6. Kapitel

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Ich liege in Sophies Armen, so wie jeden Abend seit dieser furchtbaren OP.

Manchmal schrecke ich nachts immer wieder aus meinen Alpträumen au, aber sofort ist Sophie bei mir, küsst mir die Tränen von den Wangen und schließt mich in ihre Arme, damit ich mich wieder beruhigen kann.

Sie spricht nicht, weil sie von dem Mikrophon weiß und weiß, dass ich Ärger bekomme, wenn herauskommt, dass ich sie nachts immer wieder wecke. Also schweigen wir viel, kuscheln uns einfach aneinander und genießen die Nähe des anderen.

Sie befiehlt es mir jedes Mal, wenn ich in ihr Zimmer komme, weil sie merkt, dass es mir gefällt, schon beim ersten Mal gefallen hat, als wir so eingeschlafen sind. Aber wir sprechen nicht darüber, ob es mir gefällt, oder nicht, denn sie weiß, dass ich diese Frage so oder so mit ja beantworten müsste.

Sie verlangt auch nicht mehr von mir, auch wenn ich es mir manchmal wünschen würde, aber das kann sie nicht wissen und es ist mir auch nicht wichtig. Wichtig ist nur ihre Nähe.

Ich bin glücklich so, wie es ist und das ist das erste Mal seit sehr langer Zeit in der ich das behaupten kann. Aber ich bin wirklich glücklich bei ihr. Ich mache mir keine Gedanken über die Gefühle, die ich für sie habe.

Ich weiß, dass es sich gut anfühlt. Gut und warm, aber ich verstehe nicht, was das jetzt genau ist. Vielleicht ist es diese Liebe von der Sophie mir erzählt hat, vielleicht ist es auch einfach etwas anderes. Ich verstehe es einfach noch nicht. Vielleicht irgendwann, aber nicht jetzt.

Deswegen genieße ich einfach das, was wir hier haben, egal was es genau ist. Was würde es auch für einen Unterschied machen, wenn wir ihm einen Namen geben würden. Es würde es doch nicht verändern.

Sanft küsst Sophie meine Stirn, aber sie ist irgendwie angespannt. Ihr ganzer Körper ist steif und ihre Augen sehen traurig aus und ihre Wangen hinterlassen feuchte Stellen auf meiner Stirn, als hätte sie geweint, bevor ich gekommen bin, oder auch leise, während ich in ihrem Arm lag, aber das hätte ich doch sicher bemerkt.

Fragend sehe ich sie an, aber ich kann sie nicht wirklich fragen, denn ich darf nur sprechen, wenn ich angesprochen werde.

„Oh Bev“ Sie schluchzt auf und drückt mich noch fester an sich und drückt ihr Gesicht in meine Haare.

Nur schwer kann ich dem Drang widerstehen sie zu fragen, warum sie weint. Wenn sie doch bloß aufhören würde zu weinen.

Jedes Mal, wenn ich einen ihrer Schluchzer höre und spüre wie ihr Körper sich schüttelt versetzt es mir einen kleinen Stich ins Herz, als ob jemand mit einer Nadel hineinstechen würde. Ich will ihr helfen, ihr sagen, dass alles gut wird, aber ich darf es nicht. Darf keinen Ton von mir geben, während die Frau in meinen Armen. Die Frau die mir wichtiger ist als alles andere hemmungslos weint.

Wie oft hat sie mich schon getröstet und jetzt wo es an mir liegt sie zu trösten versage ich jämmerlich.

In der Hoffnung es irgendwie besser zu machen kuschle ich mich stumm näher an sie, schmiege meinen Kopf vorsichtig an ihren Hals, wo er perfekt zu passen scheint, ohne ihr durch zu viel Druck weh zu tun. Sie soll wissen, dass ich für sie da bin, auch wenn ich es ihr nicht sagen kann.

„Oh meine Beverly.“ Sie drückt noch ein bisschen fester und ich merke, wie ich langsam keine Luft mehr bekomme, aber das spielt im Moment keine Rolle. Alles was zählt ist, dass Sophie sich langsam beruhigt. „Er hat dich getauscht“, flüstert sie schnell, bevor sie wieder heftiger zu schluchzen beginnt.

Für ein paar Sekunden bin ich total perplex. Was heißt das, er hat mich getauscht? Heißt das wirklich, dass ich hier wegmuss? Dass ich Sophie nie wiedersehen darf? Nein das……das darf nicht sein! Sie können mich nicht hier wegbringen! Sie dürfen nicht!

Yes, MyladyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt