Kapitel 31

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„Du wirkst so nachdenklich, was ist los?“ fragte Riku seinen Kumpel und sah Osmo dabei fragend an, als Anna und Lexy auf die Toilette verschwunden waren.
„Ich mag Anna und hatte ein paar schöne Stunden mit ihr. Sie hat mir gestern echt viel über sich erzählt, aber eben nicht alles. Ich glaube sie ist nicht wirklich glücklich. Ich würde sie im Dezember auch gerne wieder sehen..." Der junge Musiker blickte auf Riku der einfach nur ausstrahlte wie verliebt er war. "Und was ist mit dir und Lexy?"
Riku grinste. „Ich bin einfach unglaublich verliebt und... ich glaube Lexy geht es ähnlich. Zumindest sind wir zusammen und... ich bin damit so glücklich!“ Er seufzte zufrieden und ging dann auf die Situation seines Freundes ein. „Aber warum fragst du dich, ob ihr euch wieder seht? Sie kommt doch her. Warum sollte sie das nicht wollen? Und vor Allem, warum sollte sie nicht glücklich sein? Schließlich scheint ihr ja ne tolle Nacht gehabt zu haben!“
Osmo grinste und klopfte seinen Kumpel auf die Schulter. „Dann ist Annas Plan bei euch ja voll aufgegangen. Hast sie also wirklich für dich begeistern können. Ich freu mich für euch! Anna hat gesagt sie will mich gerne wieder sehen und die Nacht war grandios. Ich meine auch nicht, dass sie etwas bereut. Ich glaube, es geht ihr in Köln nicht so gut."
„Der Plan war genial!“ Der Gitarrist nickte und lächelte selig. „Und wie sieht es bei dir aus? Ich meine... wäre zwischen dir und Anna mehr? Oder war es jetzt nur die eine Nacht und dass du dir eben jetzt etwas Gedanken um sie machst?“
Osmo hob abwehrend die Hände und schüttelte den Kopf. „Nein da ist nicht mehr. Wir haben vorher die Fronten geklärt und sind uns einig. Sie ist toll, aber wir wollen beide keine Beziehung. Und ich nach der Sache mit Veera schon gar nicht so schnell wieder." Dann zwinkerte er Riku zu und grinste. „Außerdem kann es kein normaler One-Night-Stand sein wenn mein guter Freund mit ihrer besten Freundin zusammen ist, oder? Wie hast du Lexy denn nun überzeugt?"
„Na, ein normaler vermutlich nicht... aber vielleicht doch einer?“ Riku zuckte mit den Schultern und berichtete dann, wie er Lexy zunächst All because of you vorgespielt und danach mit ihr im Arm gespielt hatte und eben auch wie die junge Frau reagiert hatte.
„Wow, da hast du dich ja enorm ins Zeug gelegt! Dich hat es schwer erwischt, was? Aber mich hätte es auch gewundert, wenn sie dann noch hätte ‚Nein‘ sagen können." Osmo lächelte. „Anna will das im Dezember wiederholen wenn wir beide dann noch ungebunden sind." erzählte er weiter und zuckte mit den Schultern.
„Oha. Und das ging von ihr aus und ist für dich okay? Also so ne richtige Affäre?“ Der Ältere zog die Augenbrauen hoch und musterte Osmo durchdringend.
„Die Idee kam von ihr und für mich ist es okay. Wenn du es Affäre nennen willst, dann ja." beantworte Osmo die Frage und ignorierte Rikus Reaktion. „Und ist zwischen euch schon was gelaufen?"
Riku grinste verlegen. „Wir haben uns geküsst. Aber mehr nicht. Und das wäre auch entschieden zu früh bei uns... wir können ja nicht alle so ein Tempo an den Tag legen, wie du und Anna!“
„Wir sind ja auch nicht zusammen sondern haben eine Affäre." lachte Osmo und betonte das letzte Wort besonders. „Du siehst echt glücklich aus. Und ich sage dir, Lexy sieht genauso verknallt aus wie du!"
„Das hoffe ich doch!“ Der Blick des Gitarristen ging in die Ferne und nahm etwas Träumerisches an, als er leise murmelte: „Das wäre einfach ein Traum, wenn ich mit ihr endlich die Frau fürs Leben gefunden hätte, nach all den Unwegsamkeit bisher!“
Osmo schaute seinen Freund an und schmunzelte. „Ich wünsche es dir, wirklich!"
In diesem Moment kamen die Mädels wieder zurück und die Stimmung schien sich immerhin etwas gebessert zu haben. „Ihr seid uns doch nicht böse, wenn wir gleich nach Hause fahren, um noch ein bisschen Mädelszeit zu haben, oder?" Lexy guckte fragend zwischen Osmo und Riku hin und her.
„Also für mich ist das okay. Darum ist Anna doch schließlich auch hier, oder?“ lachte Riku und sah die Rothaarige an, die noch immer leicht abwesend wirkte, allerdings nicht mehr so schlimm, wie zuvor. „Und wir haben ja ab jetzt viel Zeit, die wir miteinander verbringen können, da verkrafte ich das bisschen Mädelszeit auch!“ warf er noch in die Runde hinterher.
Osmo stimmte Riku zu und winkte nach der Rechnung. „Das Frühstück geht auf mich."
Lexy beugte sich zu Riku und gab ihm einen sanften Kuss. „Wenn du magst kannst du heute Abend noch vorbei kommen, wenn Anna weg ist."
„Gern!“ antwortete er lächelnd und zog sie noch einmal an sich, während Anna sich ihre Jacke bereits angezogen hatte und nun unschlüssig vor Osmo stand.
Der zog sie einfach in seine Arme und drückte sie an sich. "Ich freu mich schon auf Dezember. Ich überlege mir ein leckeres Essen für dich. Und wenn etwas ist, hast du meine Nummer okay?" Dann hob er ihren Kopf und berührte ihre Lippen mit seinen.
Etwas zögerlich erwiderte Anna diesen Kuss und reichte Osmo dann noch eine Karte. „Wahrscheinlich bin ich eher über Email zu erreichen... ich... werde wieder viel unterwegs sein, wenn ich wieder zu Hause bin und... viel lernen und so... Da ist mailen einfacher...“ murmelte sie und riss dann Lexy und Riku auseinander, als sie sich räusperte.
Lexy löste sich lächelnd von Riku. "Ich melde mich bei dir!" Dann umarmte sie auch Osmo und wartete an der Tür, bis Anna sich von Riku verabschiedet hatte.
Nachdem die Vier sich vor dem Cafe getrennt hatten, hakte Anna sich bei Lexy unter und ließ sich so von ihr durch die Straßen von Helsinki bis zu ihrer Wohnung leiten, ohne dass die Beiden dabei ein Wort wechselten.
Erst, als sie im Wohnzimmer der kleinen Wohnung standen, seufzte Anna leise und nuschelte: „Ich sollte vielleicht direkt packen, damit ich nachher nicht in Zeitnot komme...“
„Mach das. Ich setze mich einfach aufs Bett und du erzählst mir von den Abend mit Osmo. Und lass ja nichts aus!" Lexy war bereits auf dem Weg ins Schlafzimmer. „Bevor Riku nachher kommt sollte ich noch aufräumen." murmelte sie dabei mehr zu sich selbst.
„Solltest du!“ bestätigte Anna, während sie begann ihre Sachen zusammen zu suchen und in den großen Koffer zu packen und dabei dann von ihrer Nacht mit Osmo berichtete. Nach einer Weile schloss sie mit den Worten: „Es war einfach nur der Wahnsinn.“
„Ich glaube er hat dir echt gut getan." Alexandra saß mit leicht geröteten Wangen und einem breiten Grinsen auf dem Bett. „Willst da im Dezember weiter machen?"
Nachdenklich zuckte die Jüngere mit den Schultern. „Wenn er bis dahin keine Neue hat... denke ich schon.“
„Und da steckt nicht mehr dahinter? Ist das dann so was wie eine Sex-Freundschaft?" Lexy hatte das Kinn in ihre Hände gestützt und schaute ihre Freundin nachdenklich an.
„Wenn du es so nennen willst, ja. Aber mehr steckt da nicht hinter. Wir wollen beide keine Beziehung und die Regeln sind klar...“ erklärte Anna und trippelte nervös mit ihren Fingern auf ihrem gepackten Koffer herum.
„Wenn es euch Beide klar ist, ist das doch völlig in Ordnung." nickte Lexy und wurde plötzlich traurig, weil Anna in wenigen Stunden wieder weg sein würde.
„Ist es. Wir haben ja drüber gesprochen.“ seufzte die Jüngere und sah ihre beste Freundin an. „Und bevor du gleich anfängst zu weinen, wonach mir im Übrigen auch dir ganze Zeit schon ist, erzähl mir doch endlich mal, wie genau das jetzt mit dir und Riku abgelaufen ist!“
Sofort schlich sich ein verträumtes und verliebtes Lächeln auf ihr Gesicht und ihre Augen leuchteten. Lexy erzählte ab dem Moment, wo Anna das Weite gesucht hatte bis zu dem Aufwachen am Morgen. Selbst beim Erzählen hatte die junge Frau Herzklopfen. Natürlich beschrieb sie die Gitarrenszene ausführlich und wie Riku ab und zu auf sie reagiert hatte. „Er ist anders, als die anderen. Und er hat mich einfach so aus diesem Tief geholt."
„Das klingt wunderbar!“ murmelte Anna und sah zu Alexandra auf. „Vielleicht finde ich ja auch irgendwann so einen Mann. Aber bis dahin, werde ich versuchen mein Leben so zu leben, wie ich es will. Und wenn ich die nächsten Wochen wirklich nur noch lerne und mit Sunshine ausreite und all diese blöden gesellschaftlichen Termine, die Mama mir aufs Auge gedrückt hat, einfach schwänze...“
„Manchmal solltest du einfach das tun, was dir gefällt und was für dich richtig ist. Aber das sage ich dir ja nicht zum ersten Mal." Lexy warf einen Blick auf die Uhr und seufzte. „Süße wir müssen langsam los."
„Ich weiß...“ Anna ließ offen, auf was ihre Worte bezogen waren und stellte stattdessen ihren Koffer auf, dass sie ihn durch die Wohnung tollen konnte. Vor der Türe stockte sie und sah Lexy fragend an. „Vielleicht sollte ich mir lieber ein Taxi rufen und allein zum Flughafen fahren... dann... kannst du hier alles fertig machen für deinen Besuch und... wir haben den Abschied nicht am Flughafen...?!“ murmelte sie unsicher.
„Ach Quatsch. Ich werde jede Minute nutzen die ich mit dir noch haben kann!" Lexy schüttelte energisch mit dem Kopf. „Aber ein Taxi rufen wir uns trotzdem, habe keine Lust auf Öffis." Sie schnappte sich ihr Handy und telefonierte kurz. Dann schaute sie auf das Display und grinste ein wenig dümmlich.
„Hat er geschrieben?“ erriet Anna sofort, warum Lexy so grinste und lächelte dann ebenfalls. „Er tut dir auch verdammt gut!“
„Ja hat er! Er freut sich auf mich und wünscht dir noch gutes heimkommen. Ja, irgendwie geht es mir gerade wirklich einfach nur gut." Das Taxi hupte unten und beendete somit das Gespräch.
Die Fahrt über schwiegen die jungen Frauen und beide hingen ihren eigenen Gedanken nach. So verging die Zeit bis zum Flughafen viel zu schnell.
„In zwanzig Minuten öffnet erst der Check-in...“ seufzte Anna und schob ihren Koffer neben sich her in die große Eingangshalle. „Im Grunde sind wir gerade doch viel zu früh...“
„Dann lass uns noch kurz einen Kaffee trinken." schlug Lexy vor und beobachtete Anna für einen Moment. „Kannst du nicht wenigstens ein bisschen positive Energie aus diesem Wochenende ziehen und ein bisschen Lächeln?"
„Doch... schon... aber... gerade jetzt... beim Abschied... du weißt, dass ich lange Abschiede hasse und... es noch mehr hasse allein zu sein, wenn ich wieder zu Hause bin...“ Anna versuchte sich zumindest an einem ehrlichen Lächeln, das ihr auch recht gut gelang, als sie an die vergangene Nacht dachte. Aber dennoch war in ihrem Inneren noch dieses Unbehagen und vor Allem aber auch die Unsicherheit, wie es für sie, nach diesem Wochenende, nun weiter gehen würde in ihrem Leben.
„Die fünf Wochen vergehen viel schneller, als du denkst!" Lexy zog ihre Freundin in eine liebevolle Umarmung und strich ihr durch die Haare. „Ich bin immer für dich da, das weißt du doch!"
„Ich weiß und... ich bin dir unglaublich dankbar, dass du all die Jahre schon mit mir ausgehalten hast!“ Anna lachte auf und stupste die Ältere vor die Schulter. „Und wer weiß, vielleicht schmeiße ich wirklich irgendwann die Brocken hin und ziehe einfach auch nach Finnland!“
„Du bist also jetzt schon der Meinung ich bleibe hier wegen Riku oder?" Lexy schüttelte den Kopf und fühlte einen Stich, als es Zeit für Anna wurde.
„Nein, weil ich merke, dass du dieses Land jetzt schon liebst!“ Anna lachte und drückte die Freundin fest an sich. „Riku ist da nur ein kleiner, aber bedeutender Nebeneffekt!“
„Halt die Ohren steif meine Kleine. Du schaffst das. Bald bist du wieder hier und bis dahin skypen wir einfach weiter fleißig. Melde dich wenn du angekommen bist, ja?" Alexandra spürte die Tränen die sich in ihren Augen sammelten und schniefte leise.
„Mach ich!“ auch Anna schniefte und wischte sich unwirsch die aufkommenden Tränen weg. „Und in fünf Wochen erwarte ich hier mein Empfangskomitee!“ versuchte sie sich noch einmal an einem Scherz, bevor sie Lexy noch einmal umarmte und dann durch das Gate verschwand, um wenig später in den Flieger zurück in die Heimat zu steigen.

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