Kapitel 57

87 8 0
                                    

„Ich habe darüber nachgedacht, wie ich dich frage... Was hast du Weihnachten geplant?" platzte es nun aus Riku heraus und er grinste verlegen dabei und überging damit direkt die Frage nach Samu. „Oh, da habe ich mir noch keine großen Gedanken gemacht, muss ich ehrlich sagen. Anna ist ja da. Willst du auf etwas Bestimmtes hinaus?" Lexy stellte den Sitz und die Spiegel ein, startete den Motor und fuhr aus dem Waldweg auf die Straße.
„Ich würde... dich gern... zu meiner Familie mitnehmen..." murmelte Riku leise und fragte sich im gleichen Moment, ob das so eine gute Idee war, dies so früh schon anzusprechen.
Bei diesem Wunsch kribbelte es in Lexys Bauch und sie musste unwillkürlich lächeln. „Wenn du das möchtest komme ich gerne mit. Bist du alle Tage da? Muss das mit Anna besprechen weil ich sie nicht alleine lassen will..."
„Eigentlich an Heiligabend und am ersten Feiertag. Am zweiten nur bis Mittag und dann feiern wir am Abend mit der Band und allen, die dazu gehören." erklärte Riku ihr und seufzte. „Anna könnte ja auch mitkommen, wenn sie möchte. Meine Eltern werden da bestimmt nichts gegen haben. Und meine Schwester sowieso nicht. Sie mag es neue Leute kennen zu lernen."
„Ich frage sie einfach wenn wir das nächste Mal skypen, okay? Ich denke einen Tag werde ich sicherlich dabei sein können." Lexy konnte nicht verhindern, dass ihr Gesicht deswegen strahlte, auch wenn sie sich etwas Gedanken machte, ob seine Familie sie mögen würde. „Du hast mir meine Frage wegen Samu und deinem Auto nicht beantwortet..."
„Oh... ja... ach ja... das ist, weil... er neulich sein eigenes Auto geschrottet hat... Und da wollte ich ihn meins nicht fahren lassen. Zumal das recht neu ist." Er sah zu ihr herüber und strich sich über seine Bartstoppeln.
„Habt ihr eigentlich alle so eine BMW Vorliebe? Du musst mir übrigens sagen wenn ich abbiegen soll." „Ja, haben wir. Die fahren sich einfach super! Hast du denn ein eigenes Auto in Deutschland gehabt?" Der Gitarrist zeigte nach vorn auf die Straße. „Eigentlich geht es jetzt fast nur noch geradeaus und erst an der nächsten T-Kreuzung musst du rechts abbiegen. Aber da ist Helsinki auch schon ausgeschildert!"
„Zu der Zeit mit Niklas habe ich ein Auto gehabt, da ich etwas außerhalb von Köln gewohnt habe. Danach bin ich direkt in die Stadt gezogen und da brauchte ich das nicht mehr." Lexy schwieg für einen Moment und musste an das erlebte vorhin denken.
Er merkte den leichten Stimmungswechsel, als sie ihren Ex-Freund ansprach und ihre Nachdenklichkeit danach und wollte sie auf andere Gedanken bringen: „Und da hast du mit Anna zusammen gewohnt?"
Sie schüttelte den Kopf. „Nein ich wollte nicht ins Studentenwohnheim. Ich hatte mir eine kleine Wohnung da in der Nähe gesucht, die ich gekündigt habe als ich hierher kam. Im Moment habe ich keine Wohnung in Köln." Nachdem sie das erzählt hatte kehrte sie sogleich zu ihrer Stimmung von eben zurück.
„Oh, okay. Na ja, aber... da du ja hier bleiben willst, ist das ja auch besser so." Er lachte auf und musterte sie ausgiebig. „Vermisst du Anna eigentlich sehr? Ich meine... wie wird das dann, wenn du hier bleibst?"
„Ich vermisse Anna schon ziemlich. Aber die verrückte Nudel ist ja eh schon der Meinung, ich würde gar nicht mehr nach Köln zurück kommen und plant nach ihrem Studium dann hierher zu ziehen." Das hatte sie jetzt ohne groß nachzudenken erzählt und ihr wurde erst hinterher bewusst was sie da genau gesagt hatte.
„Wow... okay... das ist ein großer Schritt und... was veranlasst sie dazu zu denken, du kämst nie wieder zurück nach Köln?"
Lexys Wangen färbten sich rot und sie räusperte sich. „Einerseits meint sie meine Leidenschaft zu Finnland und Helsinki und dann ja... also... Wegen dir." Die letzten beiden Worte hatte sie geflüstert und sie traute sich nicht ihn anzugucken.
„Wegen... mir?" Riku klang verblüfft. „Ich meine... weiß sie denn, dass du... dein Studium hier beenden willst? Oder wie kommt sie darauf?"
„Ja wir hatten drüber geredet. Aber sie meint ja nicht das nächste halbe Jahr sondern danach... Also generell..." Lexy wusste nicht warum sie ihm das jetzt schon erzählte und bemerkte auch nicht. dass sie das Lenkrad etwas krampfhaft umklammert hielt.
„Mir gefällt ihre Einschätzung." gab er leise zurück und griff dann nach einer ihrer Hände, um sie vom Lenkrad zu lösen und sie kurz zu drücken.
Gerade in dem Moment hielt sie vor ihrer Haustür und schaute Riku etwas verunsichert an. „Das gefällt dir?"
„Oh ja. Das gefällt mir sogar sehr, weil... mir das zeigt... dass deine beste Freundin... an unsere Beziehung glaubt..." Seine Stimme war fast nur ein Flüstern und er griff nach ihren beiden Händen. Das brachte Lexy dazu einmal aufzulachen. „Wenn du wüsstest..." sagte sie und grinste ihn an.
„Wenn ich... was wüsste?" fragte er irritiert nach und ignorierte das Piepsen seines Handys.
„Auch wenn Anna nicht hier ist reden wir fast jeden Tag miteinander. Und ich erzähle ihr von dir... Und sie mag dich. Sie meint du..." weiter kam sie nicht weil sie sich plötzlich nicht traute es auszusprechen. „Ich?" hakte er weiter nach und lächelte sie liebevoll an.
„Du... Ähm... Ich weiß gar nicht warum ich dir das erzähle..." Sie runzelte die Stirn und schaute auf seine Hand, die ihre immer noch festhielt. „Sie meint, du wärst der Eine für mich und wir wären füreinander bestimmt..."
„Vielleicht... sind wir das sogar... zumindest... deckt sich Annas Gefühl da mit meinem..." wisperte er leise und zog Lexy für einen kurzen Kuss an sich, als sein Handy zum zweiten Mal piepste.
„Ich bin Anna und Samu unendlich dankbar für ihre Bemühungen. Und ich hätte das fast vermasselt." Sie blinzelte die Tränen weg und deutete auf seine Tasche. „Du solltest mal gucken, vielleicht ist es wichtig."
„Es kann gar nicht wichtiger sein, als das hier jetzt, Lexy." Machte er ihr eindringlich klar und drückte ihre Hände. „Und egal was war... du hast es nicht vermasselt. Wir sind zusammen und... glücklich... und das ist es doch, was zählt, oder?"
„Ich hätte es aber fast vermasselt Riku. Ich war auf deinem Geburtstag weil Anna mich gezwungen hat und bei dem Treffen danach war ich auch wegen Anna, weil ihr Osmo so gut getan hatte. Ich hatte Angst wegen der Band, ob du ehrlich zu mir warst und ob ein Musiker überhaupt treu sein kann." Sie hatte etwas schnell gesprochen und musste kurz husten.
„Dann dürfen wir Anna dafür danken, dass sie dich zu deinem Glück gezwungen hat. Und alles andere... Lexy, das ist Vergangenheit. Das solltest du abhaken. Jetzt bist du hier und die Gegenwart und unsere Zukunft, das ist doch das, was wichtig ist! Nicht das, was war und was vielleicht schief gegangen wäre, wenn unser kleiner rothaariger Engel nicht auf uns aufgepasst hätte, hm?" Er ließ ihre linke Hand los und legte seine Hand auf ihre Schulter. „Und ich hoffe, dass du die Vorurteile über Musiker... ganz schnell vergisst!"
„Ich bin Anna unendlich dankbar, glaube mir! Ich habe dich und ich will dich nicht mehr verlieren. Ich brauche dich..." Dieses Geständnis fiel ihr sogar noch schwerer als das schon gesagte ich liebe dich. „Ich brauche dich auch, Lexy! Glaub mir. Das, was wir haben... das bedeutet mir so unglaublich viel... und macht mich wieder lebendig... Ich fühle mein Herz wieder. Und das verdanke ich nur dir. Ich liebe dich und ich brauche dich!" gestand auch er ihr seine Gefühle und sah ihr dabei ganz tief in die Augen. Mit Tränen in den Augen erwiderte sie seinen Blick, bevor sie ihn an sich zog und zärtlich küsste.
Die Beiden wurden erst wieder unterbrochen, als Rikus Handy erneut piepste. „Also... wer ist denn da so hartnäckig!" grummelte er und sah Lexy fragend an.
„Hey guck mich nicht so an, ich weiß das ganz sicher nicht." lachte sie. „Aber du solltest mal drauf gucken."
Riku zog sein Handy aus der Tasche und begann vorzulesen: „Also... ‚Hatte ich vergessen zu sagen, Probe fällt aus. Samu'... ah... okay... und dann... ‚Hast du Zeit, müsste mal reden. Osmo'... und dann noch mal Osmo... ‚Lebst du noch?'... Spinner..." Er schüttelte den Kopf und schob das Handy wieder weg.
Lexy gähnte einmal kurz. „Vielleicht solltest du dich bei Osmo melden. Scheint ja wichtig zu sein. Ich muss für morgen sowieso noch etwas vorbereiten."
Riku dachte kurz nach und nickte dann. „Ja, das sollte ich vielleicht... Auch wenn ich jetzt ungern fahre... aber... sehen wir uns morgen?"
„Morgen geht nicht. Da habe ich um 19 Uhr noch eine Lerngruppe. Aber wenn du magst, kann ich am Donnerstag oder Freitag bei den Proben vorbei schauen."
Beide waren ausgestiegen und standen nun vor dem Kofferraum. „Oder Beides... Ich würde mich sehr freuen. Überrasch mich einfach!" Er stupste ihr an die Nase, bevor er ihre Tasche aus dem Auto hievte. „Ich bring sie dir noch hoch und dann... mache ich mich auf den Weg zu Osmo." 
Riku stellte Lexys Tasche in ihr Schlafzimmer und sie begleitete ihn noch bis zur Tür. „Danke für dieses wunderbare Wochenende."
„Ich danke dir... Und... ich freue mich, dich wieder zu sehen... Donnerstag oder Freitag... überrasche mich und alles ist gut!" Er strahlte sie an und gab ich noch einen liebevollen Abschiedskuss, bevor er sich auf den Weg zu seinem Kumpel machte, der scheinbar schon arg unruhig auf den Gitarristen wartete.

I'm gonna win this little gameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt