Kapitel 10

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Die beiden Freundinnen waren gerade in der Bar angekommen und Anna hatte es sich auf einen der Barhocker bequem gemacht.
„Eigentlich habe ich jetzt gar keine Lust zu arbeiten." Lexy seufzte auf weil ihr die Füße weh taten. Anna hatte sie die ganze Zeit durch Helsinki gescheucht und war total aufgedreht gewesen.
„Musst du aber!“ grinste sie amüsiert und musterte ihren neuen Armreif. „Du bist es einfach nicht mehr gewohnt so lange Shoppingtouren mit deiner besten Freundin zu machen! Du bist nämlich schon viel zu lange weg!“ lachte sie dann, als Lexy leicht mit den Augen rollte.
Auch Lexy fiel in das Lachen ihrer Freundin ein und stellte ihr dann ein neues Getränk hin.
„Das stimmt wohl. Das hat mir echt gefehlt, aber heute Abend bin ich sicher tot."
Die nächste Zeit musste sie sich um andere Gäste kümmern und beobachtete amüsiert wie Anna von einem Kerl angeflirtet wurde. Diese jedoch zog nur die Augenbrauen hoch, als der Typ sie auch noch ansprach und brüllte quer durch die ganze Bar:
„Lexy, was heißt ‚Ich spreche kein Finnisch auf Finnisch?‘“ Bei dem Blick, den der Kerl ihr daraufhin zuwarf, musste auch Anna wieder herzhaft lachen.
‚Was ein Trottel‘ dachte sie bei sich und schnappte sich ihr Glas, um sich an die Theke zu setzen und damit näher bei ihrer besten Freundin und weiter weg von diesem Vogel und seinen Anhängseln zu sein. Die junge Kellnerin musste grinsen, das war so typisch Anna.
„Die meisten sprechen hier auch Englisch und wenn nicht dann hat er eben Pech gehabt. Außerdem war der eh nicht dein Typ, also ist es auch nicht so schlimm." bemerkte sie noch und kümmerte sich wieder um die Getränkewünsche von ihren Kunden.
„Was meinst du, warum ich das durch die Gegend gebrüllt hab!“ Anna zwinkerte Lexy zu, bevor sie einen blonden Typen entdeckte, der gerade zu Türe herein kam. „Also DER könnte mir schon eher gefallen!“
Ihre Freundin folgte Annas Blick und nickte. „Ja der ist schon eher dein Typ. Sieht nicht schlecht aus, aber ich steh nicht so auf blond." meinte sie und beobachtete ihn wie er direkt auf sie zukam. Als er sich auch noch direkt neben Anna setzte und ein Bier bestellte, kam Anna nicht umhin diesen Kerl näher zu betrachten. Er sah wirklich nicht schlecht aus. Auch aus der Nähe nicht. Aber irgendetwas hatte dieser Kerl an sich, was die junge Frau störte. Vielleicht waren es diese Augen, die sie irgendwie an Steffen erinnerten. Oder aber es war die Tatsache, dass er ihr optisch ansonsten wirklich gut gefiel, obwohl sie sich geschworen hatte, sich in nächster Zeit auf keinen Mann mehr einzulassen. Doch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, brummte es neben ihr:
„Schöne Bar hier!“ von dem Fremden, der nun seinerseits Anna musterte, bevor er Lexy wieder forsch anblickte.
Da Lexy bereits die Fragezeichen sah, die in Annas Augen standen übersetzte sie den einen Satz schnell für ihre Freundin. Der Blick den er ihr zuwarf war kein normales abchecken und sie hatte ein seltsames Gefühl dabei. Inzwischen war das Bier fertig gezapft und sie stellte es vor ihm auf die Theke.
„Ihr seid Deutsche?“ fragte er irritiert auf Englisch nach und sein Blick wanderte erneut zwischen Anna, die nervös auf ihrem Barhocker hin und her rutschte und Lexy hin und her.
„Ja sind wir. Warum überrascht dich das so?" Die junge Kellnerin fand diesen blonden Kerl ab diesen Moment wirklich sympathisch und lächelte ihn an.
Er grinste breit. „Och, nur so. Man hat mir nur berichtet du hättest einen niedlichen Akzent.“ lachte er auf und sah dann Anna an. „Und von einer hübschen Freundin habe ich auch nichts gehört!“
Dass genau diese hübsche Freundin ein hörbares Schnauben ausstieß, ignorierte er geflissentlich. Nun war es an Lexy ihn irritiert anzugucken.
„Wer hat dir von meinem Akzent erzählt?" Das niedlich ließ sie absichtlich weg.
„Ach... nur so ein Kerl... Riku heißt er!“ Ihrem überraschten Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war sie wirklich verblüfft, dass jemand über sie zu reden schien. „Er war wohl hier vor ein paar Tagen und da hat er dann von dir erzählt.“
Dass Annas Gesicht sich zu einem immer breiteren Grinsen verwandelt hatte, brachte ihn dazu sich ihr zuzuwenden:
„Sieht ganz so aus, als wäre dir auch von Riku erzählt worden?“ Seine Frage klang mehr wie eine Feststellung und so musste Anna nur amüsiert nicken, bevor Lexy protestieren konnte.
„Anna!" Lexy blickte ihre Freundin eindringlich an und ärgerte sich ein wenig über ihre Reaktion auf seinen Namen. „Ja der war vor ein paar Tagen hier. Ist das ein Freund von dir?" Als sie dann in die Augen ihrer Freundin blicke, ahnte sie schon das schlimmste und wurde nicht enttäuscht.
„Er war sogar zwei Mal hier. Und hat mächtig Eindruck hinterlassen mit seiner erst unmöglichen und dann durchaus netten und charmanten Art!“ mischte Anna sich prompt ein und streckte dem Fremden die Hand hin. „Ich bin übrigens Anna, Haus- und Hofdame von Alexandra hier. Oder einfach auch nur die beste Freundin!“
Samu nickte zufrieden und reichte ihr die Hand. „Mein Name ist Samu und ich bin durchaus erfreut euch Beide kennen zu lernen."
Er grinste die Rothaarige an, bevor seine Aufmerksamkeit wieder von Lexy angezogen wurde die sich jetzt am liebsten verstecken würde.
„Anna wieso tust du das?" fragte sie entsetzt und schaute zwischen Samu und ihrer Freundin hin und her.
„Na, weil ich finde, dass du genug gejammert hat. Und jetzt wäre die Chance etwas zu tun und du willst wieder weglaufen! Da muss Tante Anna doch eingreifen!“ Anna hatte extra die Sprache gewechselt und auf Deutsch gesprochen in der Hoffnung, Samu würde sie nicht verstehen. „Außerdem finde ich ja, dass Samu hier“ sie klopfte ihm auf die Schulter „mich jetzt auf einen Cocktail einladen könnte, weil wir Zwei uns jetzt gegen dich und Riku verschwören werden!“
Die junge Kellnerin fühlte wie alle Farbe aus ihrem Gesicht wich. Da sich die Bar aber in diesem Moment füllte und einige Leute an die Theke schwärmten, konnte sie den Beiden nur einen bösen Blick zuwerfen bevor sie sich auf ihre Arbeit konzentrieren musste.
Samu bestellte bei Lexys Kollegin den gewünschten Cocktail und wandte sich nun komplett Anna zu.
„Dann mal raus mit der Sprache. Soweit ich weiß hat Riku von Alexandra eine Abfuhr bekommen?!" Anna nickte noch immer grinsend. „Und auch wenn sie behauptet, es wäre richtig so... ich weiß, dass sie sich dafür in den Hintern beißen könnte!“ flüsterte sie ihm zu, so dass Lexy von ihrem Standort aus nur sehen konnte, dass sie diesem Kerl vor ihr, etwas vertrauliches zu sagen schien. Dem Finnen fing das Gespräch an zu gefallen und er freute sich für seinen Freund.
„Also bist du der Meinung, deine Freundin hat ein gewisses Interesse an meinem Kumpel?"
Die junge Frau wog leicht den Kopf hin und her. „Ich denke ja, aber sie weiß es selbst noch nicht. Oder viel mehr, will sie es nicht wahrhaben, obwohl sie weiß, dass ich recht habe!“ Ihre Augen blitzen amüsiert auf. „Außerdem wäre es viel interessanter zu wissen, was dein Kumpel darüber denkt. Wobei ich mir das eigentlich schon denken kann... Sonst würdest du nicht hier sitzen und versuchen für ihn die Kohlen aus dem Feuer zu holen!“
„Wenn er wüsste, dass ich hier bin würde er mich erschlagen." gab der Sänger zu und fuhr sich durch die blonden Haare. „Aber er hat selbst zugegeben, dass er Alexandra nicht vergessen kann. Und nach dieser Abfuhr würde er lieber eine seiner geliebten Gitarren verschenken als es nochmal zu versuchen und aus diesem Grund bin ich hier."
„Männer!“ rutschte es Anna heraus, bevor sie sich bewusst wurde, dass sie mit eben einem solchen redete und prompt rot wurde. „Also... ja... du verstehst bestimmt, was ich meine!“ Sie lächelte verlegen und ging dann wieder auf Alexandra und diesen Riku ein. „Aber da du ja jetzt hier bist... gegen seinen Willen... wie sollen wir denn bitte die zwei Sturköpfe dazu bewegen, dass sie sich vielleicht doch einmal, zumindest etwas, annähern, damit sie sich wenigstens mal kennen lernen können?“
Als Samu sich auf den Weg hierher gemacht hatte, wusste er nicht genau was ihm eigentlich erwarten würde und was er Alexandra sagen sollte. Wie sich das Ganze hier entwickelte war natürlich großartig und ihm kam spontan eine Idee.
„Ich habe da einen Plan. Riku hat am Sonntag Geburtstag und wir feiern Samstag Abend in einer irischen Bar mit Namen Molly Malones in selbigen rein. Wir wollten zwar einen Männerabend machen, aber ich glaube in diesem besonderen Fall machen wir da eine Ausnahme. Was hältst du davon wenn ihr zwei einfach mit dazu kommt, ich lade euch hiermit ein?"
„Dann nehme ich die Einladung hiermit auch liebend gern an. Auch wenn ich befürchte, dass ich dann morgen ohne Kopf erscheinen werde, weil Lexy ihn mir heute Nacht noch abreißt, wenn ich ihr davon etwas sage!“ Sie lachte auf und schnappte sich einen Stift und einen Bierdeckel, auf den sie etwas kritzelte. „Das hier ist meine Handynummer. Wenn irgendwas ist... darfst du mich gern kontaktieren! Zumindest, wenn es um das Liebesglück meiner besten Freundin gehen könnte!“ Samu nahm sich den Stift und schrieb die Adresse der Bar und seine Nummer auf die andere Hälfte.
„Damit ihr morgen auch ankommt." Dann reichte er der jungen Frau die Hand und verabschiedete sich.
„Es war mir eine Freude mit dir das Liebesglück unserer Freunde in die Hand zu nehmen. Viel Spaß noch und wir sehen uns morgen." Damit stand er auf, bestellte für Anna noch einen Cocktail und bezahlte.
Beim raus gehen rief er Lexy noch ein fröhliches „Bis morgen"! zu und war schon verschwunden.
Noch besser gelaunt, als eh schon, schlenderte Anna zurück zu ihrer Freundin, deren Blick Bände sprach.
„Jetzt guck nicht so, Süße! Wenn du es nicht selbst in die Hand nimmst, muss ich das eben für dich machen!“ Sie stellte ihren Cocktail ab, den Samu ihr noch spendiert hatte und funkelte Lexy an: „Ach ja, du hast morgen ein Date. Und du feierst mit ihm in seinen Geburtstag rein!“
„ICH HAB WAS? Anna was hast du oder besser gesagt was habt ihr gemacht?" Lexy funkelte ihre Freundin an und stemmte die Hände in die Hüften. „Wieso steckt ihr euch da rein? Ich habe doch gesagt ich will das nicht und überhaupt was soll das Ganze?" die letzten Worte hatte sie mehr gejammert und ihr Blick war nun eher ängstlich und gequält.
„Du hast ein Date mit diesem Riku!“ Anna nickte bestätigend und überging die Bedenken Lexys dabei. „Und jetzt zetere hier nicht so rum. Du willst es eigentlich auch und hast nur Schiss, dass er ein Arsch ist. Aber ich sag dir was, Samu hat uns beide eingeladen! Und wenn sich dieser Riku wieder benimmt, wie der letzte Vollhorst, was er aber bestimmt nicht wird, weil Samu mir gerade erklärt hat, dass er dich durchaus sehr gern wieder sehen würde und dich mag, könnten wir immer noch gehen!“  Die Jüngere stand kampflustig auf. „Oder willst du mir jetzt weismachen, dass du das auch allein hin bekommen würdest. Ohne zu wissen, wann er wo wieder auftauchen würde und ohne“ sie wedelte mit dem Bierdeckel „die Telefonnummer seines besten Freundes zu haben?“
Die junge Frau seufzte und wischte sich über die Stirn. Ihr Herz klopfte wie wild und sie spürte jetzt bereits die Aufregung und Angst.
„Du lässt mir doch eh keine andere Wahl stimmt‘s? Und ich nehme an, Riku weiß davon auch nichts, oder?"
In diesem Moment trat eine Kollegin an ihre Seite und stupste sie an.
„Deine Ablösung ist da, Liebes. Wie ich sehe ist es heute ganz nett hier, also ab nach Hause."
Lexy schnappte sich ihre Sachen und wartete an der Tür auf Anna um das Gespräch wieder aufzunehmen.
„Du bist sein Geburtstagsgeschenk. Wäre ja doof, wenn er davon wüsste!“ Anna streckte Lexy die Zunge raus und hakte sich bei ihr unter. „Und jetzt schieb mal diese schreckliche Panik zur Seite. Ich bin bei dir, dir kann gar nichts passieren und eine Wahl hast du eh nicht mehr! Das habe ich jetzt für dich beschlossen.“ 

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