Kapitel 15

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Osmo sah Riku und Alexandra durch die Tür kommen und versuchte, genau wie Samu, ihre Aufmerksamkeit zu erlangen um sie zu Anna zu schicken. So wie es aussah war sie auf dem Weg zu der Toilette und er hoffte sie könnte ihre Freundin trösten. Dann wendete er sich wieder Samu zu und funkelte ihn an.
„Sag mal, was ist denn mit dir los? Was hast du bitte mit Anna vor? Hast du vergessen, dass du eine Freundin hast?"
„Und du nicht oder was?“ pampte Samu zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Außerdem wüsste ich nicht, was dich das angeht. Ist doch meine Sache, was ich mit einer hübschen Frau so vor habe oder eben nicht!“
Riku war zu den Beiden getreten und blickte sie verständnislos an.
„Kann mir mal jemand sagen, was hier los ist?“
„Ja, dein bester Freund baggert hemmungslos Anna an und kann dabei auch seine Finger nicht bei sich lassen." informierte Osmo ihm und schaute wieder zu Samu. „Was ist mit mir? Ich flirte vielleicht ein bisschen, aber das was du tust, geht weit über harmloses flirten hinaus."
„Geht es gar nicht! Ich weiß echt nicht, was du willst!“ protestierte der Sänger und begegnete Rikus freudigem Blick.
„Immerhin wäre es dann mal eine Frau, die deiner würdig ist. Eine mit Grips und Verstand, die echt was aufm Kasten hat!“ Diesen Seitenhieb konnte Riku sich nicht verkneifen und erntete dafür ein wütendes Schnauben von Samu.
„Lass Milla da raus verdammt! War ja klar, sobald wir Weiber hier haben, gibt es Stress. Und warum? Weil du..." er tippte Riku unsanft auf die Schulter. „Seit Tagen nur am jammern wegen Alexandra bist. Wir wollten einen Männerabend machen und ich Depp habe das wegen dir ignoriert. Ich hoffe es hat sich gelohnt, aber bitte tu mir den Gefallen und halt dich wegen Milla wenigstens einmal zurück."
„Dann hör du auf mir damit in den Ohren zu liegen, dass sie nichts auf die Reihe bekommt! Und falls es dich interessiert, ja es hat sich gelohnt!“ Der Gitarrist schüttelte den Kopf und wandte sich dann an Osmo: „Wo ist Anna überhaupt?“
Der hatte die Szene zwischen den beiden Freunden mit gerunzelter Stirn beobachtet.
„Samu hat sie nach einem Freund gefragt, sie hat komisch reagiert und ist auf die Toilette gelaufen." erklärte er und schaute Riku dann genauer an. „Moment, du warst mit Alexandra weg oder? Erzähl!“
Riku jedoch hob abwehrend die Hände.
„Erst, wenn es alles so verläuft, wie ich es mir vorstelle und wünsche!“ schüttelte er den Kopf und überließ es nun Osmos Phantasie, was oder was nicht mit Lexy vor der Tür gelaufen war.
Samu hingegen hatte sich schmollend weggedreht und spielte wieder einmal die Diva.
Bevor Osmo allerdings noch etwas sagen konnte, kamen Lexy und Anna wieder zurück und zogen die Aufmerksamkeit der drei Musiker auf sich.
"Alles wieder in Ordnung?" fragte Osmo leise als Anna sich wieder neben ihn setzte.
Sie nickte leicht und warf Lexy einen bittenden Blick zu, bevor sie auf Deutsch murmelte:
„Kannst du es ihnen irgendwie erklären ich... ich kann das nicht und ich will aber auch nicht, dass sie mich deswegen jetzt für den totalen Freak halten, der damit nicht klar kommt keinen Kerl zu haben...“ Sie seufzte leise und sah noch immer leicht verschüchtert zu Osmo herüber.
Lexy hatte sich noch nicht gesetzt und stand neben Riku, mit der Hand auf seiner Stuhllehne.
„Ihr dürft das Anna nicht übel nehmen, aber sie hatte eine Beziehung zu einem Scheißkerl und ist noch nicht ganz drüber hinweg." informierte sie die Musiker und warf einen fragenden Blick zu ihrer Freundin in der Hoffnung das wäre die Erklärung die sie haben wollte.
Anna nickte und als Riku sich zu Lexy umdrehte, um zu sehen, warum sie sich nicht setzte, entfuhr ihm ein leises:
„Du heiliger...“ Er schluckte den Rest des Satzes herunter, aber seinem Blick war deutlich anzusehen, dass er Lexys Top als äußerst sexy empfand.
Die hatte allerdings schon vergessen, was sie anhatte und blickte nun fragend auf Riku herab. „Was hast du?" wollte sie wissen und setzte sich dann auf den Stuhl der ganz nah neben seinem stand.
Samu war derweil aufgestanden um sich an die Bar zu setzen und bestellte sich einen Schnaps. Sami und Raul hatten sich, während die beiden Frauen auf der Toilette waren, verabschiedet um sich um ihre Frauen und Kinder zu kümmern.
„Dein Top... also... wow! Das steht dir unglaublich gut!“ Rikus Kopf war binnen Sekunden knallrot geworden und er hatte keine Chance dies vor Lexy zu verstecken, also beließ er es dabei verlegen zu lächeln.
Lexy beugte sich etwas nach vorne, um an Riku vorbei zu Anna zu gucken, die hatte sich aber wieder soweit beruhigt und redete leise mit Osmo. Der Finne hatte ihre Hand gegriffen und es schien ihr gut zu tun mit ihm zu reden. Dann hörte sie Rikus Antwort, schaute an sich runter und wurde auch sofort rot. Verlegen zupfte sie an dem Shirt und biss sich auf die Lippe.
„Ja ähem... Danke... Also ... Das war Annas Idee." murmelte sie schüchtern und wusste wieder nicht wohin mit ihrem Händen.
„Anna hat einen guten Geschmack. Sie weiß, was dir steht!“ Er grinste sie noch immer an und legte seinen Arm um ihre Schultern. „Klingt es eigentlich dumm, wenn ich sage, dass ich mich gerade rundum wohl fühle, weil du da bist?“
Mit seiner freien Hand, griff er nach ihrer und begann erneut mit seinem Daumen über ihren Handrücken zu streicheln. Ihr Herz hatte wieder begonnen zu klopfen wie nach einem Dauerlauf und die Berührung seiner Hand verursachte ihr ein Kribbeln, welches sich vom Bauch überallhin auszubreiten schien. Sie hob den Kopf, blickte Riku direkt an und verlor sich in seinem Blick.
„Nein klingt es nicht... Also... Aber warum?" stammelte sie und war unfähig ihren Blick zu lösen.
„Ich weiß nicht... Ich kann es irgendwie gar nicht beschreiben... Aber ich kann es fühlen. Und es fühlt sich so gut an.“ wisperte er und warf dann einen Blick zu Samu, der sich wieder neben Anna nieder ließ und die anderen absichtlich ignorierte.
„Hey Anna, also... Es tut mir leid wegen vorhin okay?" sagte er, senkte schuldbewusst den Blick und wuschelte sich durch seine blonden Haare. „Ich wollte nicht... Was auch immer ich gemacht habe."
Vorsichtig griff die junge Frau nach seinem Arm und atmete tief durch. Im Grunde war es jetzt auch schon egal. Und was hatte sie schon zu verlieren, wenn sie Osmo und Samu die Wahrheit sagte. „Du konntest es ja nicht wissen...“ murmelte sie leise und begann dann einfach den beiden Finnen die ganze Geschichte zu erzählen.
Von der geplatzten Hochzeit bis hin zu der Anzeige, die sie vor wenigen Tagen in der Zeitung hatte entdecken müssen. Beide hörten ihr schweigend zu bis sie geendet hatte und danach herrschte für einen kurzen Moment betretenes Schweigen.
„Oh das tut mir echt leid für dich. Du hast es wahrscheinlich schon von anderen gehört, aber der Mistkerl hatte dich nicht verdient." Osmo blickte sie ehrlich an und lächelte ihr aufmunternd zu. „Auch wenn wir uns erst ein paar Stunden kennen, kann ich dir versichern, dass du eine echt tolle Frau bist..."
Samu nickte ihm zur Bestätigung zu und orderte eine weitere Runde Schnäpse für alle.
Lexy und Riku hatten von dem nichts mitbekommen, denn die junge Frau war immer noch dabei das eben gehörte zu realisieren.
„Das Ganze ist so ungewohnt für mich und ich weiß gar nicht was ich sagen soll..."
„Du brauchst auch nichts sagen...“ wisperte er zurück und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. Er war sich nicht sicher, wie Lexy reagieren würde, wenn er sie hier vor allen richtig geküsst hätte, also beließ er es bei dieser kurzen zärtlichen Geste, auch wenn es ihm anders lieber gewesen wäre. Schon alleine diese kleine Berührung verursachte ihr eine Gänsehaut am ganzen Körper und sie legte ihre Hand auf seinen Arm. Streichelte vorsichtig über seine warme Haut und atmete ein paar Mal tief durch.
„Manchmal sagen Gesten mehr als Worte stimmt‘s?" flüsterte sie und näherte sich seinem Gesicht, um ihm auch einen Kuss auf die Wang zu hauchen.
Er konnte nicht anders, als einfach nur zu nicken und dabei ihre Hand fester zu drücken und sich dabei zum wiederholten Male zu fragen, was diese Frau mit ihm machte, dass er sich derart zu ihr hingezogen fühlte und sie einfach nie wieder gehen lassen wollte. Heute Abend war alles anders und die alte, ängstliche Lexy war zu Hause geblieben. Sie fühlte sich wie verzaubert und streckte die Hand aus, um ihm über das Gesicht zu streichen. Ihr Blick wanderte von seinen Lippen weiter nach oben direkt zu seinen Augen. Ihr Gesicht war nicht weit von seinem entfernt und sie versuchte in dem schummrigen Licht der Bar das grün seiner Augen zu ergründen.
Die traute Zweisamkeit war auch Anna nicht entgangen, die auf die Beiden deutete und kicherte: „Ich fürchte fast, ich muss den Weg zu Lexy nach Hause alleine finden. Ich glaube nicht, dass ich sie heute noch mal von Riku losgeeist bekomme! Ich hoffe nur ich verlaufe mich nicht und muss dann in der Kälte draußen übernachten und fast erfrieren!“
Das war Samus Stichwort und er grinste ein bisschen anzüglich. Milla war mit einer Freundin unterwegs und würde vor Sonntagabend nicht nach Hause kommen.
„Aber genau das ist es doch was wir erreichen wollten oder? Und zur Not kannst du auch bei mir schlafen."
Osmo schlug sich genervt an die Stirn und stand auf.
„Entschuldigt mich bitte, ich geh draußen mal eben eine rauchen."
Auf dem Weg, klopfte er Riku kurz auf den Rücken und war aus der Tür verschwunden. Anna sah erst Osmo irritiert nach, bevor sie Samu antwortete:
„Natürlich wollten wir das erreichen. Aber na ja, es geht ja schon arg schnell mit den Beiden!“ Sie sah zu dem smarten Sänger auf und lehnte sich zu ihm herüber. „Und danke für dein Angebot. Aber ich denke ich werde mein Feldbett in Lexys Wohnung schon wieder finden. Den Schlüssel hab eh ich!“
Der Finne zuckte mit den Schulter und legte seine Hand auf ihre.
„Riku hat schon lange verdient wieder eine tolle Frau zu finden. Und ich glaube deine Lexy hat es ihm richtig angetan. Was meinst du mit arg schnell? Mehr als verliebtes rumturteln und kuscheln machen die beiden doch gar nicht. Das ist harmlos."
Er schaute ebenfalls zu den beiden und fühlte einen kleinen Stich. Wie lange war es her seit er so was mit Milla genießen konnte?
Während Samu über seine Beziehung nach dachte, stand sein Freund draußen und machte sein Handy wieder an. Zwei Anrufe und 10 Nachrichten. Er zog an seiner Zigarette und seufzte. Wie lange würde das noch gut gehen, bevor es ihm kaputt machen würde? Erst als Anna ihre Hand auf seine Schulter gleiten ließ und ihm sanft über den Arm strich, blickte er wieder auf und die junge Frau fragend an.
„Samu hat sich gerade für eine ‚etwas längere Erholungspause‘ auf die Toilette verabschiedet!“ kicherte sie und zitierte mit diesen ungewöhnlichen Worten den Sänger, der nur hatte mitteilen wollen, dass er für seinen Toilettengang wohl etwas länger brauchen würde.
„Ist alles okay bei dir?“ fragte sie noch hinterher, als sie sein verschlossenes Gesicht sah.
Er presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.
„Nein wenn ich ehrlich sein soll ist nichts in Ordnung." Osmo wühlte in seiner Tasche nach seinen Zigaretten und zündete sich eine Neue an.
„Und deswegen musst du das durch Rauchen kompensieren?“ Sie sah die Zigarette an, die Osmo zwischen seinen Fingern drehte, statt daran zu ziehen und kuschelte sich dann einfach in seinen freien Arm. „Magst du es mir erzählen?“
Weil er sie nicht vollqualmen wollte, schnipste er die Zigarette in den Schnee und blickte auf Anna hinunter, die ihn mit ihren großen Augen anschaute.
„Heute ist wohl der Tag der Beziehungsdramen oder?"    

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