28. Kapitel

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Kate arbeitet jeden Tag und abends, wenn sie nach Hause kommt, ist sie erschöpft. Die Arbeit im Krankenhaus scheint sie zu schaffen, auch wenn sie es niemandem zeigen möchte. Man sieht es ihr kaum an. Ihre Haltung, ihr Auftreten, alles an ihr zeigt keinen Hauch von Erschöpfung, aber in ihren Augen kann ich die Müdigkeit sehen, sobald sie durch die Tür ins Haus kommt. An einem Tag kam sie früher als sonst zurück, ich weiß auch gar nicht, wann genau sie gekommen ist. Als ich sie gefunden habe, stand sie an Isabelles Bettchen und hat unsere Tochter einfach nur angestarrt. Ihr Gesicht war komplett ausdruckslos. In diesem Moment hat sie mir beinahe Angst gemacht. Sie war wie ein Zombie. Erst als ich sie berührt habe, sie vorsichtig zu mir umgedreht, sie gefragt habe, was denn passiert sei, erst da hat sie reagiert. Ihr ganzer Körper fing an sich zu schütteln und ihr Schluchzen hat mir die Luft abgeschnürt. Sie ist auf den Boden gesackt und dieses Mal war ich die, die sie aufgefangen hat, im Arm gehalten, bis die Tränen versiegt waren und sie sich wieder beruhigt hatte. Später hat sie mir erzählt, dass ein Kind, das sie auf die Welt geholt hat die Geburt nicht überlebt hat. Ich weiß nicht, wie sie es geschafft hat diesen ganzen Schmerz, dieses Leid so lange in sich zu behalten, aber es ehrt mich, dass sie mir so sehr vertraut, dass sie vor mir ihre Gefühle zeigen kann, dass sie mir diese Seite von sich zeigt. Seitdem erzählt sie mir jeden Abend, wenn sie nach Hause kommt von ihrem Tag, erklärt mir ihre Fälle und beantwortet mir geduldig jede Frage, die ich dazu habe. Der Rest meiner Tage ist furchtbar langweilig und ich sehne mich jeden Tag nach dem Moment, in dem meine Frau wieder nach Hause kommt.

Isabelle wird unglaublich schnell größer. Gefühlt jeden Tag wächst sie ein paar Zentimeter, aber eigentlich geht es gar nicht so schnell. Liebevoll sehe ich auf meine Tochter, die friedlich in meinen Armen liegt und schläft. "Sie ist wirklich wundervoll, nicht wahr?" , ertönt auf einmal eine Stimme hinter mit und ich zucke für einen Moment zusammen, bis sich die Arme meiner Frau von hinten um mich schließen. Ich nicke nur und drehe meinen Kopf zur Seite um einen sanften Kuss auf ihre Lippen zu hauchen. Für ein paar Sekunden genießen wir diesen zarten, sanften Kuss, die Berührung zweier Lippen, bevor wir uns wieder voneinander lösen. Sofort greife ich nach der Klingel die neben mir auf einem kleinen Tischchen steht. Verwirrt sieht Kate mich an. Sie ist es nicht gewohnt, dass ich nach unserem Personal klingle, aber diesmal möchte ich mir nicht die Zeit nehmen um Isabelle selber ins Bett zu bringen.
Ich habe etwas vorbereitet und Kathryn weiß davon. Sie hat mir bei den Vorbereitungen geholfen und deshalb ist sie auch innerhalb von ein paar Sekunden hier.
Ein letztes Mal hauche ich einen Kuss auf die Stirn meiner kleinen Tochter, bevor ich sie Kathryn gebe. Immer noch liegt der verwirrte Blick meiner Frau auf mir. Fast schon muss ich lachen. Kate ist es nicht gewohnt im Dunklen gelassen zu werden, aber das ist doch nunmal der Sinn von Überraschungen, nicht wahr? "Komm mit mein Schatz" , flüstere ich und nehme sie bei der Hand. Sichtlich unsicher folgt sie mir. Schier endlose, ewig gleiche Gänge führe ich sie entlang. Kathryn und ich mussten sie sehr oft abgehen, bis ich sie alleine gefunden habe. Alles ist einfach so groß hier. Zuletzt öffne ich eine große Tür und zum Vorschein kommt die riesige Küche des Anwesens. Wie angewurzelt bleibt Kate in der Tür stehen. "Was...?" Der Blick meiner Frau ist auf das gewaschene Gemüse gerichtet, die Schneidebretter und Messer, die gerichtet auf dem großen Küchentisch liegen, die Nudeln, die abgepackt daneben liegen und all das Andere, was die Köchin schon gerichtet hat. "Da heute ja Samstag ist, hast du ja heute frei" , beginne ich langsam und stelle mich direkt vor sie, die Arme um ihre Schultern geschlungen, den Blick direkt in ihre tiefen blauen Augen gerichtet, "und da habe ich mir gedacht, wir könnten ja mal was zusammen kochen" , beende ich meine Aussage und sehe ihr flehend in die Augen. Ich kann sehen, dass ihr die Idee nicht zu gefallen scheint, aber sie nickt schließlich, während ein Lächeln sich auf ihre Lippen legt. Jetzt ist es an mir nervös zu schlucken, denn es ist ein dunkles Lächeln, ein Lächeln, dass mir sagt, dass es nicht so unschuldig ist, wie ich es erwartet habe. "Was gibt es denn mein Engel?" , fragt sie mich mit einem rauchigen Unterton in der Stimme, der sofort im meinem ganzen Körper widerzuhallen scheint. "Lasagne" , hauche ich und spüre wie mein Mund immer trockener wird.

Yes, MyladyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt