1. Kapitel

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Schon seit Stunden stehe ich hier im Schatten eines Sonnensegels, damit ich und die anderen Mädchen nicht braun werden, weil es unseren Preis mindern würde.

Also stehen wir im Schatten, auch wenn es selbst im Schatten unendlich heiß ist und unsere weiße Unterwäsche schon fast so durchsichtig ist wie unsere kurzen Kleider.

Ich glaube früher, als ich noch Gefühle hatte, hätte ich mich geschämt hier so zu stehen. So, dass man alles sieht. Aber ich fühle nichts mehr. Schon seit 4 ½ Jahren nicht mehr. Mir wäre langweilig gewesen, aber auch das geht nicht mehr.

Sie haben uns beigebracht so zu tun, als hätten wir noch Gefühle. Uns zu überlegen wie wir uns fühlen würden, oder besser sollten, damit sich unsere Besitzer wohler fühlen. Wenn ich jemanden hätte, der mich kauft.

Für einen kurzen Moment hebe ich den Kopf, auch wenn ich weiß, dass ich Ärger bekommen werde. Langsam lasse ich meinen Blick über die Menschen schweifen, die über den Platz gehen. Manche sprechen kurz mit dem Händler, machen sich aber sofort wieder auf den Weg. Niemand scheint uns zu wollen.

Ich sollte Angst haben. Angst, weil ich in einem halben Jahr 18 werde. Wenn ich 18 werde, wird der Händler mich wieder auf die Straße setzen. Niemand will Sklaven, die älter als 17 Jahre sind.

Und auf der Straße ist das Leben grausam. Man hat zwar keine Angst und keinen verletzten Stolz, wenn die Männer einen vergewaltigen, aber es tut trotzdem weh. Vor allem beim ersten mal.

Bevor der Händler mich aufgenommen hat und mir die Gesetze vorgelesen und erklärt hat, ist es mir schon oft passiert.

Deswegen hat unser Händler uns auch "reparieren" lassen. Uns unsere Jungfräulichkeit wiedergegeben, damit er uns teurer verkaufen kann.

Aber das schlimmste war der Hunger und der Durst. Natürlich bekommen wir hier nicht viel zu essen, wir müssen ja schön dünn bleiben, aber wenigstens bekommen wir morgens und abends etwas zu essen und genug Wasser, dass wir überleben.

Aber ich kann keine Angst mehr empfinden und das ist auch gut so.

Mein Blick bleibt an einer jungen Frau hängen, die direkt vor mir steht. Sie entspricht fast dem Schönheitsideal dieser Gesellschaft.

Lange, leider braune, Locken fallen wie Wellen über ihre Schultern und ihren Rücken. Ihr rotes fließendes Sommerkleid lässt ihre blasse Haut noch blasser wirken. Das Kleid ist bodenlang und der Stoff ist leicht und dünn, damit ihr in der Hitze nicht zu warm wird. Ihr dunkler Strohhut, der perfekt zu ihren Haaren passt, ist mit roten Blumen geschmückt und wird mit einem roten Band unter ihrem Kinn auf ihrem Kopf gehalten.

Zögernd blicke ich in ihr Gesicht. Sie ist geschminkt, das sehe ich sofort. Ihre Lippen, die sie zu einem sanften Lächeln verzogen hat, hat sie in demselben Rotton schminken lassen, wie ihr Kleid. Ihre Haut wirkt ebenmäßig und ihre Wimpern sind lang, dicht und dunkel, wie es sich jedes Mädchen wünscht.

Wir dürfen uns nicht schminken. Wir sind es nicht wert.

Mein Blick trifft für einen Moment ihren. Für einen Moment kann ich ihre grünen Augen sehen, dann spüre ich einen dumpfen Schmerz auf meinem Hinterkopf.

Automatisch schnappe ich nach Luft und zucke zusammen. Nicht weil ich mich erschrocken habe, sondern weil es weh tut und ich es gewohnt bin so zu reagieren, wenn etwas plötzlich weh tut.

Sofort senke ich den Kopf wieder.

Irgendwas war in ihren Augen, der Art wie sie mich angesehen hat, wahrscheinlich immer noch ansieht. Unfähig den Blick von mir abzuwenden. Außer sie hat ihren Blick beschämt gesenkt, so wie ich es getan habe, aber das kann ich mir nicht vorstellen.

Ich glaube sie hat Interesse an mir, aber sie ist noch zu jung. Zu jung um schon ihre eigenen Sklaven zu kaufen und zu besitzen. Aber trotzdem will sie mich. Aber es war mehr. Mehr als einfach nur Interesse. Sie mag mich, mag die Art wie mein Körper aussieht. Ich sehe an mir herunter.

Meine Kupferroten Locken sind in einem Pferdeschwanz zusammengefasst, damit man zwar meine Haare sehen kann, aber trotzdem nichts verdeckt wird, weil sie mir sonst ins Gesicht fallen könnten. Außerdem wäre es bei dem Wetter wirklich furchtbar heiß. Ich bin blass. Meine Haut ist sogar fast weiß. Durch den weißen, feuchten Stoff meiner Unterwäsche ist keine dunkle Stelle zu sehen. Kein Haar. Mein ganzer Körper ist rasiert, die einzigen Haare befinden sich auf meinem Kopf. Es erhöht die Chancen das wir verkauft werden enorm, auch wenn es bei mir nicht geholfen hat.

Nach einer Weile sehe ich nach oben, um zu sehen, ob sie mich vielleicht hat kaufen lassen, aber sie ist verschwunden, nur ein älterer Herr spricht mit dem Händler und sieht mich immer wieder an. Ich denke ich sollte nun enttäuscht sein, denn für Männer sind wir nur eins.

Nutten.

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789 Worte

Yes, MyladyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt