Etwas kaputt, schlecht gelaunt und angespannt wartete Samu vor dem Eingang von EMI auf Anna, die ihn abholen wollte. Er hatte die Nacht nicht gut geschlafen und das Gespräch eben war auch nicht zu seiner vollsten Zufriedenheit verlaufen.
„Samu!" Wie ein kleiner Wirbelwind flog Sekunden später Anna in seine Arme und begrüßte ihn überschwänglich, hatte sie ihm seine Laune doch schon von weitem angesehen und wollte ihn nun bestmöglich ablenken.
„Wow, du bist aber stürmisch!" begrüßte der Sänger die junge Frau und zog sie für eine kurze Umarmung in seine Arme. „Danke übrigens nochmal, dass du so kurzfristig Zeit für mich hast. Hätte dich fast nicht gefragt..."
„Dann wäre ich aber beleidigt gewesen, wenn ich erfahren hätte, dass du hier warst und dich nicht gemeldet hättest!" Sie pikste ihm frech in den Bauch und hakte sich dann bei ihm unter. „So. Und jetzt verrat mir, was du gern tun würdest. Köln ist groß und wir haben noch viel Zeit!"
Samu gucke auf sein Handy, um die Uhrzeit zu erfahren. „In 4 Stunden muss ich beim Flughafen sein. Ich dachte, ich begebe mich da ganz in deine Hände und du führst mich ein bisschen rum." Samu lächelte Anna erwartungsvoll an.
„Okay... 4 Stunden... Wie sieht es mit was Essen aus? Einplanen, oder nicht?" Sie lachte und zog den Musiker schon mit sich zum Parkplatz, auf dem sie ihren Wagen abgestellt hatte.
„Natürlich mit einplanen! Vielleicht sogar recht bald, habe das letzte Mal heute Morgen etwas gegessen."
Samu blieb vor ihrem Auto stehen und betrachtete es kurz bevor er einstieg. „Die Farbe passt zu dir." meinte er während er sein Handy rausholte um Anna in einem Status zu markieren.
„Danke, ich liebe meinen kleinen Flitzer!" kicherte sie und starte den Motor. „Warst du schon mal auf dem Deutz Tower? Die Aussicht da ist wundervoll. Gerade bei so klarem Wetter, wie heute. Da kannst du über die ganze Stadt und sogar bis ins Bergische Land gucken und... fotografieren!" Anna spielte darauf an, dass ihr in den letzten Tagen nicht entgangen war, wie viele Fotos Samu ständig auf Facebook und Instagram postete.
„Nein da war ich noch nicht, glaube ich." überlegte Samu und grinste sie an. „Willst du damit etwa andeuten ich poste zu viele Fotos?"
„Zumindest postest du einige!" Sie lachte auf und steuerte in Richtung eines kleinen Parkplatzes. „Möchtest du erst etwas essen? Dann könnten wir hier ins Vapiano gehen." fragte sie ihren Begleiter und stieg bereits aus.
„Gute Idee. Eins meiner Lieblingsrestaurants!" Samu stieg ebenfalls aus und folgte Anna ins Vapiano. Sie zeigte auf einen Tisch direkt vorne, Samu steuerte aber einen Tisch in einer der hinteren Ecken an. Irritiert folgte sie ihm und setzte sich. „Weißt du schon, was du haben magst, dann hole ich das eben für uns Zwei!" Sie grinste und deutete auf sein Handy, als dieses laut piepste.
Samu nannte ihr seine Bestellung und fischte sein Handy aus der Tasche. Ohne richtig hinzugucken öffnete er die SMS und traute seinen Augen nicht. Gedankenverloren starrte er immer noch auf sein Handy als Anna zurückkam.
„Ist etwas passiert?" fragte diese alarmiert nach, als sie seinen Blick sah und schob das Tablett mit ihrer beider Nudeln auf den Tisch.
Samu schüttelte langsam den Kopf. „Nein, nichts passiert. Nur eine SMS von Milla. Sie denkt du bist meine Neue und ich soll dir eine andere Katze kaufen und ihr endlich Kisu geben..."
„Bitte was?" Aus Annas Gesicht wich kurz sämtliche Farbe. „Was ist das nur für eine..." Sie schluckte den Rest des Satzes herunter und legte Samu ihre Hand auf den Arm. „Lass dich von ihr nicht fertig machen... das... hat sie schon lang genug getan!" wisperte sie ihm zu und drückte seinen Arm sanft. „Eigentlich wollte ich das nicht, aber ich glaube ich sollte sie bei Facebook noch einschränken oder gleich ganz löschen." seufzend nahm er seine Gabel und stocherte in den Nudeln.
„Das solltest du... Du musst einen endgültigen Schlussstrich ziehen, Samu. Sonst geht es immer so weiter. Ich weiß, wovon ich rede..." Sie seufzte leise und deutete auf seine Nudeln. „Und am besten fängst du damit an, indem du endlich mal wieder was vernünftiges ist und nicht nur diese komischen Gemüseplatten, die du bei Instagram gepostet hast!"
„Kam nach der Trennung von Steffen denn noch etwas von ihm?" fragt er leise und schob sich endlich die ersten Nudeln in den Mund.
„Ja, jede Menge. In erster Linie Beschimpfungen... Aber ich hab mich selbst dazu gezwungen, alles, was von ihm kam, ungelesen zu löschen nach einiger Zeit. Und nach einigen Wochen war dann Ruhe. Und mir ging es damit besser." Sie legte den Kopf schief und tippte an seine Stirn. „Nicht die Stirn kräuseln, das gibt Falten!"
Samu glättete seine Stirn und fuhr sich durch die Haare. „Ich hatte schon die Befürchtung, dass Milla keine Ruhe gibt. Aber das... Es zeigt mir auf alle Fälle wie ihre Gefühle für mich waren. Anna, wir waren zwei Jahre zusammen..."
„Hmmm..." murmelte die junge Frau leise und sah Samu ernst an. „Und in den zwei Jahren bist du um viele Jahre gealtert... Ich habe Bilder gesehen und... du sahst auf denen der letzten Jahre nie wirklich glücklich aus... du... hattest kein Feuer mehr in den Augen..." wisperte sie leise und hoffte ihm damit nicht zu nahe zu treten.
Sein Blick ruhte auf ihr und es lag eine Traurigkeit in ihm. „Meine Freunde haben immer auf mich eingeredet, aber ich war blind vor Liebe. Die zwei Jahre haben mir nicht wirklich gut getan und das sieht man mir jetzt an, oder?"
Sie nickte langsam und beschloss sich dann neben ihn zu setzen und schob ihr Essen zu ihm rüber. „Weißt du... du solltest dich jetzt auf das konzentrieren, was dir gut tut... Dich entspannen und... dein Leben genießen..." flüsterte die junge Frau, als sie sich neben ihn setzte und ihn anlächelte. „Trübsal blasen macht dich nur krank..."
„Da hast du wohl recht. Ich werde mich jetzt erst mal auf die kommende Tour und unsere Musik konzentrieren." Er legte seine Hand auf ihre und drückte sie kurz. „Das wird schon wieder..."
„Natürlich wird das wieder! Du hast tolle Freunde, die dir da durch helfen!" Sie lächelte kurz und nickte dann zu seinen Nudeln. „Und jetzt iss was, sonst fällst du wirklich noch vom Fleisch!"
Er griff wieder nach seiner Gabel und fing an zu essen. „Ja ich habe tolle Freunde. Und du gehörst auch dazu!" Samu schielte kurz zu ihr rüber und lächelte. „An mir ist genug dran!" lachte er und zeigte auf seinen Bauch.
Kurzerhand pikste Anna ihn dort hinein. „Das sind doch alles nur Muskeln..." lachte sie. „Außerdem... musst du da auch etwas zu dir nehmen, um die zu erhalten. Sonst werden sie schwabbelig!" Sie streckte ihm die Zunge heraus und aß dann ebenfalls weiter.
„Ich sollte mir mehr Freunde wie dich anschaffen." lachte er und spannte seinen Bauch an. „Ich bin froh dass es so gekommen ist, also mit Lexy und dir."
„Tja... uns findet man aber nur selten!" Anna grinste ihn an. „Wir sind nämlich ein ganz besonderes Duo!"
„Das habe ich auch schon festgestellt und ich glaube Riku wusste es von Anfang an." Samu hatte inzwischen aufgegessen und legte seine Gabel an die Seite.
„Ja, scheinbar wusste er das im ersten Moment, wo er Lexy gesehen hat!" Anna kicherte und steckte sich die letzte Gabel ihres Essens in den Mund und lehnte sich genüsslich zurück, während sie kaute.
„Ich habe Riku schon Jahre nicht so glücklich gesehen..." murmelte er nun und blickte nach unten. „Hey... Samu... sieh mich an..." forderte Anna ihn auf, als sie merkte, dass er schon wieder kurz davor war sich hängen zu lassen.
Er hob den Blick und schaute sie an. „Ich gönne es Riku wirklich und ich hoffe echt, sie ist die Eine für ihn. Aber... Selbst als Milla und ich gerade in dieser Anfangsphase waren, war es nicht so wie bei den beiden..."
„Dann war sie vielleicht von Anfang an nicht die Richtige..." seufzte die junge Frau und strich Samu sanft über die Wange. „Aber du wirst sie finden. Da bin ich mir ganz sicher. Du bist ein toller Kerl, aber du setzt dich selbst viel zu sehr unter Druck mit allem, was du tust. Auch damit!" Nachdenklich nahm sie seine Hand und zog ihn vom Stuhl. „Und jetzt versuchen wir dich auf andere Gedanken zu bringen und unternehmen noch etwas!"
Er ließ sich von ihr hoch ziehen. „Darf ich für uns bezahlen?"
„Wenn du das gern möchtest, lasse ich mich natürlich gern von dir einladen!" Sie hakte sich wieder bei ihm unter und gemeinsam verließen sie nach dem Bezahlen das Restaurant und machten sich die wenigen Meter auf den Weg zum Deutz Tower, wo sie mit dem Fahrstuhl zur Plattform hochfuhren. „So... mach dich auf einen tollen Ausblick gespannt!" lachte Anna und öffnete die letzte Tür, durch die sie Beide heraus traten und sie sehen konnte, wie Samus Gesicht sich sofort wieder aufhellte.
Samu trat durch die Tür und war überwältig. Langsam trat er an den Rand, schaute sich um und nahm sein Handy aus der Tasche um Fotos zu machen. Dabei knipste er auch Anna ein paar Mal mit und zog sie dann an sich um ein paar Bilder mit ihr zusammen zu machen.
„Guck mal, der Bahnhof sieht aus, wie ein Spielzeugbahnhof!" Sie deutete auf den Deutzer Bahnhof herunter und ließ sich dann für ein erneutes Foto an ihn ziehen.
„Na, du knipst aber auch alles!" Er folgte ihrem Finger und hielt sein Handy hoch. „Nicht alles. Nur die schönsten Motive." erwiderte er und grinste sie an.
„Darf ich mich dann geschmeichelt fühlen, dass du mich fotografierst?" Anna lachte auf und tänzelte über die Plattform um Samu herum.
„Oh ja das darfst du!" bestätigte und er und nahm sein Handy nun um ein gemeinsames Bild bei Facebook mit dem Titel „Grüße aus Köln" zu posten.
„Ich hoffe deine Fans sehen das nicht... wer weiß, was die denken!" Sie schüttelte den Kopf, als sie auf sein Handy linste und sah, dass er das Bild bei Facebook hoch lud.
Wie auf Stichwort wurde Samu von zwei Mädchen belagert die ihn wohl erkannt hatten. Geduldig redete er mit ihnen, machte Fotos, gab Autogramme und wendete sich wieder Anna zu. „Ich bin schon seit einer ganzen Weile nicht mehr mit Fans befreundet. Das war ich anfangs mal, es gab nur leider viel Stress und Rumgezicke, deswegen haben ich alle kicken müssen."
Anna rümpfte die Nase. „Der übliche Fanwahnsinn, was? Ich hoffe nur, dass diese Mädels, die dich da gerade angesprochen haben, jetzt nicht überall Gerüchte verbreiten!"
Der Sänger zuckte mit den Schultern. „Die Trennung von Milla ist sicher noch nicht verbreitet worden. Es gibt immer Gerüchte und langsam ist mir das egal. Wenn sie etwas denken wollen, dann denken sie das auch und reden drüber. Das ist nun mal so."
„Na, dann hoffe ich mal, dass meine Mutter das Gerücht nicht zu Ohren bekommt. Sonst steht mir wieder ein Streit ins Haus." Sie seufzte leise und drehte sich kurz von Samu weg, um sich selbst wieder zu sammeln.
Er merkte wie ihre Stimmung sich verändert hatte, trat auf sie zu und legte die Hände auf ihre Schultern. „Was ist mit deiner Mutter?"
„Ach, kurz gesagt, ich verhalte mich nicht richtig, sollte eigentlich schon verheiratet sein und am besten schon schwanger oder sogar schon ein Kind haben. Das gehört sich so in unserer Gesellschaft und unseren Kreisen..." Sie hatte den Tonfall ihrer Mutter angenommen und schüttelte sich danach heftig. „Sie macht Lexy dafür verantwortlich, dass ich so ‚missraten' bin und mich den Gepflogenheiten ihrer Gesellschaftsvorstellungen nicht anpasse." seufzte die junge Frau traurig weiter und suchte nun doch wieder Samus Nähe.
„Was meinst du denn mit eurer Gesellschaft?" Samu war leicht irritiert und zog eine Augenbraue hoch. Als Anna sich an ihn kuschelte, legte er die Arme um sie und strich ihr durch die Haare. „Meine Mutter würde jetzt sagen: ‚Kind, wir gehören zu den oberen 10.000 und so müssen wir uns auch verhalten' Aber... ich würde sagen, sie will in ihrem Country Club und im Golfclub nur glänzen, weil wir auch nur mit Wasser kochen..." nuschelte sie leise.
„Und du willst dich nicht so verhalten, oder? War das schon immer so, oder hast du dich auch mal so benommen, wie deine Mutter es für richtig gehalten hat?" Er zog Anna ein paar Meter weiter weg wo sie etwas ungestörter stehen konnten.
„Bis ich 16 war, habe ich mich so verhalten, wie sie es verlangt hat... Bis ich Lexy kennen gelernt habe... Ich habe damals alles hingeschmissen, was ich gemacht habe... außer dem Reiten. Ballett, Klavier, Geige, Turnen und all der Scheiß, wo sie mich hin geschlappt hat..." riss Anna nur kurz an, wann ihr Verhältnis zu ihrer Mutter gebrochen war.
„Das war bestimmt beides hart für dich. Also erst mal der ganzen Stress und dann den Mut zu haben, dich davon zu lösen. Und wegen Lexy bist du jetzt hier und versuchst dein eigenes Leben zu leben?" Samu kannte solche Geschichten bisher nur aus Filmen und war erstaunt wie real das doch sein konnte.
Anna nickte. „Sie hat die Rebellin in mir geweckt!" Sie ballte die Faust und zeigte sie Samu. „Und trotzdem wirft es mich jedes Mal aus der Bahn, wenn meine Mutter wieder damit anfängt. Beim letzten Mal ging es wieder einmal darum, dass ich Steffen verlassen habe. Ihrer Meinung nach, hätte ich das alles abhaken und vergessen und trotzdem vor den Altar treten sollen. Schließlich hat die Trennung dann doch für sehr viel Aufruhe gesorgt..."
Samu fuhr sich durch die Haare und schüttelte den Kopf. „Das wirst du auch nicht ändern können, sie ist schließlich deine Mutter. Ich kann es nicht fassen... Diese Meinung deiner Mutter ist ... ist... nicht okay... Oh Anna das tut mir leid. Also... Auch wenn wir uns noch nicht so lange kennen, bin ich gerne für dich da. Und lass dir gesagt sein, du bist genau richtig wie du bist!"
„Danke, Samu. Danke für Alles!" Erneut strich sie ihm über die Wange und schaute dann entsetzt auf die Uhr. „Oh verdammt! Dein Flieger! Wir... sollten gleich dringend los zum Flughafen!"
Auch Samu blickte auf sein Handy und riss die Augen auf. „Oh ja, wie schnell die Zeit doch vergangen ist... Dann lass uns mal schnell los!" Samu schnappte sich Annas Hand und zog sie mit sich zu ihrem Auto.
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I'm gonna win this little game
FanficAlexandra studiert Sprachen und hat als Abschlussjahr Finnland, genauer gesagt Helsinki gewählt. Um die laufenden Kosten zu bezahlen arbeitet sie Abends in einer Bar. Sie hat da schon vieles gesehen, aber dass sich ein Kerl so sehr daneben benimmt k...