Kapitel 11

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„Ich weiß gar nicht warum ich mich darauf einlasse..." murmelte Lexy am nächsten Abend als sie ihren Kleiderschrank durchsuchte. "Was soll ich denn sagen und vor allem, was soll ich bloß anziehen." Hilfesuchend blickte sie auf die Schuldige der ganzen Situation die fast schon unerträglich gute Laune hatte.
„Irgendetwas, was besonders sexy ist!“ Anna wühlte in ihrem Koffer und begutachtete derweil ihre eigenen Sachen, als sie kurz hoch blickte. „Nimm das kleine Schwarze! Das wirkt immer!“ summte sie fröhlich vor sich hin, als Lexy gerade eine Jeans aus dem Schrank zog.
„Bist du verrückt? Das ist eine irische Bar und kein Empfang. Mit dem kleinen Schwarzen mache ich mich doch zum Deppen." Nach einem kurzen Blick auf die Hose, landete die wieder im Schrank. „Was hältst du hiervon?" Die junge Frau hielt eine enge, schwarze Jeans hoch die ihr bis zur Hüfte ging und zu ihren halbhohen Schuhen eigentlich immer ganz gut aussah.
„Welches Oberteil?“ Die Rothaarige zog die Augenbrauen hoch und blickte Lexy skeptisch an.
Sie kannte ihre beste Freundin und vermutlich würde sie jetzt mit etwas Hochgeschlossenem kommen, um sich nicht zu sehr zu präsentieren. Aber gerade das war es doch, was sie tun sollte. Sie sollte sich diesem Riku präsentieren, damit er sah, um wen und was er zu kämpfen hatte.
Lexy warf die Hose auf das Bett und schaute sich ihre Oberteile an. Die zwei die sie am liebsten angezogen hätte, brauchte sie Anna gar nicht zu zeigen, die würden sofort verbannt werden. Deshalb zeigte sie ihr nun ein schwarzes Oberteil mit Trägern, Spitze am Dekollete welches man vorne aufknöpfen konnte.
„Das vielleicht?"
„Schwarz?“ Anna rümpfte die Nase. „Gehen wir auf eine Party oder auf eine Trauerfeier?“ Sie schüttelte vehement den Kopf und deutete auf den Schrank. „Was hast du noch?“
„Dann guck doch selber." seufzte die Ältere und trat vom Kleiderschrank weg.
Ihr war schon ganz flau und sie hatte bereits mehrmals gesagt was sie von der ganzen Sache hielt. Sie wollte da nicht hin und fühlte sich ganz und gar nicht wohl dabei.
Schnell hatte Anna einige Sachen durch geschaut und war an einem engen, weit ausgeschnittenen roten Top hängen geblieben.
„Das da!“ Sie drückte Lexy das Stück Stoff in die Hand und begab sich dann wieder zu ihren eigenen Sachen, von denen sie noch immer nicht wusste, was sie anziehen sollte.
Da Lexy sich mit der Jeans recht sicher war, zog sie die bereits an und hielt sich das Top skeptisch vor dem Oberkörper.
„DAS?" Dieses Shirt hatte sie bisher noch nie angehabt und sie war sich nicht mal sicher warum es in ihrem Kleiderschrank war.
„Das!“ bestätigte die Jüngere und nickte dazu, um dies noch zu unterstreichen. „Und jetzt komm nicht wieder mit, das ist zu sexy oder weiß der Teufel was. Du ziehst das an und gut ist! Es sei denn wir tauschen und du ziehst das hier an.“ Anna hielt ihr Top hoch, was sie an dem Abend anziehen wollte und lachte auf, als sie Lexys Blick sah, die das petrolfarbene und ebenfalls eng geschnittene und tief ausgeschnittene Oberteil mit langen Trompetenärmeln betrachtete.
Ihre Freundin suchte sich einen passenden BH raus und zog das von Anna ausgesuchte Shirt an.  Zweifelnd betrachtete sie sich im Spiegel und zupfte am Ausschnitt herum. Sie war bereits fertig geschminkt und ihre Haare saßen auch ganz gut.
„Und du meinst das wirkt nicht zu billig oder aufdringlich? Ich habe keine Lust auf "hier bin ich nimm mich" egal um welchen Kerl es hier geht."
Anna schüttelte den Kopf und blickte an die Decke.
„Mensch Lexy, das sieht einfach umwerfend aus. Und nicht billig, sondern sexy. Du musst dich echt mal mehr trauen! Auch bei den Klamotten...“
„Wenn du meinst... Ich werde mir anfangs aber noch etwas drüber ziehen und das kannst du nicht verhindern." beschloss Lexy und griff nach einer dünnen Strickjacke.
"Bist du fertig, oder brauchst du noch?" Sie war echt nervös und wippte auf ihren Schuhen auf und ab.
Schnell schlüpfte Anna noch in ihre hohen Schuhe und drehte sich im Kreis vor Lexy.
„Ich glaub ich bin fertig. Nimmst du mich so mit, oder wirke ich zu blass neben meiner besten Freundin, die heute mal als echte sexy Diva auftritt?“
Lexy winkte ab und musste lächeln. „Du siehst immer toll aus. Dein Aussehen zusammen mit deinem Selbstbewusstsein ist sowieso unschlagbar." Sie streckte ihrer Freundin die Hand aus und gemeinsam verließen sie die Wohnung.
Das Malones war nur wenige Stationen von hier entfernt und es dauerte nicht lange bis sie vor der Tür standen. Anna griff bereits nach der Klinke als Lexy plötzlich wie angewurzelt stehen blieb und leicht panisch aussah.
„Was ist? Panik vor den letzten Schritten?“ Mit der Hand, nach der Anna zuvor nach der Türklinge gegriffen hatte, griff sie nun nach Lexys Arm. „Na komm schon. Was soll denn passieren? Er wird dich weder auffressen, noch direkt auf einem der Tische da drin flach legen!“ Sie zwinkerte Lexy zu und seufzte dann: „Außerdem siehst du so toll aus, das musst du denen da drinnen jetzt auch zeigen! Es wäre eine Schande es irgendwem vorzuenthalten!“
Eher widerwillig ließ die junge Frau sich von ihrer Freundin durch die Tür und in die Bar ziehen. Es war sehr laut dort und Lexy sah sich kurz um, konnte aber niemanden Bekanntes entdecken. Direkt neben der Tür war die Garderobe und ein netter, gut gebauter junger Mann nahm ihnen die Jacken ab. Nervös hielt sie krampfhaft ihre Tasche fest und wartete bis Anna vorging. Freudig tänzelte diese voran, als sie plötzlich Samu in die Arme lief und gespielt überrascht ausrief:
„Samu, du auch hier? Das ist ja eine Überraschung!“ Lachend ließ sie sich von dem smarten Sänger umarmen, der nicht umhin kam einen kurzen Blick in ihren Ausschnitt zu werden und damit für ein Augenrollen und einem geseufzten:
„Er sollte aufpassen, dass er nicht gleich rein sabbert!“ von Riku sorgte, bevor dieser Lexy entdeckte und in sekundenbruchteilen zu einer Salzsäule erstarrte.
Lexy hatte grinsend die Szene zwischen ihrer Freundin und Samu beobachtet als sie Rikus Stimme hörte. Eigentlich hatte sie gehofft noch ein paar Minuten verschont zu bleiben bevor sie auf ihn traf, aber der Wunsch wurde ihr nicht erfüllt. Langsam wendete sie den Blick von Samu ab und schaute direkt in Rikus Augen.
„Alexandra? Du? Hier?“ Der Gitarrist hatte die Augen weit aufgerissen und es hatte einen Moment gedauert, bis er überhaupt wieder etwas heraus bringen konnte.
Dass seine Worte eher nicht so viel Sinn machten, war ihm jedoch herzlich egal, schlug sein Herz doch plötzlich rasend schnell und er hatte das Gefühl, er würde es nie wieder unter Kontrolle bringen. Es dauerte einen Moment bis Lexy sich auch soweit gefangen hatte.
„Wie du siehst bin ich hier." sagte sie lächelnd und strich sich verlegen eine verirrte Haarsträhne wieder hinter ihr Ohr.
„Ich hab sie eingeladen.“ mischte Samu sich auch Englisch schnell ein und gab Lexy einen leichten Schubs, so dass sie richtiggehend auf den freien Platz neben Riku plumpste. „Und natürlich habe ich auch Anna eingeladen, ihre beste Freundin!“
Er hatte seinen Arm um die junge Frau gelegt und zwinkerte ihr zu, bevor auch er sich setzte und Anna dabei auf seinen Schoß zog.
„Leider musst du jetzt aber hier noch einen Moment ausharren, wir warten noch auf einen weiteren Stuhl, den der Wirt uns bringen wollte!“
Osmo saß neben Samu und hatte sein Verhalten mit einem Stirnrunzeln beobachtet. Jeder von ihnen hatte schon ein paar Bier getrunken, aber das erklärte noch nicht wie Samu sich verhielt. Der junge Musiker schaute etwas nach oben und fing genau in diesem Moment den Blick von Anna ein. Diese erstarrte kurz, als ihre Blicke sich kreuzten und hielt kurz die Luft an. Ein verspieltes Blitzen schlich sich in ihre Augen und sie lächelte den jungen Mann ihr gegenüber kurz an, während Samu mit seinen Armen um ihre Hüfte griff, damit sie nicht von seinem Schoß rutschte, als er nach seinem Bier langte.
„Wären die Jungs jetzt gut erzogen, würden sie sich ja selbst vorstellen!“ bekamen seine Bandkollegen einen Seitenhieb von dem smarten Sänger.
Osmo blinzelte als die junge Frau ihn anlächelte und besann sich seiner Manieren.
„Hi ich bin Osmo." sagte er und reichte ihr die Hand.
Nun erwachten auch die anderen und stellten sich nacheinander bei den beiden Frauen vor. Lexy saß neben Riku und spürte wie er sie beobachtete. Sie hob den Kopf und er fühlte sich etwas ertappt.
„Darf ich fragen wie alt du wirst?"
„Darfst du, aber du willst ihn doch nicht beleidigen, weil er so alt ist!“ witzelte Sami und erntete einen Schlag von Riku vor den Oberarm.
„Hör auf, du Jungspund!“ Riku streckte seinem Kumpel die Zunge raus und grinste dann die junge Frau neben sich an. „Ich werde 37.“
„Keine Sorge, so alt siehst du gar nicht aus." grinste Lexy und fing langsam an sich ein wenig zu entspannen.
Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, wie Anna endlich ihren Stuhl bekam und nun zwischen Samu und Omso ihren Platz hatte. Man konnte dem Sänger sichtlich seine Enttäuschung ansehen als Anna von seinem Schoß auf dem Stuhl wechselte.
„Alt genug... Aber immerhin nicht der Älteste von uns!“ Riku lachte und bedeutete der Kellnerin noch mal eine Runde Guinnes an den Tisch zu bringen.
„Wie kommt es eigentlich, dass du hier bist? Ich meine... Wieso kennt Samu deine beste Freundin und so...?“ Man konnte ihm kurz seine Unsicherheit Alexandra gegenüber anmerken, jedoch überspielte er dies mit einem galanten Lächeln.
„Spielst du etwa auf die 2,5 Monate an die du jünger bist als ich?" meldete sich nun auch Raul zu Wort und unterbrach für kurze Zeit das Gespräch der beiden.
Alexandra ließ sich von Raul aber nicht wirklich ablenken, denn sie war nicht fähig den Blick von Rikus Lächeln zu nehmen.
„Dein Freund kam gestern in die Bar und hat uns Beide heute hierher eingeladen." gestand sie ihm und hoffte das würde keinen Ärger zwischen den beiden geben.
„Ach? Hat er das?“ Rikus Blick ging kurz zu Samu herüber, der sich jedoch prächtig mit Osmo und Anna unterhielt und der hübschen Rothaarigen dabei immer wieder sanft über den Arm streichelte, oder sie sanft in die Seite knuffte.
„Ja und Anna war der Meinung sie müsste die Einladung annehmen." Lexy ließ den Blick durch die Runde schweifen und auch sie beobachtete ihre Freundin mit den beiden Freunden.
Sie fühlte sich mit der Aufmerksamkeit der beiden sichtlich wohl. Osmo war gerade dabei etwas zu erzählen und hatte für einen Moment Annas ganze Aufmerksamkeit.
„Das musst du mir beweisen!“ lachte die junge Frau auf und deutete auf ein Klavier, das in der Ecke stand. „Und da am besten hier und sofort!“ Sie strahlte den Musiker mit funkelnden Augen an und reagierte gar nicht auf das leichte antippen an der Schulter von Samu, der es offensichtlich gar nicht gut fand, dass Osmo Anna so sehr von sich selbst ablenkte.
„Armer, überarbeiteter Irrer!“ kommentierte Riku das schmollende Gesicht Samus, das er aufsetzte und brachte damit Sami, Raul und Lexy zum Lachen.
Osmo beugte sich leicht nach vorne und strich Anna die Haare nach hinten um ihr etwas ins Ohr zu flüstern.
„Bist du sicher, dass du das verkraftest? Ich bin sehr geschickt mit meinen Händen." raunte er leise, lehnte sich wieder nach hinten und blickte sie herausfordernd an.
Samu hingegen hatte die Aufmerksamkeit der jungen Frau verloren und wendete sich an Sami. „Grins nicht so blöd. " grummelte er und hob die Hand um die nächsten Drinks zu bestellen. „Überarbeitet?" fragte Lexy grinsend und schielte von Samu zu dem Gitarristen. „Was macht er denn so stressiges?" fragte sie und rückte unbewusst ein Stück näher zu Riku.
„Singen und Songs schreiben. Interviews geben und sein Jetsetleben mit Milla genießen, die regelmäßig sein Geld ausgibt und dafür sorgt, dass er bei seiner Kreditkartenabrechnung jedes Mal fast einen Herzinfarkt bekommt!“ raunte Riku Lexy zu, während er aus dem Augenwinkel ebenfalls einen Blick zu Osmo und Anna warf, die sich offensichtlich gut verstanden.
Wenn Samu da nicht mal eifersüchtig werden würde...

I'm gonna win this little gameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt