Verfolgung

721 16 1
                                    


Elena Pov.

Nach einer mehr als unruhigen Nacht quäle ich mich am nächsten Morgen, total gerädert, aus dem Bett. Im Bad steige ich erstmal unter die Dusche und drehe das Wasser auf. Zuerst lasse ich eiskaltes Wasser über mich laufen um wach zu werden. Danach drehe ich das Wasser wieder wärmer. Nach der Dusche mache ich mich im Bad fertig und laufe mit meinem Trainingsanzug bekleidet in unser Zimmer. Auch Katha ist mittlerweile wach und sitzt, mit ihrem Handy in der Hand, auf dem Bett. ,,Kommst du mit frühstücken oder willst du auch erst duschen ?" Anscheinend hat sie mich nicht gesehen, da sie etwas zusammenzuckt. ,,Ehm ja geh ruhig vor ich gehe erst duschen." Verstehend nicke ich, schnappe mir mein Handy von meinem Nachttisch und verlasse das Zimmer. Genau in diesem Moment fängt mein Handy in der Hand an zu vibrieren. Kurz schaue ich drauf, Jo, dann drücke ich ihn weg. Ich muss mich jetzt konzentrieren und da habe ich wirklich keine Lust irgendeine blöde Ausrede zu hören. Die hätte gestern kommen sollen, als ich Stunden an der Strecke gewartet habe oder als ich ihn mehrmals versucht habe anzurufen. Auch wenn ich jetzt wahrscheinlich überreagiere, aber das hat er verdient. Kurz darauf komme ich im, schon gut gefüllten, Speisesaal an. Auf meinen Teller lege ich mir zwei Roggenbrötchen, etwas Gurke und Käse. Dann hole ich mir noch einen Tee und laufe zu dem Tisch, an dem sich unser Team versammelt hat. Mit einem kurzen Hallo in die Runde begrüße ich alle und lasse mich neben Franzi P. nieder. Während ich in mein Brötchen beiße werde ich von dieser gemustert. ,,Nimm es nicht persönlich, aber du siehst wirklich nicht gut aus.", äußert sie ihre Feststellung. ,,Hmm ich habe auch nicht gut geschlafen." ,,Warum denn die Betten sind doch mega bequem. Da gab es definitiv schlimmere." ,,Ja daran liegt es nicht. Joshua wollte eigentlich gestern vorbei kommen, aber er ist nicht gekommen. Ich habe Stunden an der Strecke auf ihn gewartet und ihn mehrmals angerufen, aber er ist nie ran gegangen. Auch gestern Abend hat er sich nicht mehr gemeldet. Ich habe mir ziemlich Gedanken gemacht, deswegen konnte ich nicht richtig schlafen." Die Sache mit den Bildern und der Nachricht lasse ich bewusst weg. ,,Das ist wirklich blöd. Und er hat sich immer noch nicht gemeldet ?" Verunsichert schaue ich auf den Tisch. Mittlerweile bin ich mir bei meinem Vorgehen ihn zu ignorieren nicht mehr sicher. ,,Naja er hat vorhin angerufen, aber ich habe ihn weggedrückt." Sie scheint kurz zu überlegen, da sie nicht direkt auf meine Aussage antwortet. ,,Ruf ihn an. Also nicht jetzt sondern gleich im Zimmer. Schau mal, vielleicht hat er ja eine wirklich gute Erklärung für gestern. Außerdem musst du das aus deinem Kopf raus bekommen bis wir später starten." Sie hat ja recht. Zumindest die Sache mit Joshua kann ich abhaken bevor wir starten. ,,Danke Franzi." Schmunzelnd schaut sie mich an. ,,Gerne !"

Nach dem Frühstück sind Katha und ich auf dem Weg in unser Zimmer. Ich habe mir fest vorgenommen Jo gleich anzurufen. Franzi hat recht, er hat bestimmt eine gute Erklärung. Als wir in den Gang zu unserem Zimmer einbiegen können wir eine sportlich gekleidete Person sehen, welche in dem Zimmer gegenüber von uns verschwindet. ,,Warum läuft man den im Hotel mit einer Kapuze herum ?", werde ich von Katha gefragt. ,,Ich weiß es nicht. Vielleicht war es ja ein Promi, der nicht erkannt werden wollte." Ein leises Lachen kann ich mir nicht verkneifen. ,,Bestimmt. Im Januar in Ruhpolding. Die fliegen doch jetzt alle ins Warme wenn die Urlaub machen." ,,Ja war ja nur ein Spaß." Katha öffnet die Tür und lässt mich zuerst herein. Drinnen werfe ich mich auf mein Bett und will gerade mein Handy herausziehen als ich merke, dass unter mir etwas raschelt. Verwirrt hebe ich die Decke hoch und finde einen Zettel. Kurz schaue ich wo Katha ist. Diese ist zum Glück gerade im Bad. Langsam öffne ich den Zettel. Auf diesem steht, in deutlichen Druckbuchstaben, geschrieben: Das Spiel beginnt Schlampe ! Level 1: Verfolgung.

Hinzugefügt wurden mehrere Bilder, welche mich bei meinem Spaziergang gestern Mittag zeigen. Ich bekomme Gänsehaut am ganzen Körper und einmal mehr schießen mir die Tränen in die Augen. Wie hypnotisiert starre ich das Blatt und die Fotos an. ,,Was ist das ?", werde ich von Katha gefragt, die direkt vor mir steht. ,,Nichts." Mit einem Ruck zieht sie mir den Zettel aus der Hand und die Bilder fallen auf den Boden. Während sie sich die Worte auf dem Papier durchliest kann man genau sehen wie ihre Gesichtszüge sich verhärten. ,,Was ist das ?" Ich schätze leugnen bringt jetzt auch nichts mehr. ,,Versprichst du, dass du es niemanden erzählst ?" Sanft nickt sie und setzt sich neben mich auf das Bett. ,,Ich bekomme jetzt seit ein paar Wochen diese Briefe. Am Anfang habe ich sie gar nicht ernst genommen, aber mit den ganzen Ereignissen verbunden machen sie mir jetzt schon angst. Ich meine erst unser Auto, dann der Einbruch und jetzt die Briefe." Katha legt einen Arm um meine Schulter. ,,Und die Drohungen werden auch von Nachricht zu Nachricht schlimmer. Erst gestern die Bilder von mir beim Umziehen und jetzt ist diese Person anscheinend auch noch hier. Katha ich habe Angst." Mittlerweile laufen mir Tränen die Wange herunter. Normalerweise müssten meine Tränen so langsam aufgebraucht sein, aber so ist es nicht. ,,Ich gehe Tobi holen." An ihrem Arm ziehe ich sie zurück auf das Bett. ,,Du hast versprochen niemanden etwas zu sagen." ,,Aber Lena, dass ist wirklich kein Spaß. Das ist mehr als kriminell. Sei nicht so naiv und geh zur Polizei." Genau deswegen wollte ich es niemanden sagen.,,Man Katha. Du verstehst mich einfach nicht. ich habe Angst. Angst vor dieser Person. Ich weiß nicht wer sie ist. Sie könnte hinter jeder Ecke auf mich warten. Sie hat mich dauerhaft im Auge. Siehst du die Bilder nicht ?! Ich kann nicht zur Polizei sonst passiert noch etwas viel schlimmeres." ,,Gut und wie willst du jetzt weiter vorgehen ? Einfach nichts tun oder was ?" An ihrer Stimme kann man deutlich erkennen, dass sie selbst ratlos ist. ,,Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung, aber ich bitte dich einfach für mich da zu sein und niemanden etwas davon zu erzählen." Seufzend nickt sie und zieht mich in ihre Arme. ,,Ich bin zwar trotzdem der Meinung, dass wir die Polizei einschalten sollten, aber wenn du das nicht willst werde ich es akzeptieren." ,,Danke !" ,,Nicht dafür."

Nach einer weiteren halben Stunde ist es Zeit zur Strecke zu fahren. Auch wenn Katha meinte, dass ich in meiner Verfassung nicht laufen sollte, kommt es für mich nicht in frage nicht zu laufen. Außerdem kann ich jetzt nicht irgendwo alleine bleiben. Auf der Strecke kann derjenige mir nichts und vielleicht bekomme ich so meinen Kopf frei.

(Kurz vor dem Rennen)

Angespannt stehe ich in dem Start Korridor. Dreißig Läuferinnen sind bereits auf der Strecke und in nicht einmal zwanzig Sekunden darf ich auch endlich raus. Noch einmal versuche ich mich auf das Hier und jetzt zu konzentrieren.

3,2,1....los und schon mache ich mich auf die 10 Km. Das Rennen läuft absolut nicht so wie ich es mir vorgestellt habe. Auf der Loipe fühle ich mich einfach nicht gut. Meine Beine sind schwer und auch die Skier laufen nicht richtig. Schon auf der ersten Runde falle ich ein paar Plätze zurück. Dafür laufen das erste und das zweite Schießen gut. Keinen Fehler und eine tolerierbare Schießzeit. Auf der Strecke hat sich allerdings nichts gebessert. Im Gegenteil. Von Meter zu Meter wird es immer schlimmer und das Rennen ist eine echte Qual für mich.Als dann auch noch die Vier Fehler, der letzten beiden Schießeinlagen hinzu kommen (Jeweils 2) falle ich endgültig zurück. Völlig am Ende komme ich als 45. in das Ziel.

Einfach nur enttäuscht gehe ich in die Umkleide, ziehe mich um und verschwinde schnell im Teambus. Das ist der Vorteil, da ich noch nicht so bekannt bin will auch keiner ein Interview von mir. Ich versuche mir meine schlechte Laune nicht groß anmerken zu lassen und setze ein gefaktes Lächeln auf, welches ich erst im Hotelzimmer wieder absetze. Frustriert lasse ich mich auf mein Bett fallen und gucke zu Katha rüber. ,,Man Katha die letzten Wochen waren einfach nur scheiße." Mitleidig schaut sie mich an. ,,Kann ich mir vorstellen.Ich bin für dich da okay. Wenn du noch eine Nachricht bekommst oder sonst etwas dann sag mir bescheid okay. Du musst das nicht mehr in dich hineinfressen." ,,Danke Katha du bist wirklich die beste Freundin..." meine Antwort wird von meinem klingelnden Handy unterbrochen. ,,Na geh schon ran und hör dir an was er zu sagen hat." ,,Woher wusstest du das er es ist ?" Schmunzelnd zuckt sie mit den Schultern ,,Geraten." Dann verschwindet sie im Bad.

Le: Hallo ?!

Jo: Schatz Gott sei dank gehst du endlich mal ran. Ich habe mir solche Sorgen gemacht.

Le: Hmm warum warst du gestern nicht da ?

Jo: Das ist alles blöd gelaufen Schatz. Am Morgen hat Leonie bei mir geklingelt und gemeint sie hätte mega Stress mit ihren Eltern und da konnte ich sie doch nicht alleine lassen.

Ungläubig lasse ich die Worte sacken. Wegen Leonie hat er mich versetzt ?

Le: Deswegen bist du nicht gekommen ?

Jo: Ja versteh das doch ihr ging es nicht gut was hätte ich denn machen sollen ?

Le: Verstehen ? Jo du weißt genau wie viel mir das bedeutet hat. Das habe ich dir mehr als deutlich gesagt. Was du hättest machen sollen ? Trotzdem kommen sie mitbringen keine Ahnung !

Jo: Komm mal wieder runter. Ja klar war es wichtig für dich, aber deine Sichtweise ist mehr als egoistisch.

Ich traue meinen Ohren nicht mehr. Macht er mir gerade wirklich Vorwürfe, dass ich enttäuscht bin.

Le: Ich bin egoistisch ? Jo ich habe gestern mehrere Stunden an der Strecke auf dich gewartet, habe dich im Hotel gesucht und habe dich mehrfach angerufen. Und du ? Du drückst mich weg und rufst mich erst heute wieder an ? Jo du weißt ich bin eigentlich nicht so eine Freundin, aber nicht einmal eine SMS. Was habt ihr denn getrieben, dass du so beschäftigt warst ? Ach weißt du was ich ?! Ich will es gar nicht wissen.

Wutentbrannt lege ich auf und werfe mein Handy auf das Bett.

Wie so oft in dieser Woche befinde ich mich in einem totalen Gefühlschaos. Die Situation zur Zeit überfordert mich einfach total. Weder in meinem Privatleben, noch im Sport läuft es momentan. Ich hoffe einfach, dass es die nächsten Wochen besser wird.


Neues Kapitel !! 

Das nächste kommt am Samstag !!

Schreibt mir gerne einen Kommentar. Ich würde mich wirklich freuen Eure Meinung zu hören !!

Schuss ins HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt