Prolog

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Ich liege auf dem Bauch auf einer Liege mitten in einem riesigen Zimmer. Es ist kalt und ich bin nackt, aber das macht mir nichts mehr aus.

Ich bin ein Untermensch, ein Sklave. Das beste was mir passieren kann ist, dass ein Mensch gütig genug ist, um mich bei sich arbeiten zu lassen.

Inzwischen bin ich 13 Jahre alt. Wir alle bekommen mit 13 unseren Chip. Den Chip, der uns unsere Emotionen nimmt.

Sie holen uns von der Straße. Menschen in schwarzen Anzügen. Ich habe Angst bekommen. Habe versucht wegzulaufen, aber sie haben mich gekriegt und mich ins Auto gezerrt.

Die Angst ist geblieben, aber ich bin alleine. Niemand der mir weh tun kann. Allein. Allein und an dieser Liege festgebunden.

Ich muss an den Tag denken, damals vor 6 Jahren. Den Tag an dem sich mein Leben geändert hat.
„Na meine Kleine?" Eine Stimme aus irgendeiner Ecke des Zimmers lässt mich aufschrecken. Mein ganzer Körper zittert vor Angst. Ich kann ihn nicht sehen, den Mann zu dem diese Stimme gehört, aber ich kann hören wie er auf mich zukommt.

„Keine Sorge. Es tut nicht weh. Zumindest nicht sehr."

Er lacht und haut mir eine Nadel in den Hals. Ich will schreien, aber kein Ton kommt. Panisch versuche ich mich zu befreien, aber ich kann mich nicht bewegen.

Auf einmal bin ich dort. Im Wald bei unserem Dorf. Spiele mit meiner Freundin im Geäst der Bäume, als die Flugzeuge kommen. Wir wissen was sie tun werden. Die Flugzeuge. Meine Freundin war älter als ich, hat mich festgehalten als ich nach Hause rennen will, als ich schreie, nach meinen Eltern, meiner Schwester. Aber sie hält mich fest.

Ein Schmerz, der schlimmer ist, als alles was ich kenne holt mich für einen Moment in die Gegenwart zurück, aber sofort bin ich wieder in der Vergangenheit.

Ich habe mich von ihr losgerissen und bin losgerannt. Bis zum Rand des Waldes, weiter kam ich nicht. Einer der Soldaten, die verhindern sollten, dass die Menschen fliehen, hat mich gepackt und auf einen Truck geladen. Das letzte was ich von zuhause gesehen habe, waren die brennenden Reste der Häuser und die Schreie der Menschen, die in ihren Häuser verbrannten. Die Menschen, die ich schon mein Leben lang kannte. Ich wusste, dass ich sie nie wiedersehen würde.

„Willkommen in deinem neuen Leben", höre ich eine Stimme und bin wieder in dem großen Raum. Fort von dem Tag, an dem sich die Welt für immer verändert hat. Für jeden. Ich habe geweint, weine immer noch. Dann spüre ich etwas Kaltes an meinem Hals. Ein kurzer Pikser und ich höre auf. Da ist keine Trauer mehr, kein Vermissen, nichts. Nur Leere.

'Willkommen in deinem neuen Leben Beverly', denke ich, aber ich fühle nichts,werde es auch nie wieder. So wie es sich für jemanden wie mich gehört – ein Untermensch– der es nicht wert ist Gefühle zu haben.

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478 Worte

Yes, MyladyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt