Kapiel 59

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Ich schrecke aus dem Schlaf und sitze kerzengerade in meinem Bett. Gelächter erklingt aus dem Wohnzimmer. Stirnrunzelnt schaue ich auf meinem Wecker, 23:05 Uhr. Ich habe eine Stunde geschlafen?

Mein Handy klingelt und ich überlege ob ich mir überhaupt die Mühe machen sollte um ranzugehen. Schließlich nervt mich mein Klingelton und ich gehe doch ran, ohne zu gucken wer es überhaupt ist.

"Hallo?"

"Oh mein Gott, ich bin so froh das du ans Telefon gehst!" Sofort erstarre ich, es ist nicht wegen den Worten sondern wegen der Stimme, die durch mein Handy klingt.

"Jessie, alles okay? Ich weiß das, dass jetzt etwas überraschend kommt aber wir müssen reden!"

"Ähm... Klar.. ja ich schätze das müssen wir."

"Okay, wir treffen uns in 20 Minuten im Park!"

"Warte.. kann das nicht bis morgen warten?"

"Nein es ist sehr wichtig!"

Dann gab es ein klicken in der Leitung. Er hat aufgelegt. Aber das kann nicht sein! Er ist doch tot! Oder? Vielleicht hab ich ihn mir ja doch nicht eingebildet!

Mit rasenden Herzen springe ich aus dem Bett und zieh mir schnell was ordentliches an. Dann mache ich mein Fenster auf, atme tief durch und springe.

Es ist ziemlich stürmisch aber ich achte nicht drauf sondern konzentrier mich auf den Weg. Was wird passieren? Vielleicht ist es nicht die beste Idee mich um diese Zeit mit ihm zu treffen, ohne überhaupt zu wissen ob er es wirklich ist, aber ich muss einfach wissen ob er noch lebt. Ich werde immer schneller, ich muss ihn wiedersehen! Es scheint als wäre der Weg länger als sonst aber ich weiß das ich mir das nur einbilde.

Endlich im Park angekommen, sehe ich niemanden. Ich drehe mich in alle Richtungen. Niemand. Ungeduldig sehe ich auf meine Uhr 23:35 Uhr. Beruhig dich! Es sind nur 10 Minuten.

Doch so richtig beruhigen kann ich mich nicht.

So langsam bekomme ich Tränen in den Augen, ich versuche sie weg zu blinzeln aber es gelingt mir nicht also setzt ich mich auf eine Bank und lass meinen Kopf auf die Knie sinken. Ich lass den Tränen freien lauf. Er ist nicht gekommen, natürlich nicht, schließlich ist er tot.

Mein Handy klingelt erneut und in Hoffnung das es Nick ist, hole ich es aus meiner Hosentasche. Aber es ist John, ich lasse das Handy langsam neben mir auf der Bank sinken. Ich würde grad alles dafür tun um ihn nur noch ein mal zu sehen! Ein einziges mal! Um ihn auf wiedersehen zu sagen, um noch mal sein Lachen zu sehen, seine Augen die jedes mal glänzten wenn er mich ansah. Aber am meisten um noch mal mit ihm reden zu können. Noch mal klingelt mein Handy und ich breche erneut in Tränen aus.

"Nur noch ein mal!" Fange ich an in den leeren Park zu schreien.

"Nur noch ein verdammtes mal!"

Schon wieder klingelt es und ich hebe ab. Es bringt doch eh nichts wenn John sich sorgen macht.

"Was ist?" Frage ich schniefent und etwas zu schroff.

"Wo bist? Ich mach mir Sorgen als.. Warte weinst du?"

"Im Park" ist meine knappe Antwort und lege auf bevor er weiter fragen kann.

Wieder lasse ich meinen Kopf sinken und fange an zu weinen. Ich weiß nicht wie lange ich hier sitze aber nach kurzer Zeit höre ich Schritte, mehrere Schritte.

"Hey, was ist los? Warum sitzt du hier im Park?"

Ich geb mir nicht die Mühe zu Antworten. Ich glaube ich würde sowieso nichts sagen können. Alles was ich möchte ist hier sitzen und mich aus heulen.

Ich spüre einen starken Arm um meine Schulter und kurz darauf werde ich an eine Schulter gezogen. Mit verheulten Augen sehe ich hoch. John sieht mich besorgt an und drückt mich nur noch fester an sich. Ich muss echt schlimm aussehen denn selbst Ricky guckt bedrückt zu Boden und versucht denn Augenkontakt zu vermeiden. Wahrscheinlich ist er einer der vielen Jungs die nicht wissen was sie machen sollen wenn ein Mädchen heult.

Ich bemerke das keine Tränen mehr kommen, vielleicht hab ich mich ja ausgeheult und es kann gar nichts mehr kommen. Als ich mich langsam beruhigt habe fragt John noch mal.

"Also, was ist passiert?"

Ich erzähle ihm vom Anruf und der Hoffnung das er es wirklich sein könnte. Als ich fertig bin, sieht er mich noch besorgter an.

"Du glaubst mir nicht!" Ich will mich bewegen aber er hält mich eisern fest.

"Ich glaub dir, aber du musst zugeben das sich das ziemlich komisch anhört! Vielleicht haben Jason und David seine Stimme aufgenommen oder so was."

"Und warum sollten sie das tun?"

"Damit sie dich fertig machen können!"

Ich drehe mich weg, er glaubt mir nicht! Natürlich hört sich das komisch an aber ich weiß das er das war!

John legt seine Finger unter mein Kinn und dreht meinen Kopf so das ich ihn ansehen muss. Seine Eisblauen Augen sehen tief in meine. Ricky räuspert sich und zeigt in eine Richtung.

"Ich glaub ich hab da was gesehen... ich werd mal nachsehen ob alles in Ordnung ist!"

Ich muss in mich hinein schmunzeln, Echt süß von ihm!

"Wenn du sagst das du dir ganz sicher bist, dann glaub ich dir. Aber sag mir bescheit bevor du so was machst! Stell dir vor es wäre alles von David und Jason geplant, dann hätten sie dich fertig machen können. Ich wäre nicht da gewesen um dich zu beschützen und damit hätte ich niemals leben können!"

Ich bin sprachlos, er hätte nicht damit leben können! Ich fange leicht an zu lächeln und umarme ihn. Nach der Umarmung kommt er näher und küsst mich. Nicht lange aber es reicht um mich aus der Fassung zu bringen.

"Lass uns gehen, bevor Ricky sich aus verlegenheit noch mit einem Ast prügelt."

Ich nicke und wir stehen auf. Er nimmt meine Hand und wir gehen gemeinsam zu Ricky. Als er uns Hand in Hand sieht, schaut er genervt weg.

"Du brauchst nicht gleich rot werden!" Neckt John ihn.

"Zu viel Gefühlsdusselei heute!" Er grinst uns beiden zu. "Aber ihr seit echt süß zusammen!"

Jetzt muss ich verlegen wegsehen. So was von Ricky zu hören ist wahrscheinlich eine Seltenheit. Aber trotz allem kann ich nicht verstehen warum er nicht gekommen ist. Er hat mich mitten in der Nacht her gebeten und dann kommt keiner. Vielleicht hat ja John recht und es war alles nur geplant, dann ist Nick tot und genau das will ich nicht. Auch wenn ich sauer auf ihn war, und auch immer noch bin, ich vermisse ihn.

John lässt meine Hand los und legt seinen Arm stattdessen auf meine Schulter und zieht mich an ihn ran. Es tröstet mich ein wenig in seiner Nähe zu sein.

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Auf dem Weg nach Hause hat sich Ricky verabschiedet und ist selbst nach Hause gegangen. Nun stehen wir im leeren Wohnzimmer.

"Wo ist Alex?"

"Er hat sich mit seinem Vater noch mal unterhalten und sie haben sich vertragen. "

"Das ist ja toll!"

"Ja.. na dann.. gute Nacht."

Er macht Anstalten in sein Zimmer zu gehen aber ich halte ihn auf.

"Warte... kannst... kannst du bei mir schlafen?"

"Ähm... klar!"

Ich sehe das er sich ein grinsen verkneifen muss aber das ist mir grad egal. Heute will ich einfach nicht alleine schlafen. Vor allem weil ich befürchte das ich wieder in dieses gruselige Haus mit diesem Spiegel träume.

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