir Leia sogar noch überraschen", meinte Han und Chewie stimmte erfreut zu. Dann wandte er sich an Rey und verabschiedete sich mit einem freundlichen Nicken.
Ben zog er noch einmal beiseite. "Rede mit ihr. Ich denke sie hat das alles ein wenig falsch verstanden", riet er ihm, wobei er nicht ganz unauffällig zu ihr hinüber blickte. "Was meinst du?", fragte Ben verwirrt und versuchte die Blicke seines Vaters wieder auf sich zu richten. "Das wirst du schon merken", erwiderte dieser, legte ihm eine Hand auf die Schulter und zog ihn in eine kurze Umarmung, die für beide beinahe ein wenig befremdlich war. "Wir sehen uns." Mit einem Grinsen auf dem Gesicht stieg er die Rampe hinauf.
Kurze Zeit später war das Schiff in den Wolken verschwunden.

Sie standen noch ein Weilchen schweigend nebeneinander. Jeder war in seinen ganz eigenen Gedanken vertieft.
"Was nun?", fragte Rey und sah ihn erwartungsvoll an.
Ben wirkte verwirrt.
"Gehen wir zu mir?" Sie nickte.

Irgendwie gelang es beiden nicht, ein Gespräch in Gang zu bringen. Denn während Rey mit sich rang, zu Fragen, wie lang er denn noch bleiben würde, dachte Ben über die Worte seines Vaters nach.
"Ben?", fragte sie schließlich und stoppte. Sie befanden sich quasi schon beinahe vor seiner Wohnung, aber sie konnte, sie wollte nicht länger warten.
"Wann wirst du deinem Vater folgen?"
Er schien ihre Frage nicht recht verstanden zu haben, also wiederholte sie noch einmal genauer: "Du meintest, du würdest noch nicht nach Hause zurückkehren. Worauf wartest du?" Unsicher sah er sie an. "Können wir drinnen darüber sprechen?"
So langsam ahnte er, worauf ihn sein Vater aufmerksam machen wollte. Oder war da noch mehr?

Seine Wohnung fühlte sich plötzlich kalt an. Trostlos und leer. Rey machte sich gar nicht erst die Mühe, sich zu setzen, sondern wartete angespannt auf seine Antwort.
Was würde er sagen? Fürchtete sie sich mehr davor, dass sie ihn bald nicht mehr so oft sehen würde? Oder zog sie sogar in Betracht, dass ein Abschied auch das Ende ihrer ... Freundschaft bedeuten würde?

"Woran denkst du?", wurde sie von Ben unterbrochen, bevor sie sich noch ganz verrückt machte.
"Ist das wichtig?" Er seufzte.
"Ich frage mich nur, warum du auf einmal so still bist."
"Ben", sagte sie ernst, "du hast vor ein paar Minuten angekündigt, dass du bald von hier verschwinden wirst. Hast du erwartet ich würde mich freuen, dich nicht mehr zu sehen?" "Natürlich nicht."
"Alsoo....", sie wusste nicht, was es dazu noch zu sagen gab.
"Rey."
Er schien plötzlich ziemlich nervös und sie war sich nicht sicher, woher diese Aufregung auf einmal kam.
"Ich habe ja gesagt, dass ich nicht mehr lange auf Corellia bleiben werde, aber-"
Sie unterbrach ihn ungeduldig: "Ja?" "Aber der Grund, warum ich noch hier bin, ist, dass ich dich erst fragen wollte, ob du mitkommst."
Sprachlos starrte sie ihn an.
Er wollte, dass sie ihn begleitete?
"Ich weiß, du lebst hier schon ewig und ich bin wahrscheinlich nicht der erste, der dir das anbietet, aber bitte denk darüber nach."
Natürlich wusste sie, wie man diesen Planeten verlassen konnte, aber genau genommen war Ben der erste, der ihr dieses Angebot machte. Zumindest war er der erste, bei dem sie das Gefühl hatte, ihm läge etwas an ihrer Gesellschaft. "Ich will dich nicht dazu drängen, aber da draußen ist eine riesige Galaxis und ich meine, ich habe auch noch nicht alles gesehen, aber ich könnte sie dir zeigen..."
So langsam hatten sich Tränen in ihren Augen gebildet und als er bemerkte, wie sich eine davon den Weg über ihre Wange bahnte, stoppte er.
"Entschuldige, ich wollte das eigentlich etwas langsamer angehen." "Ben", lächelnd sah sie ihn an, "danke."
Danach wischte sie sich eilig übers Gesicht und holte tief Luft.
"Willst du wirklich, dass ich mit dir komme?", fragte sie nach einer kurzen Pause.
Sie musste einfach wissen, dass er es ernst meinte.
"Ja", antwortete er und ging vorsichtig einen Schritt auf sie zu.
"Rey, ich meine alles, was ich gerade gesagt habe vollkommen ernst. Ich möchte dich nicht hier zurücklassen. Genau genommen habe ich mir schon lange gewünscht, so eine Chance zu bekommen."
"Und ich habe die ganze Zeit auf diese Chance gewartet...", flüsterte Rey und lächelte.
Zaghaft küsste er sie.

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IT HAPPENED
Okay, hey, ich war mir echt unsicher, ob ich nicht noch bis zum nächsten Kapitel warten soll, aber das war heute auch meine Chance ^•^
Ich hoffe jedenfalls ihr freut euch genauso wie ich, bis zum nächsten Kapitel <3 (das wird übrigens sehr wahrscheinlich das letzte... 2 Sekunden später fand sie ein Bild und überlegte, einen Epilog zu schreiben... wir werden sehen)



I want to be a pilot // ReyloWo Geschichten leben. Entdecke jetzt