8. Kapitel

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Kate ist gegangen, deshalb habe ich ein paar Minuten für mich.

Ein paar Minuten um meine Tränen wieder unter Kontrolle zu bringen und ein Lächeln auf mein Gesicht zu zwingen. Ich denke nicht, dass sie es mir glauben wird, wenn sie wiederkommt, was sie mir versprochen hat, bevor sie gegangen ist, denn ich würde niemandem das Lächeln abkaufen, mit dem mein Spiegelbild mich ansieht. Aber es muss reichen, denn ich kann es nicht besser.

Ich habe Sophie verraten, egal wie sehr ich mir wünsche, dass es nicht so ist und ich kann es auch nicht mehr ändern.

Es bricht mir das Herz und deswegen ist das Lächeln auf meinem Gesicht so falsch wie ein Lächeln nur sein kann, während meine Augen immer noch feucht glänzen.

Die Tür geht auf und ich sitze aufrecht im Bett, bevor sie wieder ins Schloss fällt.

Kate kommt auf mich zu.

Langsam gleitet mein Blick an ihrem Körper entlang nach oben, hat dabei einen uneingeschränkten Blick auf sie, weil sie sich noch nicht wieder angezogen zu haben scheint.

Lange schlanken Beine, schmale Hüften, ein flacher Bauch, schmale Schultern, über die ihre langen blonden Locken fallen.

Sie entspricht jedem Schönheitsideal dieser Gesellschaft.

Groß, schlank, blond, blauäugig.

Und auch ich muss zugeben, dass sie schön ist. Sehr schön sogar und dass man es ihr niemals zutrauen würde in irgendeiner Weise grausam zu sein. Sie sieht so schmal und zerbrechlich aus, auch wenn ich schon am eigenen Leib erfahren durfte zu was sie fähig ist.

„Ich habe dir etwas mitgebracht“, flüstert Kate in mein Ohr, die sich inzwischen neben mich gesetzt hat und mir ein Glas mit einer hellen, sprudelnden Flüssigkeit hinhält. Sie ist etwas getrübt, aber ich denke das soll so, oder?

Sonst würde sie es mir nicht geben. Sie will mich doch nicht umbringen. „Champagner Beverly. Ich denke nicht, dass du jemals so etwas Gutes getrunken hast.“

Sie hält mir ihr Glas zum anstoßen entgegen und vorsichtig hebe ich meins daneben, ganz nah an ihres, aber ohne es wirklich zu berühren aus Angst, ich könnte das filigrane, dünne Glas zerbrechen.

Die Flüssigkeit in Kates Glas wirkt klarer im vergleich zu der in meinem, aber das muss das Licht sein. Je nach dem wie es fällt, hätte es bestimmt diesen Effekt.

Also verwerfe ich den Gedanken sofort wieder, als ich es Kate gleichtue und das Glas an die Lippe setze um einen kleinen Schluck zu nehmen.

Es prickelt auf der Zunge und ich schlucke es schnell runter, ohne viel darüber nachzudenken.

Ich mag dieses Prickeln nicht, es ist unangenehm, aber wenn Kate will, dass ich es trinke, dann ist das eben so, auch wenn der saure Geschmack in meinem Mund mir wirklich nicht gefällt. Außerdem bekomme ich Durst davon. Aber es entspannt mich sofort.

Vielleicht liegt es an dem Alkohol, aber das kann doch nicht sein. Das ist schließlich nicht der erste Alkohol meines Lebens und ich werde zwar relativ schnell betrunken, aber so schnell dann auch wieder nicht.

Ich habe zwar vorher nie Champagner getrunken und im Gegensatz zu dem furchtbaren Gesöff der Sklavenverkäufer schmeckt er auch wirklich gut, aber dieser Champagner hat wahrscheinlich nicht so viel Alkohol. Immerhin trinken die Reichen und Schönen mehr als ein Glas am Abend und können immer noch unverwaschen reden und geradeaus gehen.

Aber was sollte es sonst sein?

Vielleicht ist es auch einfach was anderes, das mich entspannen lässt, auch wenn ich immer noch nackt auf diesem Bett sitze.

Yes, MyladyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt