3. Kapitel

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Sophie ist im Zimmer, im Esszimmer mit ihrem Vater, um mit ihm über mich zu sprechen. Genauer gesagt, über meinen Chip.

Ich soll hier im Flur warten und lauschen, hat sie gesagt und ich tue was sie mir befiehlt, dafür bin ich da.

Es war angenehm gestern Abend in ihren Armen zu liegen und unter einer Decke. Warm und weich, nicht so wie der kalte Boden, auf dem wir immer schlafen musste, wenn wir mit unserem Händler von Stadt zu Stadt gereist sind. Kalte Böden und dünne, löchrige Decken, die nicht viel gebracht haben, aber hier bei Sophie ist es schön.

Eigentlich ist alles gut so, wie es jetzt ist. Will ich überhaupt wieder fühlen können? Ich kann mich nicht mehr wirklich daran erinnern zu fühlen, aber alles woran ich mich erinnern kann ist Trauer, Schmerz und Angst.

Will ich das denn unbedingt wiederhaben?

Natürlich soll Liebe schön sein, aber ist sie es wirklich wert?

Ist sie dieses Leid wert?

Ich bezweifle es, aber habe ich wirklich eine Wahl? Sophie wünscht es und immerhin ist sie meine Herrin und ich habe ihren Wünschen und Befehlen Folge zu leisten. Ob ich das möchte oder nicht ist dabei nicht von belangen. Sie würde sich auch nie davon abbringen lassen, egal was passiert. Außer ihr Vater verbietet es, denn er ist der einzige, der dem zustimmen könnte.

Ich seufze leise.

Was immer entschieden wird, damit werde ich leben müssen.

Bevor meine Gedanken sich noch mehr verlieren können, höre ich, wie eine männliche Stimme zu sprechen beginnt: „Du wirkst so nachdenklich und bedrückt Sophie. Stimmt etwas nicht? Ist die neue Sklavin nicht nach deinem Geschmack? Möchtest du eine Neue?"

Es muss Sophies Vater sein, der das fragt, denn wer sonst würde solche Fragen stellen? Ich kann mir gut vorstellen, wie die beiden sich gerade gegenübersitzen und sie sofort den Kopf schüttelt, weil sie niemand anderen will außer mich, auch wenn ich das nicht verstehen kann, aber das wird wohl mit diesen Gefühlen zu tun haben. Gefühle die ich nicht verstehe, die mir aber auch nicht fehlen.

Ich vermisse es nicht Emotionen zu haben, auch wenn Sophie das vielleicht meint. Sie weiß es einfach nicht. Weiß nicht, was ein Leben als Sklave bedeutet. Und ich glaube hätte ich Gefühle, ginge es mir jetzt wesentlich schlechter. Im Grunde genommen ist Emotionslosigkeit gar keine schlechte Sache.

„Das ist es nicht Daddy", höre ich Sophies zarte Stimme, die unsicher zittert. Durch diese Türen kann man wirklich alles hören, wenn man ein Ohr an das kalte Holz legt. Wie Sophie ihr Besteck auf den Teller legt, weil sie nicht weiter essen kann, weil sie zu nervös ist, wie ihr Vater es ihr gleichtut, weil er unsicher ist, was gerade auf ihn zukommt.

Sophie schweigt für ein paar Minuten, unsicher, wie sie beginnen soll und die entstehende Spannung ist sogar durch die Tür zu spüren.

Ich kann hören, wie ein Stuhl gerückt wird und schwere Schritte durch den Raum gehen, bis das Knarzen eines anderen Stuhles verrät, dass derjenige sich wieder hingesetzt hat, auch wenn es nun ein anderer Stuhl ist.

Es muss Sophies Vater gewesen sein, denn die Schritte waren zu schwer, als dass sie es gewesen sein könnte.

Er hat sich wahrscheinlich neben sie gesetzt, um es ihr leichter zu machen, auch wenn ich bezweifle, dass irgendwas das, was sie ihn fragen möchte, leichter machen kann. Sie weiß nicht, ob es möglich ist, oder ob es vielleicht sogar illegal ist.

Deswegen hat sie Angst. Aber auch, was ihr Vater mit mir anstellen würde, wenn er rauskriegt, dass ich es ihr gesagt habe.

Sie hat versprochen mich zu beschützen, egal was passiert.

Wahrscheinlich dachte sie, ich hätte Angst. Für sie ist es einfach schwer nachzuvollziehen, was es heißt keine Gefühle zu haben. Aber auch, dass es mich nicht wirklich stört. Das es mir lieber wäre weiterhin keine Gefühle zu haben, habe ich ihr nicht gesagt. Das wäre doch zu viel herausgenommen.

„Was ist es denn dann?", fragt die ruhige Stimme ihres Vaters. „Sie liebt mich nicht Daddy." Sie schluchzt.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass sie sich gerade in die Arme ihres Vaters wirft und ihren Kopf in seine Brust drückt, denn das schluchzen wirkt gedämpft, was aber nicht von der Tür kommt.

„Ist ja gut meine Kleine", flüstert ihr Vater so lange, bis das Schluchzen langsam abebbt und sie sich wieder beruhigt. „Du weißt doch, dass sie nur ein Spielzeug ist Sophie. Sie ist genauso wie eine deiner Puppen mein Engel. Und von denen erwartest du doch auch nicht, dass sie dich lieben, oder?" Sophie schnappt erschrocken nach Luft.

Ich sollte wahrscheinlich genauso entsetzt sein, aber ich weiß, dass das genau das ist was ich bin und ich habe gelernt das zu akzeptieren. Ich verstehe gar nicht, warum sie das nicht akzeptieren kann, aber dafür fehlt mir wohl ein gewisses Einfühlungsvermögen. Aber das wird ja auch nicht von mir verlangt.

„Wie kannst du sowas sagen Daddy? Sie ist doch ein Mensch und keine Puppe. Ich liebe sie!"

Ihre Stimme ist mindestens drei Oktaven höher jetzt, wo sie sich aufregt und auch zwei Lautstärken lauter.

„Nein das ist sie nicht. Sie ist ein Sklave. Mehr Ding als Mensch. Und als mehr solltest du sie weder sehen, noch behandeln. Sie ist es nicht wert."

Seine Stimme ist so ruhig wie zuvor, aber es klingt eine gewisse Schärfe in ihr mit. Er will eigentlich nicht weiter über dieses Thema reden, aber das wird sie nicht einfach so gehen lassen. Sie liebt mich und will nicht, dass er so von mir spricht. Auch wenn es mich nicht stört, aber das wird sie nie verstehen. Sie ist nicht so aufgewachsen.

„Aber ich will, dass sie wieder Emotionen hat Daddy. Ich will, dass sie mich liebt. Egal was du denkst! Sie hat die Liebe verdient!!" Sie schreit immerfort und ich höre, wie ihr Vater wütend auf den Tisch schlägt. „Du wirst in ein paar Monaten heiraten junge Dame, ob dir das passt oder nicht. Du wirst aber nicht diese Sklavin heiraten können, also Schlag sie dir aus dem Kopf." Sophie schluchzt kurz, bevor sie weiterspricht: „Nein das werde ich nicht. Ich werde Beverly niemals aufgeben. Niemals!" „Dann lebe mit den Konsequenzen, die sie dadurch hat und die dann auch du dadurch hast."

Ihr Vater ist ruhig und ich weiß, welche Frage sich Sophie gerade stellt, denn genau dieselbe Frage stelle ich mir gerade auch.

Die Frage danach, was diese Konsequenzen sind, von denen ihr Vater spricht. Ich habe noch nie gehört, dass sie einer Sklavin die Gefühle wiedergegeben haben. Aber solche Frauen würden auch nie einfach auf der Straße rumlaufen.

„Was für Konsequenzen Daddy?" Sophies zarte Stimme zittert aus Angst vor dem, was ihr Vater mir antun wird. „Sie wird sterilisiert werden. Du kannst auch zusehen. Und wenn du es willst, können wir auch die Narkotika weglassen. Zumindest wenn du das möchtest. Aber wir können nicht riskieren, dass sich ihre Rasse unkontrolliert vermehrt." „Nein!"

Sie schreit auf, fleht ihren Vater an es nicht zu tun. Dass er mir das nicht antun kann, nicht antun darf.

„Dann will ich auch nie wieder Widerspruch hören Sophie. Du wirst heiraten wen ich auswähle, ohne dich zu beschweren. Verstanden?" „Ja!", ruft sie sofort und ich kann mir vorstellen wie sie hektisch nickt, auch wenn sie Tränen in den Augen hat, aber das scheint ihm egal zu sein.

Dann herrscht einige Minuten komplette Stille, bis ich leise Schritte schnell auf die Tür zukommen höre.

Es ist Sophie, nicht ihr Vater. Sonst wären die Schritte mächtiger. Ich gehe einen Schritt von der Tür weg, um sie nicht gegen den Kopf zu bekommen, da wird sie auch schon aufgerissen und Sophie wirft sich in meine Arme.

„Halt mich fest Bev", schluchzt sie, damit ich meine Arme um sie schlingen kann und sie ganz fest an mich drücken. „Kommst du mit mir Bev?" sie schluchzt immer noch, aber ihr Körper zittert nicht mehr so sehr und sie kann auch wieder sprechen.

Sanft nimmt sie meine Hand, als ich nicke und wir gehen zu ihrem Zimmer, wo wir uns zusammen ins Bett kuscheln, bis wir einschlafen.

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1343 Worte

Yes, MyladyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt