nicht allein

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Verträumt betrachtete Rey, den noch immer zugezogenen Himmel, während sie es sich an Bens Schulter bequem machte.
Der Regen hatte aufgehört und durch die dicke Wolkendecke konnte man weder die Sonne, noch die Spitzen der hohen Häuser sehen.
Coronet befand sich in einer Stimmung, die Rey als unheimlich und wunderschön zugleich, beschreiben würde.

"Du zitterst", sagte Ben leise, welcher bis gerade eben, schweigend neben ihr saß.

Rey blickte kurz auf ihre Hand und wendete sich dann dem zu, der sie immernoch hielt.
Allerdings brachte sie kein Wort über die Lippen, weshalb sie einfach nur schweigend nickte.

"Wir sollten nach Hause."

Sanft zog er sie näher an sich und suchte in ihren Augen nach der nötigen Zustimmung, die jedoch fehlte.

"Ich will noch nicht gehen", erwiderte Rey, welche sich so wohl, wie schon lange nicht mehr, fühlte.

"Du erkältest dich noch", entgegnete er nur besorgt und stand auf.

Betrübt folgte Rey seinem Rat.
Aber als sie nach wenigen Schritten feststellte, dass ihr tatsächlich kalt war, schaffte sie es sogar sich die Ankunft ein bisschen herbeizusehnen.

Auf den ehemals staubtrockenen Straßen, befanden sich nun große Pfützen. Die Stadt hatte sich in ein Meer aus tausend Spiegeln verwandelt und nicht nur Rey, sondern auch Ben, betrachtete dies mit liebevollem Erstaunen.

"Ben, wo willst du hin?", fragte sie schließlich, als er auch das zweite Mal falsch abbog.
Zumindest, wenn es darum ging, sie nach Hause zu bringen.

Er stoppte und erklärte zögernd, dass er davon ausging, sie würde wieder mit zu ihm kommen.

"Deine Jacke ist noch bei mir", fügte er argumentativ, nach einer kurzen Pause hinzu und Rey lachte.
Kopfschüttelnd, aber mit einem Lächeln auf den Lippen, gingen sie weiter.

Als beide Ben's Wohnung endlich erreichten, fühlten sich ihre Füße an, als wären sie eingefroren und auch ihre Fingerspitzen verloren zunehmend jegliches Gefühl.

"Geh dich aufwärmen, ich mache Tee", sagte Ben und warf ihr ein paar Sachen zu, die Rey als ein Handtuch und Kleidung identifizierte.

Ohne weiter an Zeit zu verlieren, ging sie ins Bad, wo sie sich endlich aus ihren klitschnassen Sachen schälte und Minuten später, das warme Wasser genoss, welches in kleinen Strömen über ihre Haut floss.

Nachdem sie, in ein Handtuch gehüllt, aus der Dusche stieg, zog sie Ben's Sachen an, die zwar um einiges zu groß, aber dafür unglaublich gemütlich waren.

"Danke", murmelte sie, als er ihr eine dampfende Tasse überreichte und wenig später selbst hinter der Tür verschwand, aus der sie soeben gekommen war.

Aus seinem Fenster sah die Stadt noch schöner aus, als wenige Minuten zuvor.
Leichte Nebenschwaden zogen ihre Runden um die meist viel höheren Häuser und auf den Straßen herrschte Ruhe.
Ein Zustand, den sie sich ehrlich gesagt, schon öfter gewünscht hatte.

"Alles in Ordnung?", fragte Ben, nachdem er zu ihrer Überraschung nur in ein Handtuch gehüllt, aus dem Badezimmer kam.

"Mmh", erwiderte sie und nahm eilig einen Schluck aus ihrer Tasse.

"Sorry", sagte Ben, nun mit Klamotten in der Hand, bevor er grinsend wieder verschwand.

Diesmal fertig gekleidet, ließ er sich letztlich wenige Minuten später, neben Rey nieder und betrachtete schweigend die Landschaft.

"Wie oft regnet es hier?", fragte er, da Ben es schlussendlich doch nicht schaffte, dem ganzen so viel Aufmerksamkeit entgegen zu bringen, wie Rey es anscheinend problemlos gelang.

"Selten", erwiderte diese, "sehr selten."

Sie schien in diesem Moment nicht wirklich gesprächig, was ihn aber in keinerweise störte und so griff er nach dem ersten, was ihm in die Hände viel und sich als seine Zeichensachen entpuppte.

Zufrieden nahm er den Stift in die Hand und während er mit jedem Strich ein wenig mehr in seine eigene Welt abtauchte, beobachtete Rey alles mit größter Bewunderung.

Fasziniert von der Leichtigkeit, mit der seine Finger über das raue Papier schwebten und angezogen von der Schönheit des zunehmend entstehenden Bildes, vergaß sie völlig die Zeit.

Erst als Ben den Stift beiseite legte und sie amüsiert von der Seite anblickte, löste sich Rey aus ihrer Starre.
"Wo hast du das gelernt?"

Sie selbst hatte leider schon oft festgestellt, dass ihre künstlerischen Fähigkeiten ziemlich eingeschränkt waren. Vielleicht fehlte ihr die Übung, aber wenn sie ehrlich war, dann wusste sie, dass sie niemals die nötige Geduld aufbringen konnte.

"Mmh", überlegte Ben und griff nach dem Blatt Papier, "ich habe es mir eigentlich selbst beigebracht.
Wenn mein Vater Mal wieder für ungewisse Zeit verschwand und mir nichts anderes übrig blieb, als meine Mutter zu irgendwelchen langweiligen Besprechungen zu begleiten, war zeichnen immer eine gute Abwechslung. Und irgendwann... tat ich es, um mich von anderen Problemen abzulenken."

Die Wörter verließen seinen Mund schneller, als das er darüber nachdenken konnte. Aber er bereute es nicht, sie ausgesprochen zu haben.

Rey hingegen dachte nicht weiter darüber nach und malte sich in ihrem Kopf seine Vergangenheit aus, aus der sie einfach nicht schlau wurde.

"Klingt als hättest du viel Zeit allein verbracht", meinte sie schließlich, woraufhin er nickte.

"Ich auch", fügte Rey nach einer Weile hinzu und schenkte ihm ein kleines, wissendes Lächeln, in dem jedoch deutlich ein Hauch wiederaufkommender Trauer lag.

"Aber jetzt nicht mehr."

Zuerst klangen seine Worte zögerlich, doch je länger er sie so verständnisvoll, mitfühlend und sanft ansah, desto mehr verstand sie, wie ernst er es wirklich meinte.

"Nein, jetzt nicht mehr", murmelte sie schlussendlich leise zurück und genoss das Gefühl, von jemanden auf so einfühlsame Weise, verstanden zu werden.

Sie hatte immer daran geglaubt, nicht für immer allein zu sein.
Und es hatte sich gelohnt, so lange zu warten, da war sie sich sicher.

Vorsichtig zog Ben sie in seine Arme und für einen kleinen Moment, war alles gut.
Die Sonne war bereits unter gegangen, die Wolken hatten den Blick auf die Sterne freigelegt und beide spürten die Zuneigung, nach der sie ihr ganzes Leben lang gesucht hatten.

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Heyy,
ich saß jetzt ungelogen 5 Tage an diesem Kapitel und irgendwie habe ich es trotzdem nicht geschafft auf die 1000 Wörter zu kommen .-. (sorry also das es etwas kürzer ist..)
Andererseits bin ich, aber froh jetzt endlich Mal wieder ein Kapitel hochzuladen und ich hoffe ihr freut euch :)
Irgendwie gefällt mir die Beziehung der beiden auch immer besser, trotz, dass ich es immer noch nicht zu einem Reylo Kuss geschafft habe :D (kommt mir in meinen Gedanken aber einfach jedes Mal so unpassend vor)
Wie auch immer, ich möchte hier eigentlich nie so viel schreiben, aber irgendwie klappt das nicht ganz xD
Bis zum nächsten Kapiteeel ^•^









I want to be a pilot // ReyloWo Geschichten leben. Entdecke jetzt