Kapitel 24

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Zunächst spielte er einige leichte Akkorde, die immer mehr in einer Melodie endeten, bis er ganz dicht an ihrem Ohr erneut anfing zu singen:

„Come to me close to me
Park here beside me
Come to me leave the rest far behind
Give me a moment..."
(Zitat: Sunrise Avenue, Something sweet)

Nach und nach ließ er die Musik wieder ausklingen und nachdem er langsam wieder in die Realität zurück kam, spürte er ihre Hände, die noch immer auf seinen lagen und eine plötzliche Gänsehaut überzog seinen Körper.
Die junge Frau hatte so etwas noch nie in ihrem Leben gefühlt und das Ganze drohte sie zu überwältigen. Sie spürte seine Hände und seine Worte, so dicht an ihrem Ohr verursachten ihr ein Kribbeln und Zittern am ganzen Körper. Lexy konnte nicht verhindern, dass ihr die Tränen in die Augen traten und ihr langsam über ihre Wangen liefen. Sie lehnte sich leicht nach hinten, kuschelte sich an ihn, denn zu mehr war sie im Moment nicht fähig.
„So passiert es, dass ich einfach weg bin...“ Er flüsterte ihr noch immer ins Ohr und legte Lucy vorsichtig zur Seite. Riku genoss es, dass Lexys Finger sich nun in seine verschränkt hatten und allein diese Berührung wohlige Schauer in seinem Inneren auslösten.
Eigentlich wollte sie nicht, dass er sie so sah, aber sie war immer noch unfähig sich zu bewegen oder gar zu sprechen. Normalweise wäre sie schon längst irgendwohin geflüchtet, aber Riku hielt sie einfach fest und es fühlte sich so gut an.
„Ist alles okay?“ fragte er leicht beunruhigt, als er ihre Tränen sah und sie leicht zu sich drehte, um sie ihr sanft weg zu wischen. „Es hat dich sehr berührt, oder?“ Der Gitarrist schluckte den Kloß, den auch er im Hals hatte, herunter und sah Lexy tief in die Augen, um zu ergründen, wie nahe ihr die Musik wirklich gegangen war.
„Riku, ich... " setzte sie an und hatte keine Ahnung ob und wie sie es ausdrücken sollte. „Ja hat es... Ich glaube... du hast die Lieder nicht zufällig ausgewählt, oder?" Mit immer noch tränennassen Augen blickte sie direkt in seine und hatte das Gefühl darin zu ertrinken.
„Nein... habe ich nicht... ich... Lexy... ich kenne dich zwar erst seit ganz kurzer Zeit... aber... ich wollte dir zeigen, was du mir schon jetzt bedeutest... ich... kann es im Moment einfach nicht anders ausdrücken... und...“ Er schluckte den Rest des Satzes, den er hatte sagen wollen herunter, hatte er sich schon mit den Worten, die er gesagt hatte, ihren Lippen mit seinen immer weiter genähert und wie von selbst berührten sich diese nun ganz leicht, bevor er sich endgültig den Ruck gab, um die junge Frau in seinen Armen zärtlich zu küssen.
Alles um sie herum war plötzlich nicht mehr da. Rikus Worte, seine Nähe und nun dieser Kuss machten sie total schwach. Alles was ihr Verstand ihr immer wieder gesagt hatte, war in diesem Moment egal und sie gab sich ihren Gefühlen und dem was ihr Herz ihr sagte hin.
Ihre Hände wanderten an seinen Seiten entlang, nur um ihn dann zu umarmen und noch näher in sich zu ziehen. Ihre Reaktion machte auch den Musiker etwas mutiger und er stupste ihre Lippen leicht mit seiner Zungenspitze an, um ihre Erlaubnis dafür zu bekommen, den Kuss noch weiter intensivieren zu dürfen.
Lexy streichelte mit ihren Händen über seinen Rücken und seufzte leise auf, als sie die Lippen leicht öffnete und seine Zunge ihre berührte. In Rikus Bauch tanzen die Schmetterlinge, als er sich nun mit seiner Zunge Millimeter für Millimeter vor tastete und sich dem Rausch der unglaublichen Gefühle, die der Kuss in ihm auslöste hin zu geben.
Dieser Kuss war so intensiv, so zärtlich und hatte ihr Denken komplett ausgeschaltet. Als Lexy sich vorsichtig näher an ihn drängte, rutschte ihr seine viel, zu große Strickjacke von der Schulter. Ohne sich von ihr zu lösen und den Kuss zu unterbrechen, ließ Riku seine Hand über ihren nackten Oberarm gleiten und versuchte sich nicht von dem Verlangen leiten zu lassen, das ihn unwillkürlich packte. Er konnte sich durchaus vorstellen mit dieser Frau, die hier in seinen Armen lag, noch weiter zu gehen, als bis zu einem solch intensiven Kuss, der so viel Gefühl in ihm auslöste, aber dafür war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Vielleicht war sogar schon dieser Kuss zu viel gewesen, aber er fühlte sich viel zu gut und vor Allem zu richtig an, um ihn zu unterbrechen. Außerdem hatte es den Anschein, dass Alexandra ihn genau so sehr wollte, wie er.
Lange hatte Lexy es vermieden sich auf einen Mann einzulassen oder jemanden kennen zu lernen bei dem sie Küsse oder Berührungen genießen konnte, aber bei Riku war das anders. Nachdem sie endlich erkannt hatte, dass der Kampf gegen die Empfindungen erfolglos war, konnte sie sich wenigstens etwas fallen lassen. Sein Streicheln entlockte ihr ein leises Geräusch und im Gegenzug ließ sie ihre Hand langsam an seiner Wirbelsäule entlang wandern.
Auch Rikus Hände begaben sich, nun, da Lexy etwas lockerer zu werden schien, auf Wanderschaft über ihren Rücken und immer wieder über ihren nackten Oberarm und die Schulter. Er wollte diese Zärtlichkeit, die sich zwischen ihnen aufbaute, einfach nur genießen und als er sich nach einiger Zeit vorsichtig aus dem Kuss löste, blieb er mit seinem Blick an ihren geschlossenen Augenlidern hängen, die leicht flatterten und ihn dieser Anblick allein erneut dazu verleitete, sie zu küssen.
Als Riku sich von ihr entfernte war sie für einen Moment enttäuscht, bevor sie allerdings die Augen öffnen konnte, hatte er ihre Lippen wieder mit seinen verschlossen. Die Glücksgefühle, die er in ihr hervorrief waren mit keinerlei Worten zu beschreiben und wenn das nur ein Traum war, so wollte sie nie wieder aufwachen.
Völlig außer Atem, unterbrach sie nun den Kuss, entfernte sich ein paar Zentimeter von seinem Gesicht und schaute ihm direkt in die Augen die er in diesem Moment öffnete.
Von ihrem Blick gefangen, strahlte er sie glücklich an. „Lexy... ich...“ Riku schüttelte schnell den Kopf. Was auch immer er hätte sagen wollen, war wie ausgelöscht und er brauchte jetzt einen Moment Zeit, um sich wieder zu sammeln und die Gefühle, die ihn noch immer durchströmten soweit unter Kontrolle zu bringen, dass er wieder anfangen konnte, klar zu denken.
Ihre Finger streichelten zärtlich über seine Arme, denn auch sie war einfach nur überwältigt. Mutig und weil sie wissen wollte was er ihr hat sagen wollen blinzelte sie kurz, hörte auf auf ihrer Unterlippe zu kauen und sah ihn wieder an.
„Was wolltest du mir sagen?" flüsterte sie leise und ihre Stimme klang belegt.
Er lehnte seine Stirn an ihre und atmete kurz durch, bevor er die Augen schloss. „Danke, dass du da bist, Lexy! Ich hatte schon nicht mehr daran geglaubt, als du... als du abgelehnt hast mich noch einmal zu treffen in der nächsten Zeit...“ Die Worte verließen fast andächtig seine Lippen und es schwang eine Spur Angst darin mit. Angst, wie sie reagieren würde und auch Angst davor, dass alle Bemühungen am Ende trotzdem umsonst sein würden, weil sie sich nicht auf mehr einlassen wollte oder konnte, als das hier jetzt.
Tief in ihrem Inneren spürte Lexy, dass hinter diesen Worten noch mehr war als Riku jetzt sagen konnte oder wollte. Sie kannten sich noch nicht lange, doch war das was er ihr vermittelte ehrlich und er hatte es verdient, dass auch sie ehrlich war.
„Ja also... Das war... Der erste Eindruck von dir war zunächst positiv, bis du mehr getrunken hattest. Wobei ich im Laufe des Abends echt Spaß daran hatte mit dir so zu reden." Sie schwieg kurz und grinste ihn an. „Dein erneutes Auftauchen war total überraschend und ich war etwas überfordert. Ich habe einfach Angst verletzt zu werden verstehst du? Deswegen habe ich dich abblitzen lassen. Ich wollte es nicht wahr haben, aber du warst irgendwie trotzdem in meinen Gedanken und Anna hat das sofort erkannt." Lexy zupfte nervös an der Strickjacke und traute sich nicht Riku direkt anzugucken.
„Hm, also ist Anna so etwas, wie unser Engel, dass du jetzt doch hier bist?“ Er musste über diese Worte kurz schmunzeln und seufzte dann leise. „Auch wenn ich nicht wirklich weiß, wieso ihr überhaupt auf meiner Geburtstagsfeier wart... Du wusstest doch gar nicht... Moment... Samu... oder?“
Die junge Frau lachte kurz auf und erzählte Riku die Story von Samus Auftauchen bei ihr in der Bar und die Verschwörung die dann zwischen Anna und dem Sänger gegen sie beide folgte.
„Anna hat mich dann gezwungen dahin zu gehen. Wie auch zu dem Treffen von heute Nachmittag... Was ich dich noch fragen wollte... Wie ist das denn mit euch und Fans oder Groupies oder Frauen allgemein?" Es hatte sie einige Überwindung gekostet das zu fragen und sie fühlte bereits wie sich vor Verlegenheit ihre Wangen rot färbten.
„Na ja... die gibt es natürlich... davon leben wir...“ Der Gitarrist seufzte und fuhr sich durch die Haare. „Weißt du... es gibt mehrere Gruppen von Fans... Da sind die, die zu den Konzerten kommen, weil sie unsere Musik lieben und sie gern live hören, dann die, die Musik toll finden und irgendwie doch auf einen von uns stehen, aber zu jung sind, um die Wort Beziehung, Sex oder One-Night-Stand überhaupt ernst nehmen zu können und dann gibt es eben auch die älteren, also so 18 aufwärts, die dahin kommen und nicht nur die Musik, sondern auch einen von uns gut finden... Und schon mal so irre sind, dass sie uns versuchen bis auf die Hotelzimmer zu verfolgen...“
Er hielt einen Moment inne und überlegte, wie er am besten weiter sprach. „Aber... na ja... die meisten stehen halt auf Samu. Er ist unser Frontmann und immer präsent... Was aber nicht heißt, dass es solche Frauen nicht auch bei mir gäbe...“
Ein gequältes Seufzen verließ seine Lippen. „Es gab auch mal eine Zeit, wo ich das durchaus begrüßt habe. Genau wie die anderen auch. Aber mittlerweile... schon seit längerem... habe ich da einfach kein Interesse mehr dran.“ Er raufte sich erneut durch die Haare. „Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber... na ja... wenn ich Sex ohne Gefühle will, dann kann ich auch zu einer Prostituierten gehen... Das ist einfach nicht meins und wird es auch nie wieder sein... Klingt vielleicht bekloppt, aber... diese Frauen interessieren mich einfach nicht mehr. Und das schon seit einer geraumen Zeit... Ich will für eine Frau mehr sein, als Riku Rajamaa, Gitarrist von Sunrise Avenue. Ich will, dass eine Frau, auf die ich mich einlasse, und wäre es auch nur für einen One-Night-Stand, den echten Riku kennt. Den, der sich ungehobelt benimmt, wenn er getrunken hat, den, der vor Nervosität Cola verschüttet und eben auch den, der sich in seiner Musik verlieren kann...“
Die junge Frau griff nach seiner Hand, schaute nach unten und spielte mit seinen Fingern. Generell klang das alles so wie sie es sich gewünscht hatte, mit einer Ausnahme.
„Das klingt alles wirklich plausibel und glaubhaft und so, aber ... Um einer Frau das alles zu zeigen, brauchst du schon mehr als einen Abend, würde der einfache One-Night-Stand dann nicht eh schon ausscheiden? Also ich meine, wie viele One-Night-Stands bekommen denn eine Cola Dusche?"
„Keiner.“ Antwortete er ehrlich und lachte dann. „Ich sage ja, es gab da eine Zeit... da hatte auch in irgendwelche One-Night-Stands... Aber ich habe gemerkt, dass es mir nicht gut tut. Also lasse ich das...“ Er seufzte erneut und kicherte dann: „Samu sagt immer ‚Man hat ja schließlich 2 gesunde Hände‘!“
Sie war auf dem besten Weg sich total und rettungslos in ihn zu verlieben und inzwischen hielt sie das gar nicht mehr für eine schlechte Sache. Sie sah ihn an und lächelte.
„Danke für deine Ehrlichkeit." Dann griff sie nach seinem Shirt, zog ihn an sich und hauchte ihm einen Kuss auf seine Lippen. „Was hältst du davon, wenn wir uns etwas zu Essen organisieren?"
Er nickte langsam und lächelte dann. „Was hältst du davon, wenn wir einfach zusammen kochen?“

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